Siegen. Nach der Elternzeit wieder arbeiten zu gehen, ist für viele Frauen ziemlich aufregend. Sechs Mütter aus Siegen erzählen, wie es bei ihnen läuft.

Viele Frauen fragen sich: Kann ich in meinem alten Beruf zurückkehren, nachdem ich ein Kind bekommen habe? Und wie genau läuft das ab? Sechs Frauen, die regelmäßig das Mütterzentrum in Siegen besuchen, erzählen, wie ihnen der Wiedereinstieg gelungen ist bzw. wie er gelingen soll und mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben.

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Melanie Klaas (34), Erzieherin: „Ich habe mich in meiner Elternzeit für eine Weiterbildung entschieden. Ich habe nie mehr Zeit für eine Fortbildung wie jetzt in meiner Elternzeit. Ich arbeite gerne mit Kindern, aber noch lieber mit Familien. Daher mache ich eine Weiterbildung in der Erziehungsberatung. Das könnte und kann ich auch mit der Arbeit in der Kita kombinieren und auch hier im Mütterzentrum gibt’s die Möglichkeit, sich auszuprobieren.“

Svenja Dettmer (31), Gesundheits- und Krankenpflegerin: „Ich bin in meiner ersten Elternzeit wieder schwanger geworden und habe im vergangenen Sommer mit 45 Prozent wieder angefangen zu arbeiten. Jetzt arbeite ich im „Pool“: Das heißt, ich werde auf jeder Station eingesetzt, wo jemand gebraucht wird. Am liebsten mache ich nur Nachtdienste und ein Wochenende. Ich kann mir meinen Dienstplan quasi selber schreiben. Wenn das Kind einmal krank ist, gibt es ja die Kinderkrankentage oder der Vater hilft. Wenn das nicht geht, boxe ich mich durch und gehe nach den Nächten nicht schlafen. In der Regel werden drei Nachtdienste auf zwei Wochen verteilt. Mein Gefühl sagt mir, dass es für mich so passt.“

Hilfe und Austausch im Mütterzentrum Siegen

Alle sechs Frauen betonen, wie wichtig es ist, ein Netzwerk aus Familie, Freunden und anderen vertrauenswürdigen Menschen zu haben, worauf man bei der Kinderbetreuung im Notfall setzen kann. Generell würden Frauen im Vergleich zu früher mehr wert darauf legen, wieder arbeiten zu gehen, meint Karla Baumgarten. In den Augen von anderen würde man es gerade als Mutter ohnehin „nie richtig machen“, so Svenja Dettmer. Es geht daher vor allen Dingen darum, für sich und als Familie die beste, meist ganz individuelle Lösung zu finden.

Das Mütterzentrum (Müze) befindet sich in der Ziegelwerkstraße 54 in Siegen und ist ein Treffpunkt für Eltern und Kinder. Das Ziel seit seiner Gründung ist es, dass sich Mamas dort gegenseitig helfen. Im Mütterzentrum gibt es regelmäßig Spiel- und Krabbelgruppen, unterschiedliche Kurse und jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr das Müze-Café. „Hier treffen Frauen aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen, es gibt einen guten Austausch und die Kinder wachsen zusammen“, sagt Melanie Klaas, Mitglied des Vorstands des Vereins.

Mehr Infos gibt es unter www.muetterzentrum-siegen.de.

Karla Baumgarten (28), Logopädin: „Ich möchte in meinen Beruf zurückkehren. Ich nutze gerade die Elternzeit, um online Deutsch zu unterrichten. Da kann ich mir die Zeiten so legen, wie es mir passt. Ich habe auch meinen Traum verwirklicht und ein Kinderbuch geschrieben: „Ein Stückchen Heimat“. Als Logopädin kann ich ziemlich frei arbeiten, mir die eigenen Termine einteilen, bin total flexibel. Es ist ein sehr kinderfreundlicher und familienfreundlicher Beruf. Vor meiner Elternzeit war ich Logopädin in Baden-Württemberg. Ich muss mich danach nur örtlich umorientieren.“

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Noemi Pradella (32), Künstlerin: „Ich habe Kunst studiert und mein Kind während des Studiums bekommen. Das hat gut funktioniert, nach sechs Monaten habe ich weiter studiert und mir die Kinderbetreuung mit meinem Mann geteilt. Im vergangenen Sommer habe ich dann mein Diplom gemacht, mit dem Ziel, freie Künstlerin zu werden. Jetzt muss ich schauen, ob es etwas mit einer Kombination zwischen fester und flexibler Tätigkeit gibt. Bei mir fällt der Berufseinstieg mit dem Ende meiner Elternzeit zusammen. Mit einer Familie hat man ein anderes Bedürfnis nach Sicherheit.“

Anna Bäcker (34), Diplom-Pädagogin: „Ich war vor meiner Elternzeit in der systemischen Familientherapie tätig. Zwischen meinem ersten und zweiten Kind habe ich mich um Familienhilfe gekümmert. Es waren nur vier Monate, die ich nach meiner ersten Elternzeit wieder da war. Mit zwei Kindern wird es jetzt schwieriger, im Nachmittagsbereich zu arbeiten.“

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Jacqueline Soika (25), Sozialassistentin: „Ich habe habe vier Kinder und kümmere mich nur noch um sie. Ich würde später aber gerne eine Ausbildung zur Erzieherin machen. Dieser Gedanke verlässt meinen Kopf einfach nicht.“

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