Siegen. Preisverleihung in Siegen: Paula-Irene Villa Braslavsky forscht zur „ominösen sozialen Tatsache Geschlecht“, zur Relevanz von Gender Studies.
Die Universität Siegen hat Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky mit dem Helge-Pross-Preis ausgezeichnet. Prof. Villa Braslavsky nahm die Ehrung im Beisein von Josefine Paul (Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW) im Hörsaalzentrum am Campus Unteres Schloss entgegen. „Es ist eine große Ehre, ich danke sehr für diese Anerkennung“, sagte Prof. Villa Braslavsky.
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Der Helge-Pross-Preis wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Familien- und Geschlechterforschung von der Universität Siegen vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. „Wenn es um die Gleichberechtigung der Geschlechter geht, dürfen wir uns nicht darauf beschränken, nur an den Symptomen von tradierten Rollenzuschreibungen herumzudoktern. Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen ist ein ganz wichtiger Baustein, aber das allein reicht längst nicht aus“, sagte Ministerin Paul. Gleichstellungspolitik müsse etwas Lebendiges, stetig Wachsendes werden, das mit Blick auf aktuelle Anforderungen der Gesellschaft weiterentwickelt werde. Villa Braslavsky greife in ihrer Forschung das Thema gekonnt auf und bereichere dadurch den gesellschaftlichen Diskurs.
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Für das Rektorat der Universität Siegen gratulierte Prorektorin Prof. Alexandra Nonnenmacher: „Helge Pross war eine Pionierin, sie hat Selbstverständliches in Frage gestellt. Diese Tradition haben die Preisträger*innen fortgesetzt – das gilt besonders für Frau Villa Braslavsky.“
Forschungsfelder: Kosmetische Chirurgie, Ernährung, Pornografisierung,...
Villa Braslavsky ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) und Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie und Gender Studies an der LMU München. Geboren 1968 in Santiago de Chile, studierte sie an der Ruhr-Universität Bochum und der Universidad de Buenos Aires Sozialwissenschaften. Sie promovierte 1998 an der Ruhr-Universität Bochum, die Dissertation zur Konstruktion des Geschlechtskörpers mit dem Titel „Sexy Bodies“ wurde zum Bestseller. 2007 habilitierte sie sich an der Leibniz Universität Hannover. Nach einer Gastprofessur an der Universität Innsbruck folgte sie 2008 dem Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität. Dort baut sie mit dem „Gender Salon“ wichtige Brücken zwischen Gender Studies und Zivilgesellschaft.
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„Es ist ein leichtes, sie zu loben“, so Dr. Franka Schäfer (Universität Siegen) in ihrer Laudatio. Prof. Villa Braslavsky forsche zu hochaktuellen, vielfältigen und diversen Themen der Soziologie. Im Fokus steht dabei die „ominöse soziale Tatsache Geschlecht“. Sie stelle stets gesellschaftsrelevante Fragen nach Arbeit und Care, Biopolitik, aber auch (Pop-)Kultur und Geschlechterdifferenzen. Antworten auf drängende geschlechterspezifischen Fragen finde sie in Forschungsfeldern von kosmetischer Chirurgie über Ernährung, Männlichkeiten im Erwerbsleben oder Reproduktionsmedizin bis hin zu Prozessen der Pornografisierung, Protest, sozialen Bewegungen und Politiken des ‚Anti-Genderismus‘ reichen.
Prof. Villa Braslavsky „schaut genauer hin, wo andere wegsehen“
Damit verkörpere sie das Credo der Intellektuellen als kritischem Gewissen der Gesellschaft. Ähnlich wie Helge Pross stehe Prof. Villa Braslavskys wissenschaftliche Karriere für herausragende Leistungen im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung und führe die Relevanz der Gender Studies für ein gelingendes Miteinander vor Augen. Darüber hinaus bringe sie sich in den öffentlichen Diskurs und die Gesellschaft ein. „Sie lebt mit ihrem praxistheoretischen Zugang eine öffentlich betriebene Soziologie. Sie forscht, wo es notwendig ist, schaut dort genauer hin, wo andere wegsehen – und hinterfragt soziale Tatsachen, die unangenehm sind. Sie äußert sich mit Beiträgen zu Fragen, die im weitesten Sinne mit unseren Körpern, als vergeschlechtlichte Körper zu tun haben, und die uns als Gesellschaft in polarisierenden Zeiten angehen“, so Dr. Schäfer.
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In ihrem Festvortrag zum Thema „Gender – eine soziologische Abkühlung“ ging Villa Braslavsky auf Spannungsfelder der Gender Studies ein. „Es geht hoch her beim Thema Gender. Doch bei aller Spannung sollten wir versuchen, von Konflikten ausgehend zu forschen, um sie zu verstehen, anstatt vorher zu urteilen.“
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