Meschede. In der Serie „Typisch Mann - Typisch Frau“ spricht Marc Strehl darüber, warum ihn der Job als Logopäde erfüllt - meist allein unter Frauen.

Die Sprache unterscheidet nicht nur den Menschen vom Tierreich, sondern sie ist auch Grundlage jeglichen menschlichen Zusammenlebens. Wenn die Sprache oder das Sprechen gestört sind, ist die Teilhabe an der Gemeinschaft in Gefahr.

Zum Glück müssen die Kleinsten nicht auf logopädische Hilfe verzichten: Logopäden sind während des gesamten letzten Pandemie-Jahres als systemrelevant eingestuft und dürfen unter Einhaltung von Hygieneregeln weiterarbeiten.
Zum Glück müssen die Kleinsten nicht auf logopädische Hilfe verzichten: Logopäden sind während des gesamten letzten Pandemie-Jahres als systemrelevant eingestuft und dürfen unter Einhaltung von Hygieneregeln weiterarbeiten. © Bundesverband für Logopädie

Hilfe kommt dann von der Logopädie, der medizinischen Fachdisziplin, die Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckbeeinträchtigungen zum Gegenstand hat. Marc Strehl, geboren 1978, ist Logopäde und seit 2002 selbstständig. Sein Therapiezentrum Strehl besteht aus vier Praxen für Logopädie und Ergotherapie in Olsberg, Meschede, Neheim und Brilon. Seit 2006 ist das Therapiezentrum Strehl in Meschede. Wir fragen nach.

Ist die Logopädie nicht eine klassische Frauendomäne?

Als therapeutischer Beruf zählt die Logopädie zu den typischen Frauenberufen. Der Männeranteil an Berufen in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie liegt insgesamt bei ca. 30 Prozent. Die Anzahl männlicher Logopäden liegt erheblich niedriger, ähnlich wie bei den Ergotherapeuten sind sie prozentual bei höchstens 20 Prozent. Insgesamt gibt es in Deutschland ca 29.000 Logopäden. Ihr Tätigkeitsfeld reicht von Saug-, Fütter-, Ess- und Schluckstörungen bei Babys und Kleinkindern über Sprachentwicklungsstörungen bis zu Sprech- und Sprachstörungen in Folge einer neurologischen oder geriatrischen Erkrankung. Mein Praxis-Team besteht ausschließlich aus 25 Mitarbeiterinnen, und unterschreitet damit die oben beschriebene Männerquote. Die Zusammenarbeit mit ausschließlich Frauen ist nicht gewollt, sondern hat sich so ergeben. In jedem Fall bin ich stolz auf mein engagiertes und ambitioniertes Team.

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Warum sind Sie Logopäde geworden?

Von Anfang an hat mich die Vielseitigkeit im therapeutischen Bereich der Logopädie fasziniert: Die Schnittmenge von Medizin, besonders HNO, Orthopädie und Neurologie, Pädagogik, Linguistik und Soziologie sind die zentralen Grundlagen unserer Arbeit. Unser Patientenspektrum reicht vom Kleinkind mit Entwicklungsverzögerungen im Sprech- und Sprachbereich bis zu den überwiegend älteren Menschen, die mit den Folgen eines Schlaganfalls in demselben Bereich zu kämpfen haben. Generell sind auch alle Sprechberufe, wie Lehrer/innen, Erzieher/innen, Telefonist/innen, Schauspieler/innen und viele mehr häufiger betroffen. Heiserkeit oder Räusperzwang sind für diese Berufsgruppen mit erheblichen Beeinträchtigungen verbunden.

Würden Sie den Beruf des Logopäden als eher weiblich ansehen?

Naja, die Zahlen sprechen dafür, dass der Beruf nach wie vor eher Frauen als Männer anspricht. In meiner Ausbildung lag die Anzahl der Männer unter zwanzig Prozent. Mein Therapiezentrum beschäftigt derzeit keinen einzigen Kollegen. Das ist die Realität, die man zunächst einmal zur Kenntnis nehmen muss. Einen geschlechtsspezifischen Grund kann ich nicht erkennen. Ich bin mir sicher, dass Männer in diesem Beruf genau so viel Erfüllung finden können wie Frauen.

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Was hat sich durch das Corona Virus geändert?

Die Logopäden sind als „systemrelevant“ eingestuft worden. Wir können also unter Beachtung der AHA-Regeln weiter arbeiten und freuen uns sehr, dass unsere Patienten uns die Treue halten. Das bestätigt uns in unserer Arbeit.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf, und was nicht so?

Mein Beruf ist für mich ideal, und ich arbeite jeden Tag mit viel Freude und Engagement. Jede gelungene Therapie vermittelt nicht nur dem Patienten, sondern auch dem Therapeuten ein wunderbares Erfolgserlebnis. Natürlich sind die immense Bürokratie und der ausufernde Formalismus ein gewaltiger Hemmschuh. Wir würden die Zeit viel lieber unseren Patienten widmen.

Bleibt Ihnen noch Zeit für Familie und Hobby?

Das ist eine Frage des Zeitmanagement. Bei mir kommt das Fahrradfahren und das Klettern gewiss nicht zu kurz. Ich habe aber auch noch ein kleines Anliegen an alle Bürger/innen: Bitte lassen Sie sich impfen, damit wir schnellst möglich alle wieder in einen geregelten Alltag kommen können.

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