Siegen. Wegen Brandgefahr unter der HTS in Siegen: Busse dürfen nicht auf dem Busbereitstellungsplatz stehen – und Autos nicht auf den Parkplätzen.
Das könnte kompliziert werden in der engen Siegener Innenstadt: Aus Brandschutzgründen darf grundsätzlich nicht unter Brücken geparkt werden, Parkplätzen droht das Aus – zumindest da, wo ein ausreichender Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Unter der Hüttentalstraße (HTS) gibt es zahlreiche Parkflächen. Bei einigen ist der Brandschutz kein Thema, aber im Bereich der Innenstadt kommt die ansonsten hoch aufgeständerte HTS dem Erdboden sehr nahe. Zu nahe.
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Aufgekommen ist das Thema durch den Busbereitstellungsplatz hinter dem Siegener Bahnhof („An der Unterführung“): Der ist ohnehin in der Diskussion, weil die Hufeisenbrücke zum ZOB saniert werden muss und die Busse zumindest für die Bauzeit woanders bereitgestellt werden müssen. Mittelfristig soll die Busflotte auf umweltfreundlichere Antriebe umgestellt, womöglich elektrifiziert werden. Acht Meter muss laut Straßen NRW-Vorschrift als zuständiger Baulastträger die „lichte Höhe“ vom Fahrzeug zur Brücke betragen, was An der Unterführung nicht der Fall ist. Bei vielen E-Bussen sind die Akkus im Dach verbaut, was die Brandquelle noch näher an die Brücke bringen würde. E-Fahrzeuge brennen nicht zwangsläufig häufiger als Verbrenner, aber Batteriebrände brechen im Ernstfall sehr schnell sehr heftig aus und sind sehr schwer zu löschen, es braucht gewaltige Mengen Wasser dafür. Andererseits sind Fahrzeuge auch in der Lage, im drohenden Havariefall, etwa wenn die Batterie-Temperatur steigt, automatisiert zu einem Notfall-Platz zu fahren.
Feuer nah unter der HTS in Siegen: Im schlimmsten Fall müsste gesperrt werden
„Es wäre fatal, wenn so etwas unter der HTS stattfinden würde“, sagt Julia Ollertz, Pressesprecherin der Niederlassung Südwestfalen von Straßen NRW in Netphen. Denn im Falle eines langandauernden, heftigen Feuers nah unter der Brücke wären nicht nur die Verkehrsteilnehmer auf der Brücke unmittelbar gefährdet, sondern im schlimmsten Fall auch die Tragfähigkeit der Brücke, die danach womöglich gesperrt werden müsste. „Das Worst-Case-Szenario möchten wir uns lieber nicht ausmalen“, sagt Julia Ollertz. Als im Oktober 2017 unter der HTS – mit deutlichem Abstand zur Brücke – ein Großfeuer ausbrach und mühsam unter Kontrolle gebracht wurde, war die Standfestigkeit der HTS tagelang nicht klar, am Beton entstand einiger Schaden.
Der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) geht davon aus, dass wahrscheinlich eine andere Fläche als Busbereitstellungsplatz benötigt wird – was in dieser Lage mit dem bestehenden Verkehrskonzept nicht nur schwierig, sondern nahezu unmöglich ist. Die Gespräche dazu laufen, sagt Geschäftsführer Stefan Wied – und werden das wohl auch noch eine ganze Weile tun, weil zahlreiche Beteiligte involviert sind: Stadt, ZWS, Straßen NRW, Landesregierung. Die Kosten für eine Umrüstung der Busflotte auf alternative Antriebe seien so enorm, dass es ohne Förderung nicht gehe.
Diese Parkplätze unter der HTS in Siegen wären von Parkverbot betroffen
Aber E-Busse hin oder her: Auch bei allen anderen Fahrzeugen ist es laut der Brandschutzrichtlinien nicht vorgesehen, dass sie näher als 8 Meter unter einer Brücke parken. In Geisweid, im Bereich des Rathauses, kann dieser Abstand von den Parkflächen zur HTS eingehalten werden, dort können also weiter Autos stehen. Es gibt aber neben dem Busbereitstellungsplatz noch andere niedrige Parkbereiche: Die Parkplätze der Berufskollegs des Kreises am Fuß des Fischbacherbergs zum Beispiel, die sich An der Unterführung entlang Tiergarten- und Fischbacherbergstraße anschließen. Oder der Parkplatz Heeserstraße/Tiergartenstraße, wo man stellenweise aus dem Stand die Brücken-Unterseite berühren kann.
An diesen Standorten wäre die Gefahr eines Feuers, egal aus welcher Quelle, für Verkehr und Bauwerk hoch, so Straßen NRW: „Wir gehen das Thema an“, sagt Julia Ollertz, der Landesbetrieb müsse den Brandschutz unter der HTS gewährleisten. Auf eigenen Flächen, die regelmäßig kontrolliert werden, sei das in der Regel kein Problem – schwieriger werde es, wenn die Flächen nicht Straßen NRW gehören. Dann müsse man in Kontakt mit den Eigentümern treten und nach Lösungen suchen. Die beiden „niedrigen“ Parkplätze unter der HTS etwa dürften perspektivisch keinen Bestand haben, so Ollertz.
Ohne Busbereitstellungsplatz braucht es auch keine teure neue Hufeisenbrücke
Der Kreis Siegen-Wittgenstein als Eigentümer der Parkflächen für die Berufskollegs sieht das ein bisschen anders. Spätere Änderungen hätten keine Auswirkungen auf die Baugenehmigung, die für die Errichtung der Parkplätze erteilt wurde, so Pressesprecher Torsten Manges auf Anfrage – es gelte Bestandsschutz, die Baugenehmigung sei auf gültiger Rechtsbasis erteilt worden.
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Die Stadt Siegen, die auch den Parkplatz Heeserstraße betreibt, hatte ohnehin einige Bauchschmerzenangesichts der gewaltigen Summe, die ein Neubau der Hufeisenbrücke kosten soll – wenn der Busbereitstellungsplatz ohnehin aus Brandschutzgründen verlegt werden müsste, könnte die Diskussion um eine kostengünstigere Alternative, über die dann keine Busse mehr fahren könnten, erneut aufbrechen.