Siegen. Busverkehr an Siegen ZOB ohne Hufeisenbrücke – kann das funktionieren? Und wie passt das zum Ausbau des Radverkehrs zum künftigen Uni-Campus?

Die Hufeisenbrücke am Siegener Bahnhof muss erneuert, künftig sollen zwischen dem Abzweig zum Parkhaus Reichwalds Ecke und dem ZOB Autos grundsätzlich verboten werden (wir berichteten). Das bringt tiefgreifende Umstrukturierungen des Verkehrsraums in diesem Bereich, auch für Busse, Fahrrad und Fußgänger.

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Die Hufeisenbrücke ist das Nadelöhr zwischen dem Verkehrsknotenpunkt ZOB – der für das Busaufkommen zu wenig Haltepositionen hat – und dem daher nötigen Busbereitstellungsplatz auf der anderen Seite der Bahngleise. Nicht nur für die Zeit des Brücken-Neubaus sondern grundsätzlich gibt es Überlegungen, den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zwischen ZOB und Bereitstellungsplatz anders zu organisieren.

Szenario: Ein Busverkehr durch Siegen ohne Hufeisenbrücke – fraglich

Was teuer und aufwendig wäre: Die Linienbündel müssten anders geführt, der ZOB inklusive Mittelinsel umgebaut werden. Ohne Hufeisenbrücke müssten die Regionalbuslinien (R) aus und in Richtung Freudenberg im Bereich des Busbereitstellungsplatzes an der Haltestelle Freudenberger Straße starten und enden. Die Station dient heute schwerpunktmäßig dem Schülerverkehr zu den dortigen Siegener Berufskollegs. Für Citybuslinien (C) benötigte es alternative Fahrtrouten, etwa über Achenbacher und Morleystraße oder durch den Wellersbergtunnel.

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Zudem muss die Hindenburgstraße – für Busse – in beide Richtungen als befahrbar geöffnet werden (siehe unten). Und ein Teil des Busbereitstellungsplatzes müsste auf die Parkfläche an der HTS-Rampe City-Galerie verlagert werden. Bislang gibt es am Bahnhof 36 Pausenstellplätze und einen großen Sozialraum für das Fahrpersonal.

ZWS sieht erhebliche Nachteile für Fahrgäste in Siegen ohne Hufeisenbrücke

Die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den Busverkehr sind für Stadtverwaltung, Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd ZWS und Verkehrsbetriebe VWS nicht final absehbar. Da der ÖPNV aber durch den aufwendigeren Betrieb teurer würde, bevorzugt die Stadt wie berichtet den Ersatzneubau der Hufeisenbrücke. Nach Auffassung des ZWS würde der Wegfall der ZOB-Bereitstellungsplatz-Konstruktion den ÖPNV „überwiegend verschlechtern als verbessern“, wie es in der Stellungnahme heißt. Vor allem, dass die westlichen Linien an der Freudenberger Straße enden sollen, würde im Sinne der Inklusion und der Erreichbarkeit der anderen Verkehrsträger am Knotenpunkt erhebliche Nachteile für Fahrgäste bedeuten. Und auch die Busse würden erheblich länger brauchen, da sie lange Umwege fahren müssten, etwa über den Fischbacherberg oder durch den Wellersbergtunnel.

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Für eine direkte fahrbare Verbindung ist die Hufeisenbrücke erforderlich: Es gibt zwar Unter- und Überführung am Siegener Bahnhof; beide erfordern aber aktuell absteigen und schieben. Ungefähr parallel zur Erneuerung der Brücke stehen zudem erste Bauarbeiten im Zuge des Stadtumbaus im Rahmen von „Siegen – Wissen verbindet“ in den Bereichen Friedrichstraße und Häutebachweg an; beide Bereiche sollen verkehrsberuhigt und fahrradfreundlich werden.

Der Radverkehr in Siegen-Mitte: Neuer Campus Nord muss angebunden werden

Der Teilcampus Nord an der Friedrichstraße soll unter anderem ein Fahrradparkhaus mit mehr als 600 Stellplätzen erhalten, das per Radweg an die Einmündung Sandstraße/Hindenburgstraße angebunden wird, so dass man den neuen Campus vom Bahnhof auch direkter mit dem Rad erreichen kann.

Gleichzeitig entsteht auf der anderen Seite der Bahngleise ein weiteres neues Parkhaus an der Tiergartenstraße (früheres Kreiswehrersatzamt) mit zahlreichen Fahrradstellplätzen – für die Erreichbarkeit des Innenstadtcampus muss auch dieses über eine Radverbindung angeschlossen werden.

In Nord-Süd-Richtung verläuft der Hauptradweg entlang der Gleise, ein Abzweig zum Campus muss also über die Straße „An der Unterführung“ auf der Bahnhof-Rückseite bzw. über die Hufeisenbrücke sichergestellt werden.

Gründliche Umgestaltung für die Hindenburgstraße in Siegen: In beide Richtungen frei

Von besonderer Bedeutung ist die Umgestaltung der Hindenburgstraße, die nicht nur für Busse, sondern auch für den Verkehr mit Fahrrad und E-Scooter (im Sinne der geplanten Erreichbarkeit des Uni-Campus) wichtig ist. Im Einzelnen schlägt die Stadt vor: Hindenburgstraße zwischen ZOB und Heeserstraße/Abzweig Parkhaus in beide Richtungen freigeben; Bussonderfahrstreifen im Bereich Post abschaffen, ebenso den Parkstreifen auf der anderen Straßenseite; neue Busbucht im Bereich Bussteig A (vor dem Zebrastreifen), damit durchgängig Radschutzstreifen in beide Richtungen auf der Hindenburgstraße markiert werden können. Kosten: 400.000 Euro veranschlagt die Verwaltung für diese Maßnahmen, die „unabdingbare Voraussetzung für den Neubau der Hufeisenbrücke und daher Bestandteil der Brückenbaumaßnahme“ sind, wie es in der Vorlage heißt.

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Auf der Hindenburgbrücke gibt es derzeit drei Fahrstreifen – künftig sollen es noch zwei sein, mit einem Fahrrad-Schutzstreifen je Richtung. Die Ampel auf der Kreuzung wird entsprechend des Radverkehrs umgebaut. Kosten: 170.000 Euro, Umsetzung zusammen mit dem Anschluss des Campus Nord an die Sandstraße.