Siegen. Eher keine Alternative: Busbereitstellungsplatz am ZOB Siegen mit zwei Standorten wäre auch teuer und würde wohl dauerhaft Verkehrschaos auslösen

Auch der Haupt- und Finanzausschuss ist mehrheitlich überzeugt, dass ein Neubau der Hufeisenbrücke unerlässlich ist, um den Busverkehr in Siegen langfristig sicherzustellen. Wie berichtet hatte der Verkehrsausschuss einstimmig für die Verbindung zwischen Busbereitstellungsplatz und Knotenpunkt Siegen ZOB gestimmt; im HFA kam erneut Kritik auf.

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So hielt Samuel Wittenburg (Volt) an einer möglichen Zwei-Standort-Lösung bezüglich des Busbereitstellungsplatzes fest, was die Verwaltung nicht eingehend genug geprüft habe. Diese sähe vor, dass die Hufeisenbrücke jetzt schon für Busse gesperrt und nur für Radfahrer und Fußgänger für deutlich weniger Geld neu gebaut, ein Teil des Bereitstellungsplatzes zum Parkplatz Morleystraße neben der Citygalerie verlegt und Busse von dort oder „außenrum“ den ZOB ansteuern würde.

Manchmal leer: Zu Spitzenzeiten muss der Busbereitstellungsplatz Siegen funktionieren

Diese Variante sei unwahrscheinlich, gab Wittenburg zu, aber möglich. Die Fraktion habe sich vor Ort ein Bild gemacht, etwa zehn Bus-Stellplätze an der Morleystraße seien „in der Regel“ ausreichend. Zudem könne diese Variante auch als eine Art Notnagel dienen, wenn im schlimmsten Fall die baufällige Brücke vom einen auf den anderen Tag geschlossen werden müsste. Zudem sei die Platznutzung auf dem aktuellen Busbereitstellungsplatz sehr ineffizient, die Busse stünden dort sehr verteilt.

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Die Fläche wurde sehr wohl untersucht, entgegnete Projektleiter Thomas Griese, Siegener Stadtverwaltung, allein die Größenverhältnisse sprächen für sich: Der Parkplatz Morleystraße ist 2400 Quadratmeter groß, der aktuelle Busbereitstellungsplatz 6500. Und die seien auch erforderlich. In der Tat sei der Platz nicht immer voll belegt, aber es gehe um einen funktionierenden Busverkehr auch zu Spitzenzeiten. „Stadion-Parkplätze sind eigentlich immer zu groß, aber wenn Spiele stattfinden, sind sie voll“, so Griese. ÖPNV am Knotenpunkt Siegen funktioniere nur, wenn ein Busbereitstellungsplatz in seiner jetzigen Größe vorhanden sei.

Grüne fordern künftig Nutzung der Fläche unter Hufeisenbrücke – Musikclub Meyer...

In Sachen Finanzen sei die Zwei-Standort-Variante insgesamt wohl kaum billiger, rechnete Griese vor: Die Brücke müsste auch saniert werden, wenn ab sofort kein Bus mehr drüber fährt. Zudem unterliegt der Busbereitstellungsplatz bis 2038 einer Zweckbindung – würde er anders genutzt, müsste Siegen kräftig Fördermittel zurückzahlen. Zwei Drittel der Busse müssten bei einem geteilten Bereitstellungsplatz einen Umweg fahren – verbunden mit entsprechenden Kosten und Beeinträchtigungen des Verkehrs in der Innenstadt. „Zu Stoßzeiten fahren Busse nahezu im Sekundentakt vom ZOB los“, sagte Bürgermeister Steffen Mues – es sei schwer vorstellbar, wie sich dann Busse zum ZOB auf der engen Passage zwischen Citygalerie und Siegcarré eintakten sollten. Der Busbereitstellungsplatz sei in der Tat oft leer, „aber wenn es drauf ankommt, kann er die komplette Palette an Bussen aufnehmen“.

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Die Grünen sehen die Hufeisenbrücke insbesondere deswegen als unverzichtbar für den ÖPNV an, weil dank ihrer ein barrierearmes Umsteigen aus den Linien aus Richtung Freudenberg am ZOB möglich sei, sagte Joachim Boller – das System kranke aber aber daran, dass die Linien in Siegen Mitte starten und enden. Gäbe es sogenannte „Durchmesserlinien“, sähe das anders aus. Möglich und sinnvoll sei etwa eine für Busse einspurige Hufeisenbrücke mit einer Ampelanlage, die von den Verkehrsbetrieben gesteuert werden würde. Das fordere man mit Blick auf eine Reduzierung der Leerfahrten seit langem, „die Verantwortlichen sind aber flexibel wie eine Eisenbahnschiene. Man kommt da nicht weiter.“ Im Sinne einer flächensparenden Bauweise und Nutzung plädierte Boller dafür, auch künftig unter der Brückenrampe Raum zu schaffen ähnlich denen der heutigen Gewölbe, in denen unter anderem der Musikclub Meyer untergebracht ist.

Wenn Busse von Siegen ZOB keine Schleife mehr fahren müssen, sparen alle Zeit

Die flankierenden Maßnahmen – Öffnung der Hindenburgstraße für Busse und Fahrräder in beide Richtungen, Sperrung des ZOB für Autos – gelte es unabhängig vom Brückenneubau so schnell wie möglich umzusetzen, bekräftige Boller die Auffassung des ADFC aus dem Verkehrsausschuss: Wenn eine erkleckliche Anzahl Busse nicht mehr gezwungen sind, vom ZOB die Schleife über Morleystraße, Kochs Ecke und Kölner Tor zu fahren, erspare man Fahrpersonal und -gästen „zehn Minuten sinnlose Fahrt“. Mit der Hindenburgstraße habe die SPD-Fraktion so ihre Schwierigkeiten gehabt, das Wegfallen dieses Umwegs sei aber ein klarer Vorteil, stimmte Ingmar Schiltz zu. Auch die Neuordnung des Verkehrs am ZOB und dass die Kurzzeitparkplätze hinter den Bahnhof verlegt wurden – aktuell allerdings wegen Bauarbeiten – sei richtig.

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Ein Missverständnis gab es bezüglich der Taxistände am ZOB: Die werden nicht vom Bahnhof verbannt – aber stärker reguliert. „Für Geschäfte und Gastronomie wäre es eine Katastrophe, wenn die Taxis so weit weg vom Geschehen wären“, sagte der Bürgermeister; auch wolle man gerade Frauen abends und nachts so einen zusätzlichen Weg auf die andere Seite des Bahnhofs nicht zumuten. „Taxis gehören an den Bahnhof.“ Künftig aber nur in zugelassener Anzahl und vor dem Bahnhofsgebäude. Und nicht noch 15 weitere Taxis vor dem Siegcarré.