Siegen. Verkehrspolitik für Neubau maroder Hufeisenbrücke am Bahnhof Siegen: Verkehr zwischen Hindenburgstraße – ZOB wird umstrukturiert, Autos verbannt.

Die marode Hufeisenbrücke zwischen Busbereitstellungsplatz und dem Siegener ZOB soll abgerissen und neu gebaut werden. Für diese Grundsatzentscheidung spricht sich der Verkehrsausschuss einstimmig aus – auch vor dem Hintergrund einer anstehenden möglichen Vollelektrifizierung des Busverkehrs.

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Angesichts einer Investitionssumme von mindestens 20 Millionen Euro und einer langen Bauzeit mit erheblichen Einschränkungen für den Öffentlichen Personennahverkehr hatte sich die Politik die Entscheidung nicht leicht gemacht. Im November hatte die Verwaltung Handlungsbedarf angemeldet und bereits umfangreiche Voruntersuchungen vorgelegt: Zu möglichen Alternativen (etwa ein Ersatzneubau als reine Fuß- und Radwegbrücke) oder einer Umstrukturierung des ÖPNV am Verkehrs-Nadelöhr der gesamten Region. Dies wollte die Politik präzisiert wissen.

Verkehrsabläufe am ZOB Siegen von Autos beeinträchtigt, die da nichts zu suchen haben

Nun steht, vorbehaltlich der Ratsentscheidung kommende Woche, fest: Die Betriebseinheit zwischen Busbereitstellungsplatz und ZOB bleibt bestehen, die Brücke wird neu gebaut und darf dann ausschließlich von Bussen, Fahrrädern und Fußgängern überquert werden. Die Hindenburgstraße wird ab der Einmündung Heeserstraße komplett für Autos gesperrt und gleichzeitig für Busse und Fahrräder in beide Richtungen geöffnet, um eine Beschleunigung des Nahverkehrs zu erreichen. Autos, die dort eigentlich nichts zu suchen haben, beeinträchtigen bereits erheblich die Abläufe am ZOB. Uwe Eckmann, ADFC Siegen-Wittgenstein forderte, die Verkehrsführung Hindenburgstraße schnell zu ändern. Schon jetzt könne man „Poser“-Autofahrer auf dem Bahnhofsvorplatz erheblich einschränken, wenn mehr kontrolliert würde.

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Der ÖPNV hatte nahe, gute Parkmöglichkeiten an der Stelle, wo heute die City-Galerie steht, erinnerte Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen Süd (ZWS) im Bauausschuss. Mit dem Bau des Einkaufszentrums wurden ZOB verkleinert und Busbereitstellungsplatz gebaut, damit der ÖPNV überhaupt weiter funktionieren konnte. Ohne Brückenneubau auch für Busse, bekräftigte Padt, werde der ÖPNV in Siegen „auseinandergerissen.“

Elektro-Busse müssen in Siegen bei jedem Wetter und auf die Berge fahren können

Und wenn der sich, wie allenthalben gefordert, zukunftsfähig weiterentwickeln solle, führe auch kein Weg daran vorbei, die Fläche jenseits der Bahngleise für neue Infrastruktur zu nutzen. Mittelfristig steht eine Entscheidung an darüber, welche Antriebstechnik in den Bussen künftig verwendet werden soll: Batterie- oder Wasserstofftechnik. Nach Einschätzung Padts gelten Elektroantriebe derzeit als wahrscheinlicher. Aber diese Technologie bringe eben Rahmenbedingungen mit sich, die es zu bedenken gelte.

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Da wäre das Klima: Elektro-Busse müssen in kalten Wintern bei minus 10 Grad genauso funktionieren wie in heißen Sommern bei plus 35 Grad. Und die Topografie: Busse müssen im Siegerland zahlreiche Steigungen erklimmen. Bei derzeitigem Stand der Technik könne man nicht davon ausgehen, dass Elektro-Busse in Sachen Reichweite die gleichen Kapazitäten erbringen wie dieselgetriebene Fahrzeuge, sagte Padt. Die Busse müssen also nicht nur „nach Schichtende“ geladen werden, sondern auch Zwischenladungen werden nötig.

Elektrifizierte Busflotte braucht Schnellladestationen in Siegen

Dafür braucht es Infrastruktur in Form von Schnellladestationen. Ohne Hufeisenbrücke „müssten wir sehr viele Busse im ZOB unterbringen“, warnte Padt. Für Batterie- und gegen Wasserstofftechnik gebe es eben noch keine Grundsatzentscheidung, so der ZWS-Geschäftsführer auf Nachfrage von Franz Englert (UWG) zur Strom-Infrastruktur. Aber wenn die vorliege, sei selbstverständlich die erste Frage, die es zu beantworten gelte, die nach Anschlussmöglichkeiten rund um den Siegener ZOB.

Wie während des Abrisses und des Neubaus der Hufeisenbrücke der Verkehr abgewickelt wird, sei eine ganz andere Planungsphase: Projektleiter Thomas Griese von der Siegener Verwaltung konnte auf zahlreiche Fragen aus der Verkehrspolitik noch keine Antworten geben. Torsten Schoew (FDP) etwa hatte „mehr Details“ gefordert: „Was passiert, wenn eine Brücke gesperrt wird, sieht man ja aktuell in Lüdenscheid.“

Neue Idee: Direkter Zugang von Hufeisenbrücke zum Mittelbahnsteig in Siegen

Etwa zu den Aufzügen der Fußgängerüberführung: Jannik Krüger (Volt) sorgte sich, dass die Mehrheit der Bahngleise nicht mehr erreichbar ist, wenn diese ausfallen. „Wir müssen dann in der Lage sein, zu reagieren“, bekräftigte Griese.

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Als neue Idee vorgeschlagen wurde für die Zukunft ein direkter Zugang von der neuen Hufeisenbrücke auf den Mittelbahnsteig des Siegener Bahnhofs. Dies sei gerade für Radfahrer attraktiv, zumal es sich auch um eine Fahrradbrücke handle.