Siegen. Die Hufeisenbrücke muss neu gebaut werden. In diesem Zuge muss der Verkehr zwischen Reichwalds Ecke und ZOB neu organisiert werden: Ohne Autos.

Der Siegener ZOB wird noch mehr zum Verkehrsnadelöhr als ohnehin schon: Die Hufeisenbrücke ist marode (wir berichteten) und muss dringend neu gebaut werden. Die Stadt will die Gelegenheit nutzen und den Autoverkehr komplett aus dem Bereich verbannen: Nur noch Fußgänger, Radfahrer und Busse sollen zwischen Busbereitstellungsplatz/Hufeisenbrücke, ZOB und Reichwalds Ecke unterwegs sein dürfen – auch, weil es inzwischen zu erheblichen Problemen mit unbefugt durch den ZOB fahrenden Autos kommt. Der gesamte Verkehr im Kern Siegens soll und muss entzerrt und neu geordnet werden; auch, weil sich zahlreiche anstehende Bauprojekte gegenseitig beeinflussen und überlagern.

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Die Brücke: Mit dem Wellersbergtunnel gibt es eine Auto-Alternative zur Hufeisenbrücke für die Route Innenstadt – Freudenberger Straße. Die Brücke ist nicht mehr sanierungsfähig, muss neu gebaut werden. Mehrere zehntausend Euro fallen jährlich für ihre Instandhaltung an. Auf der anderen Seite der Bahngleise liegt der Busbereitstellungsplatz, von dort wird der ZOB angesteuert. Schon jetzt dürfen Autos die Brücke zum ZOB nicht überqueren. Es gibt aber so viele Ausnahmen, „dass diese nicht kontrolliert werden können“, so die Stadt.

Zunehmend behindern nicht berechtigte Autos am ZOB Siegen den Verkehr

Die Verstöße: Die Verkehrsfläche rund um die Mittelinsel des ZOB wird laut Verwaltung nicht nur von Bussen genutzt, sondern zunehmend von Verkehrsteilnehmern, die dazu nicht berechtigt sind – ebenfalls kaum mehr kontrollierbar. Gleichwohl führen sie zu massiven Behinderungen der Busse.

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Der ÖPNV: Siegen ist das Nadelöhr im kreisweiten Busverkehr, weil zahlreiche Linien über den ZOB angebunden sind und es gerade zu Stoßzeiten zu erheblichen Verspätungen in der stark frequentierten Siegener Innenstadt kommt, die sich dann auf Fahrpläne und Pünktlichkeit auswirken. Weil es nicht genug Halteplätze am ZOB gibt, ist die Hufeisenbrücke unerlässlich, um die Betriebseinheit von Bahnhof und Bereitstellungsplatz aufrecht zu erhalten. Zudem stehen mit der Umgestaltung des Herrengartens, der damit verbundenen Komplettsperrung der Straße sowie dem Johann-Moritz-Quartier weitere Vorhaben mit Auswirkungen auf den Verkehr an.

Gerade zu Stoßzeiten kommt es zu erheblichen Verzögerungen am Siegener ZOB (Archiv).
Gerade zu Stoßzeiten kommt es zu erheblichen Verzögerungen am Siegener ZOB (Archiv). © Hendrik Schulz

Lösungen für diese Veränderungen und Probleme zu finden, den Verkehr in der Innenstadt von Grund auf neu zu ordnen, gleicht dem Durchschlagen des Gordischen Knotens. Die Stadt strebt eine Gesamtlösung an mit dem Ziel, sichere Verkehrsführungen für alle zu errichten, mit Schwerpunkt auf Stärkung des Umweltverbunds (Fuß, Rad, Bus). Wegen der beengten Platzverhältnisse werde es zahlreiche Kompromisse geben, prognostiziert die Verwaltung: „Aus der Sicht des einzelnen Verkehrsträgers nicht immer besser als der Bestand“.

Eine reine Fuß- und Radbrücke statt der Hufeisenbrücke in Siegen wäre noch teurer

Die Brücke: Möglich sind verschiedene Varianten – realistischerweise als Ersatzneubau in derselben Trasse (geschätzt 21,6 Millionen Euro) oder als Neubau einer Rad- und Fußwegbrücke mit Auffahrtsrampen (9,4 Millionen Euro). Dann müsste der Busverkehr über die Gleise anders abgewickelt werden. Mit Blick auf die Kosten sei die zweite Variante zwar bedenkenswert, so die Stadt – dagegen sprechen allerdings erhebliche Kostensteigerungen beim ÖPNV durch die Umstrukturierung. Die müsste – das wahrscheinliche Ende der Eigenwirtschaftlichkeit vorausgesetzt – von den Kommunen mitbezahlt werden. Der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) lehnt die Variante wegen erheblicher Mehrkosten ab. Vorzugsvariante: Ersatzneubau der Hufeisenbrücke. Dafür muss vorher der Verkehr umstrukturiert werden.

Der Verkehr: Die Entzerrung des Verkehrs rund um den ZOB und die Stärkung des Umweltverbunds gehören zum Klimaschutzteilkonzept Mobilität. Die Großprojekte Uni-Umzug und Hufeisenbrücke „bieten eine einmalige Möglichkeit“, den Verkehr in diesem Bereich von Grund auf neu und zukunftsorientiert zu strukturieren, heißt es weiter. Nicht zuletzt, um die Aufenthalts- und Lebensqualität im Siegener Zentrum weiter zu verbessern. Dazu soll das Auto aus diesem Zentralbereich völlig verbannt werden, bis auf Busse und Taxis soll kein Motorfahrzeug mehr einfahren dürfen. Zu Gunsten des Radverkehrs soll daher die Hindenburgstraße für Busse in beide Richtungen geöffnet, auf den Sonderfahrstreifen verzichtet, der Parkstreifen abgeschafft werden. Dies sei, so die Verwaltung, „unabdingbare Voraussetzung“ für den Neubau der Hufeisenbrücke. Kostenschätzung: 400.000 Euro.

Siegener Kommunalpolitik muss Grundsatzentscheidung treffen – Baubeginn in Jahren

Weil Gleise gequert werden, beteiligt sich die Bahn wohl an den Kosten. Gleichzeitig sind Arbeiten an Bauwerken, die Schienen kreuzen, auch immer besonders kompliziert, da teils wohl Sperrpausen für den Zugverkehr nötig werden. Fördermittel aus verschiedenen Töpfen seien durchaus erwartbar, die Stadt wird sich dennoch mit erheblichen Summen beteiligen müssen.

Ohnehin muss die Politik zunächst eine Grundsatzentscheidung über den Neubau der Hufeisenbrücke treffen. Bis die weiteren Formalia abgearbeitet sind – Zuschüsse beantragen, Ausschreibungen für Planung und Ausführung – dürften Jahre vergehen; vor 2025 wird nicht mit einem Baustart gerechnet. Um diese Zeit dürften auch die ersten Arbeiten rund um den Uni-Umzug in die Innenstadt im Rahmen des Großprojekts „Siegen – Wissen verbindet“ beginnen.

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