Siegen. Die Sparkasse Siegen möchte spätestens 2030 CO2-neutral sein. Dafür gibt es einen Plan, der ohne einen umstrittenen Trick funktionieren soll.
Spätestens ab dem Jahr 2030 möchte die Sparkasse Siegen in ihrem Geschäftsbetrieb CO2-neutral sein – fünf Jahre früher, als es in einer entsprechenden Selbstverpflichtungserklärung der Sparkassen vorgegeben ist. Gelingen soll das durch die tatsächliche Reduktion der Emissionen, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Günter Zimmermann beim Pressegespräch zur Nachhaltigkeitsstrategie des Hauses betont: „Wir wollen das nicht erreichen, indem wir Zertifikate kaufen. Das könnten wir heute schon, aber das wäre aus unserer Sicht Greenwashing.“
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Das Thema Nachhaltigkeit an sich „ist für uns nicht neu. Wir sind seit 180 Jahren nachhaltig in der Region tätig“, sagt Günter Zimmermann. Die Art, wie der Begriff verwendet wird, hat sich allerdings in der jüngeren Vergangenheit gewandelt. Viele der Ansätze und Maßnahmen, um die es nun geht, gibt es schon länger. 2021 habe die Sparkasse das Vorgehen systematisiert und in einen festen Plan übertragen, der sich an den sogenannten ESG-Kriterien orientiert: Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Das macht die Sache komplex.
Sparkasse Siegen: Klimaneutralität soll ohne Kauf von Zertifikaten funktionieren
Energiebezug. Bereits im August 2020 habe die Sparkasse Siegen eine Zusatzvereinbarung für klimaneutrales Gas mit Rückwirkung zum 1. Januar abgeschlossen. Seit 1. Januar 2021 bezieht sie nach eigenen Angaben ausschließlich Ökostrom – „echten Ökostrom, nicht über Zertifikate“, wie Günter Zimmermann unterstreicht. Allein die Stromumstellung habe die Treibhausgasemissionen in diesem Bereich um 669 auf nun 8,8 Tonnen gesenkt.
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Verbrauch. Der Papierverbrauch sei im Jahresvergleich um fast 10 Prozent zurückgegangen: Das macht zwei Tonnen aus. Dies sei eine Folge von Digitalisierung „und wurde durch Corona vorangetrieben“, sagt Miriam Braunöhler, die sich die Stelle der Nachhaltigkeitsbeauftragten mit Alexandra Schöps teilt. Homeoffice, Online-Konferenzen und Videoberatungen von Kundinnen und Kunden haben sich mittlerweile als Formate etabliert. Und wenn die Kundschaft nicht gezwungenermaßen in die Filiale kommen muss oder Kolleginnen und Kollegen die Fahrt ins Büro sparen können, fallen natürlich auch keine Emissionen für Wegstrecken an.
Sparkasse Siegen: E-Autos als Firmenwagen und Strom vom eigenen Dach
Gebäude. Bei Baumaßnahmen gehe es immer auch um die Frage, „ob die Erzeugung regenerativer Energien möglich ist“, sagt Alexandra Schöps. Beispielsweise werde in den kommenden Wochen auf dem Dach der Filiale in Dahlbruch eine Photovoltaikanlage in Betrieb gehen, die pro Jahr 15.000 Kilowattstunden Strom erzeugen soll – die Hälfte des Bedarfs an diesem Standort. Der Hauptsitz an der Morleystraße in Siegen erhält derzeit eine neue Lüftungsanlage und neue Kältemaschinen. Die Lüftung soll gegenüber der bisherigen Technik bis zu 20 Prozent Energie einsparen, die Kältemaschinen bis zu 15 Prozent. Und bei der Beleuchtung erfolgt eine sukzessive Umstellung auf LEDs. „Wir werden auch weiterhin regelmäßig schauen, wo es Optimierungspotenziale gibt“, kündigt Alexandra Schöps an.
Komplexe Aufgabe
Die Stelle eines oder einer Nachhaltigkeitsbeauftragten gibt es bei der Sparkasse Siegen seit etwa drei Jahren. Zum 1. Mai wurde sie mit Miriam Braunöhler und Alexandra Schöps neu besetzt.
„Das ist keine einfache Aufgabe, denn da läuft unheimlich viel zusammen, quer durchs Haus“, sagt Günter Zimmermann. Das Thema Nachhaltigkeit betreffe „jeden Faden in der Sparkasse Siegen“.
Mobilität. Als Firmenfahrzeuge sollen nur noch E- oder zumindest Hybrid-Autos angeschafft werden. Dienstreisen sollen nach Möglichkeit nicht mit dem Auto und erst recht nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Zug unternommen werden – oder gar nicht stattfinden, da die während der Pandemie intensiv erprobten digitalen Möglichkeiten „die Notwendigkeit von Dienstreisen stark verringert“ haben, wie es seitens der Sparkasse heißt.
Sparkasse Siegen: Kunden zeigen großes Interesse an nachhaltigen Fonds
Anlageberatung. „Wir empfehlen derzeit 21 Fonds, die Nachhaltigkeitsmerkmale haben“, sagt Miriam Braunöhler. Dieser Punkt werde in Beratungsgesprächen nicht einfach alibimäßig abgehakt, sondern explizit behandelt. Mehr als die Hälfte der Kundinnen und Kunden würden danach fragen oder sagen, dass ihnen dieser Aspekt wichtig sei – also dass ihr Geld so investiert werde, dass es Nachhaltigkeitsziele fördere. An dieser Stelle sei ein Umdenken zu erkennen, ergänzt Günter Zimmermann. Bereits 2006 habe die Sparkasse Siegen einen Nachhaltigkeitsfonds im Angebot gehabt, ihn aber mangels Nachfrage eingestellt. Damals sei viel stärker nur auf die Rendite geschaut worden, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Heute hätten viele Menschen auch die ökologischen und sozialen Folgen ihrer Investitionen im Blick.
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Unternehmen. Die aktuelle Lage auf dem Energiesektor ist in der regionalen Wirtschaft ein sehr großes Thema, wie Günter Zimmermann erläutert. Viele Unternehmen in Siegen und Umgebung seien in energieintensiven Bereichen aktiv, etwa der Stahlerzeugung und -bearbeitung. „Die Wirtschaft ist sehr stark auf Gas angewiesen. Da ist die Frage: Wie kommen die Unternehmen zu neuen Energien?“. Die Sparkasse sei an dieser Stelle beratend tätig. Auf die Rahmenbedingungen hat sie natürlich nur bedingt Einfluss – dass etwa die Errichtung von Windkraftanlagen aufgrund von jahrelangen Genehmigungsverfahren oder Abstandsregelungen oft extrem verzögert oder sogar verhindert wird. „Der Druck ist relativ groß“, sagt Günter Zimmermann. „Aber es fehlen die Leitplanken.“ Gefragt ist die Politik, „wir müssen hier dringend schneller werden“. Die Unternehmen hätten nicht unbegrenzt Zeit, auf Lösungen zu warten, „weil sie jetzt die hohen Kosten haben“.
Sparkasse Siegen: Spenden und Sponsoring für kulturelle und soziale Projekte
Spenden und Sponsoring. Die Sparkasse Siegen hat im vergangenen Jahr mehr als drei Millionen Euro an Spenden zur Verfügung gestellt, vor allem für „Soziales, Bildung, Kultur, Umwelt, Sport, Wirtschaftsförderung sowie Wissenschaft und Forschung“, wie einer Mitteilung zu entnehmen ist. Darüber hinaus begleitete der Stiftungsservice Projektförderungen in Höhe von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Diese Einrichtung des Sparkasse betreut mehr als 35 Stiftungen mit einem Kapital von zusammen mehr als 60 Millionen Euro.
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