Geisweid. In Geisweids Zentrum sollen ein Aldi und Wohnungen entstehen, auf dem Hundt & Weber-Gelände ein ganzes neues Quartier. Geplant: Wohnen – und mehr.

Die Menschen in Geisweid bekommen ihren lang ersehnten Aldi im Zentrum – und außerdem noch ein attraktives neues Quartier mit historischem Charme auf dem „Hund & Weber“-Gelände. Das zumindest kündigen Dr. Ertan Elmaağaçlı und sein Bruder Hamdi von der in Geisweid ansässigen Firma Elih an. Die Zielrichtung ist klar, ein genauer Zeitplan für die Umsetzung der beiden räumlich getrennten Projekte noch nicht. „Wir wollen nicht schnell, schnell, schnell“, betont Hamdi Elmaağaçlı. „Wir wollen etwas Nachhaltiges – und den Stadtteil attraktiver machen.“

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Nach jahrelangem Hin und Her sind die Weichen für einen Aldi-Markt auf dem Elih-Gelände an der Wenschtstraße, direkt gegenüber vom bestehenden Lidl-Markt, gestellt (wir berichteten mehrfach). Nachdem die Verwaltung Gutachten vorgelegt hatte, denen zufolge ein weiterer Discounter an dieser Stelle keine nachteiligen Effekte auf die Geschäfte in der Geisweider Mitte hätte, gab die Politik mehrheitlich ihr Okay – auch wenn manche Ratsmitglieder nach wie vor Zweifel an der Zentrums-Unschädlichkeit äußerten.

Siegen: Viele Menschen in Geisweid wünschen sich einen Aldi auf dem Elih-Gelände

Die Elih-Chefs sind ebenfalls von den positiven Effekten einer Ansiedlung an dieser Stelle überzeugt. „Aldi zieht keine Leute ab, sondern an“, sagt Hamdi Elmaağaçlı. „Und die Menschen hier wollen einen Aldi.“ Daran, dass es explizit dieser Discounter sein muss, lassen viele Geisweiderinnen und Geisweider seit Jahren keinerlei Zweifel. Bisher müssen sie für einen Einkauf bei dieser Kette entweder nach Buschhütten oder nach Weidenau fahren. Und „der Klafelder tickt anders: Der möchte gerne in seinem Stadtteil bleiben“, merkt Ertan Elmaağaçlı an. Ohne jede Süffisanz, wohlbemerkt, denn die Mentalität ist ihm nicht nur vertraut, sondern sympathisch. „Wir sind selbst Geisweider.“ Zwar wohnt er derzeit in Weidenau, doch er ist in Geisweid groß geworden, arbeitet dort und möchte nach eigenem Bekunden wieder dort hinziehen.

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Mit der Wenschtstraße als Linie, jenseits derer sich kein Discounter ansiedeln darf, „wurde willkürlich eine Grenze gezogen“, sagt Ertan Elmaağaçlı über die Hürden in der Vergangenheit. Unmittelbar gegenüber liegt Lidl, auf der anderen Seite der Klafelder Markt. Dass Aldi und Lidl einander die Kundschaft abgraben könnten, sei allen bisherigen Erkenntnissen nach nicht zu erwarten. Konstellationen dieser Art sind nichts Ungewöhnliches, „zwei Discounter, einander gegenüber, potenzieren sich“, sagt der Unternehmer. Auf dem Grundstück soll aber nicht nur das Einzelhandelsangebot Platz finden, sondern ausdrücklich auch Wohnungen, vielleicht auch Arztpraxen und eine Kita. Der Bedarf an bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum in zentraler Lage sei groß, gerade im Hinblick auf ältere Menschen, merkt Hamdi Elmaağaçlı an.

Siegen: Hundt & Weber-Gelände in Geisweid – wohnen im historischen Backsteinbau

Aus dem Zentrum wollen die Elih-Chefs mit ihrem Betrieb heraus. „Die Lage ist zu schade für uns“, sagt Ertan Elmaağaçlı lächelnd und mit Verweis auf die Impulse, die eine kombinierte Wohn-Einkaufs-Dienstleistungs-Nutzung dem Stadtteil nach seiner Überzeugung geben könnte. Mit dem Kauf des Hundt & Weber-Areals an der Ecke Geisweider Straße/Birlenbacher Straße – die Gießerei, gegründet 1914, schloss nach einer dritten Insolvenz Ende Oktober 2020 – war ursprünglich ein neuer Elih-Standort angestrebt. Die räumlichen Kapazitäten an der Wenschtstraße reichen für das auf Handel mit Porzellan, Glas und Besteck sowie auf Logistik spezialisierte Unternehmen nicht mehr.

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Bei näherer Betrachtung des roten Backstein-Hauptgebäudes aus dem frühen 20. Jahrhundert rückten die Brüder allerdings davon ab. „Das gehört zu Geisweid!“, unterstreicht Hamdi Elmaağaçlı den ästhetischen und emotionalen Wert. Der neue Plan, auch nach Gesprächen mit der Stadt Siegen: „Wir wollen die Architektur behalten, nicht abreißen“, sagt Ertan Elmaağaçlı. Dies gelte – naheliegenderweise – für den Altbau, nicht für die Gebäude aus den 70er- und 80er Jahren, deren optischer Reiz sich in den für die Industrie-Bauten jener Zeit üblichen Grenzen hält. Entstehen sollen hier Wohnungen inklusive Lofts und vielleicht Studierenden-Appartements, auch Räume für Start-ups und Gastronomie, geben die neuen Besitzer Beispiele: In jedem Fall ein Ort, der „Lebensqualität“ bietet, wie Ertan Elmaağaçlı hervorhebt. „Wir möchten das Kulturgut erhalten und mit dem Neuen verbinden.“ Großzügige Grünflächen sind Teil des Konzepts.

Siegen: Elih-Chefs wollen für Aldi und Hundt & Weber nachhaltige Lösungen

Beide Projekte – Wenschtstraße und „Hundt & Weber“ – werden auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Energetisch sollen die Wohnungen möglichst autark sein, sagt Hamdi Elmaağaçlı, außerdem barrierefrei und bezahlbar. Maximaler Profit sei nicht das Ziel: „Wir wollen etwas schaffen, das den Stadtteil aufwertet. Uns ist wichtig, dass wir den Leuten weiter in die Augen schauen können.“

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Nächster Schritt für den Aldi an der Wenschtstraße wäre der Antrag zur Änderung des Bebauungsplans, wie Stadtbaurat Henrik Schumann im Gespräch mit der Redaktion erläutert. Und was „Hundt & Weber“ betrifft, so „haben wir ein gutes, sehr konstruktives Gespräch geführt“. Die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt hätten die Elih-Chefs „darauf hingewiesen, was erhaltenswert ist. Und da waren beide sehr offen.“ Auch die Bandbreite möglicher Nutzungen habe die Verwaltung dargelegt. Die Hoffnung sei, dass „ein vielfältiges Quartier“ entstehe, so Henrik Schumann.

Bis es soweit ist, werden noch einige Jahre vergehen. Elih als Unternehmen wird aus Geisweid aller Voraussicht nach wegziehen, wie die Chefs ankündigen – vermutlich in ein Gewerbegebiet in der Region.

Siegen: Hundt & Weber-Areal in Geisweid Kandidat für neues Justizzentrum?

Eine weitere Nutzungsmöglichkeit für das Hundt & Weber-Areal könnten sich die Elih-Chefs übrigens noch vorstellen: Das Grundstück könnte nach ihrer Einschätzung auch für das neue Justiz-Zentrum in Betracht kommen – das Land sucht bekanntermaßen einen neuen Standort. Die Justizgebäude lägen dann in unmittelbarer Nachbarschaft der Kreispolizeibehörde, deren Neubau auf dem Gelände es ehemaligen Krupphochhauses entstehen wird. Auch diese Kombination „würde den Stadtteil aufwerten“, sagt Ertan Elmaağaçlı.

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