Geisweid. „Wenn alle Aldi wollen, müssen auch alle da kaufen“, sonst drohe eine Discounter-Brache: Die Aldi-Gegner in Siegen-Geisweid geben nicht auf.

Grüne, FDP und Linke beharren weiter darauf: Sie wollen keinen Aldi auf dem Elih-Gelände. Im Stadtentwicklungsausschuss wiederholte Silke Schneider (Linke) einmal mehr ihr Argument, dass ein Discounter etwas außerhalb des Stadtteilzentrums Menschen von dort fernhalten würde und Aldi eine indirekte Konkurrenz zu kleineren Geisweider Geschäften darstelle.

Das unabhängige Gutachten des Büros „Stadt+Handel“ war zu einem anderen Ergebnis gekommen.

1. Argument: Aldi zieht Kundenströme aus Stadtteilzentrum Geisweid ab

Schneider sagte, dass der Einzelhandel auch von Kundschaft lebe, die vorbeibummeln und dabei die Geschäfte aufsuchen würden. Wenn man das Stadtteilzentrum erhalten wolle, „arbeitet man hiermit dagegen“. Zudem habe es bereits zwei Mal einen Aldi in Geisweid gegeben, „warum haben sie jedes Mal wieder zugemacht?“, so Schneider. „Wenn jetzt alle Aldi wollen, müssen auch alle da einkaufen, sonst gibt es bald wieder eine Discounter-Brache.“ Dazu Stadtbaurat Henrik Schumann: Aldi hatte damals zugemacht, weil die Verkaufsfläche zu klein war. Und alles, was eine bestimmte Größe unterschritt, sei geschlossen worden, egal wie groß die Kundschaft sei.

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Auch das gern von den Aldi-Gegnern in der Politik vorgebrachte Argument, dass die City-Galerie den Leerstand in der Oberstadt verursacht habe, nannte Silke Schneider erneut: „Das wird in Geisweid auch passieren.“ Einen näheren Standort zur Fußgängerzone gebe es schlicht nicht, erwiderte Bürgermeister Steffen Mues; da müssten sich schon mehrere Händler zusammentun und „alles platt machen“, um die nötige Fläche zu schaffen. Günther Langer (UWG), erinnerte daran, dass man sich vom neuen Rewe eine Belebung der Fußgängerzone versprochen habe – was auch so eingetroffen sei. Als Geschäftsführer des Sozialkaufhauses könne er bestätigen, dass mehr Menschen im Innenbereich unterwegs seien, „ich könnte mir vorstellen, dass das mit einem Discounter ähnlich passiert“.

2. Argument: Es könnte in Geisweid ja auch ein anderer Discounter als Aldi werden

Zumal es sein könne, merkte Markus Nüchtern (FDP), ebenfalls Aldi-Gegner, an, dass am Ende ein anderer Discounter den Zuschlag bekommt. Die Verwaltung habe sich stets bemüht, neutral von „Discounter“ zu sprechen, entgegnete der Stadtbaurat – aber „in Geisweid redet jeder über Aldi – und die Kommunalpolitik redet über Aldi.“ Woraufhin Silke Schneider versuchte, der Presse den Schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben.

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Er wisse nicht, ob die Aldi-Gegner bei den Bürgerversammlungen dabei gewesen seien, sagte Bürgermeister Steffen Mues: Er habe sich übel beschimpfen und beleidigen lassen müssen, „weil es in Geisweid keinen Aldi gibt“. Ihm sei völlig egal, wie sich Investor und Eigentümer des Elih-Geländes einigen, die Stadt habe da „null Einfluss“. Vielmehr „will die Bevölkerung einen Aldi wie noch nie eine Bevölkerung einen Aldi gewollt hat und wie ich das nie hätte glauben können.“

3. Argument: Das Gutachten, das Aldi in Geisweid sinnvoll erachtet, ist doof

Auch Daniela Stoker (Grüne) bewertet einen weiteren Discounter in Zentrumsnähe als „falsche Entwicklung für diesen Standort“. Vorwürfe wurden laut, das von Stadt+Handel vorgelegte Gutachten sei ein „Gefälligkeitsgutachten“; Stoker fand es problematisch, dass Einzelhandelsentwicklungskonzept und Gutachten vom selben Büro erstellt wurden – eine Verquickung mit Beigeschmack, weil aus Sicht der Analysten das eine das andere nicht konterkarieren dürfe.

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„Da muss ich mal krass widersprechen“, sagte Henrik Schumann: Was hätten Stadt und Gutachter davon, in eine bestimmte Richtung zu drängen? Vielmehr sei man in dieser Sache vom üblichen Verfahren abgewichen und habe auf ausdrücklichen Wunsch und auf Basis großer Mehrheiten einen unabhängigen Gutachter eingeschaltet. „Ich verstehe den Konflikt nicht, das ist genau so gewollt“, so Schumann – das Büro erstelle das Einzelhandelskonzept und kenne Siegen daher genau. Andernfalls hätte der Vorwurf womöglich gelautet, dass der Gutachter die Gegebenheiten gar nicht kenne.