Weidenau. Fürs Hallenbad Weidenau stehen die Zeichen auf Abriss und Neubau. Das wird sehr teuer. Doch gegen die bisher geplante Sanierung spricht Einiges.

Das Weidenauer Hallenbad soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Grund sind die aus dem Ruder laufenden Kosten für den eigentlich vorgesehenen Um- und Erweiterungsbau. Mit dem Verwaltungsvorschlag befassen sich der Bauausschuss und der Sport- und Bäderausschuss in einer gemeinsamen Sitzung am 17. August. Die Entscheidung obliegt am 14. September dem Rat. Klar ist: Auf die Stadt kommen erhebliche Ausgaben zu.

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Dass der im September 2019 gefasste Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Hallenbads in Weidenau (inklusive Anbau) von den Entwicklungen überholt wurde, zeichnete sich bereits länger ab. Vor drei Jahren wurden für einen Neubau noch Kosten von 31,7 Millionen Euro angenommen, für die Sanierungs- und Erweiterungsvariante 19,3 Millionen Euro. Doch „die aktuelle Baupreisentwicklung infolge der allseits bekannten äußeren Einflüsse (Corona, Krieg in der Ukraine, Materialverknappung, Energiekosten, Auslastung der Handwerksunternehmen, etc.) hat auch auf die Planungs- und Baukosten des Hallenbades erhebliche Auswirkungen“, wie der neuen Vorlage zu entnehmen ist. Kostenansätze aus den Jahren 2019 bis 2021 hätten „keinerlei Aussagekraft mehr und müssen eigentlich monatlich nach oben angepasst werden“. Folglich müssten alle Baumaßnahmen „ständig im Hinblick auf das Kosten/Nutzen-Verhältnis neu überprüft werden“.

Das Löhrtorhallenbad in Siegen soll nach Eröffnung der neuen Hallenbadlösung in Weidenau verschwinden. Bis dahin soll das Gebäude allerdings noch durchhalten, damit die Siegener Bäderlandschaft zumindest gewissen Standards halten kann.
Das Löhrtorhallenbad in Siegen soll nach Eröffnung der neuen Hallenbadlösung in Weidenau verschwinden. Bis dahin soll das Gebäude allerdings noch durchhalten, damit die Siegener Bäderlandschaft zumindest gewissen Standards halten kann. © WP | Florian Adam

Siegen: Hallenbad Weidenau – Neubau rund zehn Prozent teurer als Sanierung

Für das Hallenbad Weidenau sei diese Überprüfung in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den beauftragten externen Planern geschehen. Ergebnis sind drei Lösungsvarianten:

1. Umbau im Bestand: Hierbei geht es darum, „mit geringstmöglichem Eingriff in den Bestand“ in Weidenau die Anforderungen im Zusammenhang mit der künftigen Bäderlandschaft – schließlich soll mittelfristig das Löhrtorbad komplett entfallen – zu erfüllen. Allerdings könnten dabei „nicht alle Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzungsgruppen abgebildet werden“. Für Foyer, Umkleiden sowie Technik- und Nebenräume gäbe es in dieser Version nicht ausreichend Flächen. Und an Stelle der ehedem angenommenen 19,3 Millionen Euro tritt nun eine Kostenprognose des Architekten von 42 Millionen Euro.

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2. Umbau im Bestand unter Berücksichtigung sämtlicher Nutzergruppen: Hierbei würde „so wenig wie notwendig in den Bestand“ eingegriffen, heißt es in der Vorlage. Stattdessen sollen Anbauten dafür sorgen, dass die Vorgaben erfüllt werden. Die Bruttogrundrissfläche des Bades würde sich vergrößern, die Kosten würden steigen: auf geschätzt 47 Millionen Euro.

3. Ersatzneubau: Die Fachleute des Architekturbüros haben dafür „eine erste sehr grobe Vorentwurfsplanung auf Basis eines von ihnen bereits realisierten Hallenbades“ mit entsprechender Kostenschätzung erstellt. Auch diese beläuft sich auf circa 47 Millionen Euro.

Würde das Weidenauer Hallenbad saniert und mit einem Anbau versehen, würden die Kosten nach jüngster Schätzung bei etwa 47 Millionen Euro liegen. Für diese Summe wären auch Abriss und Neubau möglich.
Würde das Weidenauer Hallenbad saniert und mit einem Anbau versehen, würden die Kosten nach jüngster Schätzung bei etwa 47 Millionen Euro liegen. Für diese Summe wären auch Abriss und Neubau möglich. © Florian Adam

Siegen: Hallenbad Weidenau würde als Neubau bis Mitte 2026 fertig werden

„Aufgrund der in etwa gleichen Baukosten von Variante 2 und 3 ist ein Ersatzneubau zu favorisieren“, so die Schlussfolgerung der Verwaltung. Die finanzielle Frage sei „aber nicht der alleinige entscheidende Parameter“. Jede Variante habe Vor- und Nachteile. Ins Gewicht falle im Hinblick auf die Modelle 1 und 2 unter anderem, dass Bestandsumbauten mit höheren baulichen Risiken verbunden seien, dass sich dabei die Klimaziele der Stadt vielleicht nicht vollumfänglich realisieren ließen und das die Lebensdauer des sanierten Gebäudes möglicherweise nicht denen eines Neubaus entspräche.

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Bei Variante 3 bestünden solche Bedenken nicht; dafür müssten jedoch „alle Planungsleistungen mit geänderten Grundlagen neu ausgeschrieben und beauftragt werden“ und mit einem Baustart sei erst Mitte 2024 zu rechnen, mit der Fertigstellung erst im Sommer 2026. Und es würde natürlich um ein paar Millionen Euro teurer. Die Varianten 1 und 2 würden einen Baubeginn Mitte 2023 gestatten und eine Fertigstellung bis Mitte 2025.

Siegen: Kosten für das Hallenbad Weidenau haben über Jahre Folgen für den Haushalt

Die Finanzierung, das geht aus der Vorlage eindeutig hervor, wird so oder so eine Herausforderung. „Die Stadt hat noch niemals eine solche Investition ohne nennenswerte Gegenfinanzierung im sogenannten unrentierlichen Bereich realisiert“, heißt es in der Vorlage. „Um bei diesen Summen auch nur annähernd von einer Haushaltsverträglichkeit zu sprechen, bedarf es schon außerordentlicher Anstrengungen.“ Wie massiv das Problem ist, macht die Verwaltung in ausgesprochen klaren Worten deutlich: „Rein finanzwirtschaftlich betrachtet müsste es eigentlich insofern nur eine Alternative geben: Die Maßnahme wird nicht realisiert!“ Dies allerdings steht nicht zur Debatte, denn „die sachliche Notwendigkeit wird gesehen“.

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Mit Zuschüssen „in nennenswerter Größenordnung“ sei aktuell nicht zu rechnen. „Die (nahezu) komplette Summe wird über Kredite zu finanzieren sein, welche dann die investive Verschuldung der Stadt entsprechend langfristig erhöhen.“ Dabei sei zu bedenken, dass die Zinsen für Kredite bereits gestiegen seien und weitere Steigerungen angenommen werden müssten. „Das Projekt würde einen erheblichen Anteil der Gesamtinvestitionen der Folgejahre ausmachen. Klar sein sollte, dass der Spielraum für weitere Investitionen in den nächsten Jahren deutlich geringer sein wird.“ Dies müsse bei den Haushaltsberatungen ab dem Jahr 2023 „strikt beachtet werden“.

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