Siegen. 50 Millionen Euro: Baukosten steigen weiter, so stark, dass ein Neubau des Hallenbads Weidenau womöglich billiger wird als erweitern und sanieren
- Preissteigerung extrem: Die Erneuerung des Hallenbads Weidenau könnte bis zu 50 Millionen Euro kosten
- Damit wird ein Neubau wieder wahrscheinlicher: Denn der hält für die gleiche Summe doppelt so lange
- Bislang war ein Erweiterungsbau und Sanieren im Bestand die favorisierte Lösung
Inzwischen sind die Baukosten so stark gestiegen, dass ein kompletter Neubau des Hallenbads in Weidenau wahrscheinlich wird. Zumindest aber ist der finanzielle Unterschied zu Sanierung und Anbau derart geschrumpft, dass es mit Blick auf die Lebensdauer des Gebäudes womöglich lohnender sein könnte, gleich ganz neu zu bauen – anstatt den Bestand zu sanieren und zu erweitern.
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„Die Baukostensteigerungen sind extrem“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann im Gespräch mit dieser Zeitung. Und man müsse damit rechnen, dass sich die Preisspirale weiter emporschraubt. „Das muss politisch beantwortet werden.“ Denn letztlich geht es um die Frage, wie die Stadt mit ihren Haushaltsgeldern umgeht, wenn die verfügbaren Mittel von der finanziellen Realität überholt werden. Der Stadtbaurat formuliert es vorsichtig: „Die Seriosität von Kostenschätzungen hat eine andere Qualität als in den vergangenen Jahren“ – es ist immer weniger absehbar, was ein Bauprojekt letztlich kosten und wie lange es dauern wird. Damit muss die Politik grundsätzlich umgehen – und in solchen Situationen priorisieren: Das Geld wird nicht mehr reichen für alle noch vor wenigen Monaten ins Auge gefassten Vorhaben.
Wenn Siegen schon so viel Geld ausgibt: Dann lieber für 60 statt 30 Jahre Hallenbad
Das Hallenbad-Projekt betreut für die Stadt Siegen ein großes, erfahrenes Planungsteam, das auch andere solcher Vorhaben in Deutschland begleitet, so Henrik Schumann – dennoch gleiche der Blick nach vorn derzeit immer dem Blick in die Glaskugel. Informationen dieser Zeitung zufolge würde der Umbau im Bestand zwischen 40 und 45 Millionen Euro kosten, ein Teilneubau 44 bis 51 Millionen, ein Ersatzneubau zwischen 43 und 50 Millionen – bei derzeit 14 Prozent Kostensteigerung, fortgeschrieben auf einige Jahre, ohne Gewähr.
Wenn die Stadt ohnehin so viel Geld ausgeben muss: Der Lebenszyklus des Gebäudes sollte jedenfalls bedacht werden, so Henrik Schumann. „Wir können nicht einfach so weitermachen.“ Denn selbst wenn Sanierung und Erweiterung wenigstens ein paar Millionen Euro günstiger wäre – mehr als 30 Jahre Laufzeit würden Experten auch einem durchsanierten Bad nicht geben, erläutert der Stadtbaurat. Ein kompletter Neubau indes würde 60 Jahre halten. Die Stadt müsse also überlegen, ob sie nachfolgenden Generationen das Problem überlassen will, will sie zunächst etwas sparen – wenn überhaupt.
Auch als Neubau: Das Grundprinzip der Hallenbad-Erweiterung Weidenau wäre ähnlich
Ein Neubau wäre auch gar nicht grundsätzlich anders konzipiert als die bisherige Vorzugsvariante Teilneubau, die den Anbau von 1970, rechts vom Eingang, auf die linke Seite des Mitteltrakts spiegelt. Das Grundstück selbst und die Rahmenbedingungen böten funktionell auch keine wirklich andere Lösung, erklärt der Stadtbaurat. Von Vorteil wäre zum Beispiel, dass moderne Lüftungstechnik nicht aufwendig in den Bestand eingepasst werden müsste, weil ein Neubau von vornherein auf solch technische Erfordernisse ausgerichtet werden kann.
In Sachen Hallenbad Weidenau erstellt die Verwaltung über die Sommerferien für die Politik eine neue Vorlage. Noch liegen nicht alle Gutachten vor, etwa zur Betonqualität. Vor dem Hintergrund, dass das ebenfalls sanierungsbedürftige Löhrtorbad mittelfristig nicht mehr zur Verfügung stehen wird und die Wasserfläche insgesamt aber erhalten bleiben soll, war die bisherige Vorzugsvariante ein Anbau ans Bestandsgebäude mit dann insgesamt drei großen Schwimmbecken. Die Neubau-Variante war ebenfalls bereits untersucht, aus Kosten- und Betriebsgründen aber verworfen worden – bislang.
Das Löhrtor-Stadtbad in der Siegener Innenstadt muss wohl noch länger durchhalten
Der ursprüngliche Fertigstellungstermin 2024 war zuletzt ohnehin nicht mehr wahrscheinlich erschienen und 2025 als neue Zielmarke genannt worden. Auch das erscheint nun fraglich: Müsste umgeplant werden, würde auch das einige Zeit dauern, zudem sind auch die Ausschreibungen und Vergaben von Aufträgen durchaus nicht immer unproblematisch – für manch städtisches Bauvorhaben melden sich keine Firmen, das Verfahren muss eine weitere Runde einlegen.
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Egal wie: Ein Badebetrieb in Weidenau während der Bauzeit wäre auch bei Sanierung und Anbau zumindest schwierig, sicher aber aufwendig und teuer, so Henrik Schumann. Das Stadtbad am Löhrtor müsse also im Sinne des Badebetriebs durchhalten – und zumindest das sieht auch nicht ganz schlecht aus, berichtet der Stadtbaurat: „Wir haben die Lage da ganz gut im Griff.“ Dennoch werde hier sicher eine Interimslösung notwendig, etwa um eine Betonsanierung am Beckenumlauf durchführen zu können, eines der großen Probleme beim sanierungsbedürftigen Stadtbad. Zumindest die Zeit ist hier kein Problem, denn auch bei der Universität, die auf dem Grundstück zentrale Gebäude des neuen Innenstadt-Teilcampus Süd errichten will – wenn Weidenau fertig und Löhrtor abgerissen ist – kommt es zu Verzögerungen.