Siegen. Die Rechnungen gehen durch die Decke, die die Stadt Siegen zu bezahlen hat. Hier steht, warum der Kämmerer dennoch einigermaßen entspannt ist.

Mit dem unerwartet guten Jahresabschluss 2021 ist die Stadt Siegen nicht aus dem finanziellen Schneider. Bei den 16,1 Millionen Euro Mehreinnahme an Gewerbesteuern habe es sich im eine „atypisch hohe Steuernachzahlung“ gehandelt, sagte Kämmerer Wolfgang Cavelius im Gespräch mit dieser Zeitung, „damit können wir nicht jedes Jahr rechnen“. Von der hohen Steuereinnahme profitiert auch der Kreis Siegen-Wittgenstein – die von jeder Stadt zu zahlende Kreisumlage richtet sich nach ihrer Steuerkraft. Um die Rechnung, die in diesem Jahr aus dem Kreishaus kommt, zu bezahlen, hat die Stadt deshalb schon im Jahresabschluss 2021 eine Rückstellung gebildet.

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Stadt Siegen braucht im Jahr 500.000 Liter Benzin und Diesel

Für das laufende Jahr sei er „noch guter Dinge“, was die erwarteten Einnahmen angeht. „Was uns drückt, sind die Aufwendungen“, sagt Wolfgang Cavelius: Alles wird teurer, „die Baupreise schießen durch die Decke.“ Das macht sich zum Beispiel bei anstehenden Sanierungsarbeiten an Gebäuden bemerkbar. Bezahlen muss die Stadt auch die gestiegenen Energiepreise.

Für die Gaslieferung baut die Stadt in diesem Jahr noch auf einem geltenden Liefervertrag. 2023 werden dann aber neue Konditionen durchschlagen. An Benzin und Diesel braucht die Stadt jährlich rund 500.000 Liter. „Die Preissteigerung kann man sich schnell ausrechnen“, sagt der Kämmerer, „insgesamt kommen Millionen-Beträge auf uns zu.“

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Personal und Material fehlen: Stau bei Baumaßnahmen wird länger

Andererseits: Bei weitem nicht alle erwarteten Rechnungen werden in diesem Jahr eintreffen – die Firmen haben Personal- und Materialengpässe. Wolfgang Cavelius nennt das Beispiel der Brandschutztür für einen Kindergarten: Erst zog sich die Lieferzeit um zwölf Wochen hin, dann brach in der Firma Corona aus – und endlich, vor dem Einbau, stellte sich heraus, dass ein falsches Maß geliefert wurde. „Wir können das Geld nicht ausgeben, obwohl wir es müssten.“ Der Stau bei der Umsetzung von Maßnahmen, der mit zum positiven Jahresabschluss 2021 beiträgt (eine Million Euro Plus statt 3,9 Millionen Euro Minus), wird somit länger. Und so wird es auch weitergehen, weil sich die Marktbedingungen nicht ändern, schätzt der Kämmerer. „Ich sehe mittelfristig keine Entspannung.“

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Siegener Haushalt 2022 noch nicht genehmigt

Die Frage nach einer Haushaltssperre in diesem Jahr stellt sich Kämmerer Wolfgang Cavelius derzeit nicht. Zum einen, weil den Mehrausgaben für Baukosten und Energie Minderausgaben wegen nicht ausführbarer Vorhaben gegenüberstehen. Zum anderen, weil die Stadt noch gar keinen genehmigten Haushalt hat. Bis Ferienbeginn rechnet Cavelius mit dem grünen Licht aus Arnsberg. Erst dann kann mit der Ausschreibung und Vergabe von Aufträgen begonnen werden – viel Zeit fürs Geldausgeben bleibt in diesem Haushaltsjahr dann nicht mehr.

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