Lützel. Die Areto Consulting GmbH möchte die Liftschänke in Hilchenbach umbauen, es soll etwa eine Hausbrauerei entstehen. Nicht alle finden Vorhaben gut.
Noch in diesem Jahr soll die Liftschänke in Lützel wieder öffnen. Die nächste Skisaison 2022/2023 würde Jan Strackbein gerne mitnehmen. Er ist Geschäftsführer der Areto Consulting GmbH, die das Haus gekauft hat und umbaut. Das Gebäude wurde bereits entrümpelt, die Baupläne haben sich noch mal etwas geändert. „Jetzt warten wir auf die Bauanträge“, berichtet Jan Strackbein. Die Hilchenbacher Stadtverwaltung begrüßt das Projekt, seitens der Naturschutzverbände Nabu und Bund gibt es allerdings Kritik.
Hilchenbach: Liftschänke in Lützel – das sind die Umbaupläne
Ursprünglich war geplant, dass die Liftschänke um eine Etage aufgestockt wird (wir berichteten). Nun wird darauf verzichtet, stattdessen erfolgt eine bauliche Erweiterung in Skihang-Richtung. „So lässt sich das Gebäude besser in die bestehende Landschaft einbauen“, erläutert Jan Strackbein. Im Erdgeschoss der neuen Konzeption befinden sich der Gastraum mit Thekenbereich sowie ein Loungebereich. Angegliedert sind Sanitäranlagen, Küche und Meetingräume, die flexibel durch mobile Trennwände aufgeteilt werden können. So geht es aus der Vorlage zum Bau- und Verkehrsausschuss hervor.
Einstimmiger Beschluss
Der Bau- und Verkehrsausschuss des Rates der Stadt Hilchenbach beschloss in der vergangenen Woche einstimmig das Einvernehmen zu dem Projekt.
Baudezernent Michael Klever sagte: „Wir sind froh, wenn dort eine zielgerichtete Nutzung Eingang findet.“ Der Bauantrag für das Projekt laufe. „Es ist ein Plus für den Standort Lützel“, betonte wiederum Ausschussvorsitzender André Jung (CDU).
Auch eine öffentliche, barrierefreie Sanitäranlage wird geschaffen, sie ist von außen und innen erreichbar. Im Untergeschoss wird das Gebäude um eine Braustube mit Hausbrauerei erweitert. Neben diversen Nebenräumen inklusive Sanitäranlagen werden neun Beherbergungszimmer mit insgesamt elf Betten eingerichtet. Die Außenterrasse wird den Blick auf den Skihang bieten.
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Die Dächer müssen ersetzt werden, darauf sollen dann zum Teil Photovoltaikanlagen installiert werden. „Auch eine Dachbegrünung“, so Strackbein. Der Preis für das gesamte Projekt ist bedingt durch die Corona-Pandemie schon in die Höhe geschossen. „Bereits jetzt liegt er über 30 Prozent über der Kostenschätzung vom Anfang“, berichtet Strackbein. Derzeit würden die Kosten für das Gebäude im „niedrigen siebenstelligen Bereich“ liegen.
Hilchenbach: Liftschänke in Lützel soll auch angemietet werden können
20 Wochen im Jahr möchte Areto das Haus für ihre eigenen Zwecke nutzen, unter anderem für Meetings oder Ausbildungsmaßnahmen, erläutert der Geschäftsführer. Die restlichen Wochen kann die Liftschänke angemietet werden. An den Wochenenden und nach Bedarf soll zudem die Gastronomie betrieben werden.
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„Wir werden unser eigenes Bier brauen“, erzählt Jan Strackbein. „Das wird kein Pils sein.“ Es würde vermutlich ein „Craft Beer“ werden, für Frühling und Sommer sowie Herbst und Winter soll es dann besondere Hausbier-Varianten geben. Das weitere gastronomische Angebot möchte die Firma möglichst einfach halten, zum Beispiel mit einer „Brotzeit“. „Es soll ein Ort zum Wohlfühlen entstehen.“
Liftschänke in Lützel: Projekt ist für Hilchenbacher ein „Herzenswunsch“
Das ganze Projekt ist für Jan Strackbein ein „Herzenswunsch“. Bund und Nabu befürchten jedoch, dass die Liftschänke sich negativ auf einen „sensiblen Naturbereich“ auswirken könnte. „Wir sind sehr verwundert und auch ein wenig enttäuscht über die Kritik der beiden Organisationen“, so Jan Strackbein.
Areto wolle die Liftschänke „in einen Ort verwandeln, den die Familien aus der Region nach Wanderungen oder am Wochenende als Erholungspunkt nutzen können“. Sie würden nicht in „unberührter Natur“ bauen. „Wir versuchen etwas Bestehendes für die Region nachhaltig zu verbessern.“ Derzeit stellt der Flächennutzungsplan das Grundstück als Fläche für Wald dar, inklusive des südwestlich angrenzenden Parkplatzes.
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Die Firma setze sowohl beim Bau, dem Heizen, den elektronischen Geräten und bei der Gastronomie auf Nachhaltigkeit, unterstreicht Strackbein. So sollen im Gastronomiebetrieb Bioprodukte verwendet, alle nicht wiederverwendbaren Materialien vermieden werden. „Wir sind sogar gerade in Gesprächen um uns nach der Eröffnung nach dem anerkannten Zertifizierungssystem ‚Stop Climate Change‘ (SCC) zertifizieren zu lassen und somit klimaneutral zu werden.“
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All diese Nachhaltigkeitsgedanken habe die Firma schon in die Planung des Umbaus der Liftschänke mit einfließen lassen. „Vielleicht war es ein Fehler, dies nicht öffentlich verlauten zu lassen, aber unser Nachhaltigkeitsengagement sollte ausdrücklich nicht als Marketingthema von uns genutzt werden, da wir es aus Überzeugung und nicht aus Gründen der Öffentlichkeitsarbeit verfolgen.“
Hilchenbach: Liftschänke in Lützel – diese Kritik wird an dem Projekt laut
Der Naturschutzbund (Nabu) befürchtet mit der Neugestaltung der Liftschänke ein Eindringen in „ganz sensible Außenbereiche“, so Michael Düben vom Nabu. Das Gebäude liege im Landschaftsschutzgebiet und direkt am Rothaarsteig. „Dort ist ein verkehrsarmer Raum,“, erläutert er. In solch einem „sensiblen Naturraum“ müsse man keine Seminare abhalten, auch brauche es nicht an jeder Ecke eine Möglichkeit zum Einkehren. Mit der Ginsburg-Stube und dem Hotel Restaurant Ginsberger Heide gebe es schon genug gastronomische Angebote auf der Lützel. „Man muss nicht an jeder Ecke eine Waffel essen können.“ Der Raum für Natur, Tiere und Pflanzen würde sowieso immer geringer. „Wo will man da aufhören?“
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Als Träger öffentlicher Belange sei der Nabu dazu aufgefordert worden, Stellung zum Projekt zu beziehen. Er habe daraufhin die Bedenken geäußert. Die Organisation habe zudem „verblüfft“, dass sich hinter dem Liftschänke-Investor eine Unternehmensberatung verberge. „Ein Gewerbebetrieb kann das auch woanders machen“, sagt Michael Düben über das Liftschänke-Projekt. „Hier steht der gewerbliche Faktor im Vordergrund“, meint Düben, „nicht der touristische“, wie die Stadtverwaltung behaupte. „Die Stadt sollte ehrlich mit den Fakten umgehen.“
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