Hilchenbach. Der Nabu Siegen-Wittgenstein eröffnet seine Geschäftsstelle im Haus der Klimawelten. Das kann eine spannende Nachbarschaft werden.

Der Naturschutzbund Siegen-Wittgenstein hat in den Klimawelten eine Geschäftsstelle eröffnet. Eva Lisges leitet das Büro, das in einem der ehemaligen Klassenzimmer der Florenburgschule eingerichtet worden ist. Mit dem neuen Angebot erfülle sich der Nabu den Wunsch nach einem Domizil im Zentrum des Kreisgebietes, sagt Vorsitzende Prof. Dr. Klaudia Witte. „Wir erhoffen uns, dass die Sichtbarkeit des Nabu steigt und wir mehr Interesse am Naturschutz wecken können.“

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Blaue Blume und Bienen-Quartett zum Einzug

Der Klassenraum im Obergeschoss ist nun das blaue Zimmer in der alten Stadtschule. Unten sind die Farben Gelb mit dem Nachhaltigkeitsraum und Grün mit dem Repair-Café vertreten, neben Klima-Küche, Klima-Labor und Veranstaltungsraum im Erweiterungstrakt. Oben entsteht nun noch ein roter Raum für eine Ausstellung zum jeweiligen Jahresthema des Regionalzentrums „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, das die Klimawelten mit ihren zwei hauptamtlichen Kräften auch sind. Das Raumangebot – Mitmieter sind die Hilchenbacher Stadtwerke – ist damit ausgefüllt. Aber auch nur das, betont Klimawelten-Vorsitzende Ingrid Lagemann: Was die inhaltliche Entwicklung angeht, „sind wir, glaube ich, nie fertig.“

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Der immerhin 70 Quadratmeter große Klassenraum wird für den Nabu nicht nur Büro, sondern auch Treffpunkt sein. In den Regalen und Schränken gibt es Literatur und Infomaterial, für die Treffen von Arbeitsgruppen Platz und für Vortragsveranstaltungen einen Beamer. „Ein idealer Ort des Zusammenwirkens für den Naturschutz“, sagt Klaudia Witte. Für die Traubenhyazinthe, natürlich in Blau, mit der Ingrid Lagemann die neuen Bewohner begrüßt, revanchiert sich die Nabu-Vorsitzende mit dem nagelneuen Wildbienen-Quartett, das Klaudia Witte mit Mitarbeitenden ihres Lehrstuhls und dem Bochumer Bienenforscher Christopher Bause entwickelt hat. Da gewinnt, wer die größten, legefreudigsten und am längsten fliegenden Bienen hat. Klar, dass die blauen Pollen der Klimawelten-Hyazinthe auch den echten Bienen gut tun.

In dem 70 Quadratmeter großen Klassenraum können sich auch Arbeitsgruppen treffen.
In dem 70 Quadratmeter großen Klassenraum können sich auch Arbeitsgruppen treffen. © NABU | NABU

Beispiel Windräder: Naturschutz und Artenschutz im Dialog

Spielen können die Klimawelten auch: „Wald und Wind“ heißt das dort entwickelte und mittlerweile schon preisgekrönte Planspiel zum Für und Wider von Windrädern. „Schüler sollen von Anfang an lernen, dass es nicht nur die eine Lösung gibt“, erklärt Ingrid Lagemann den Ansatz der Umweltbildungsstätte. Das dürfte auch der Nabu deutlich machen, der Windrädern dort kritisch gegenüber steht, wo sie Vögel töten können. „Ein grünes Dilemma“, sagt Klaudia Witte – dieser Konflikt zwischen Klimaschutz und Artenschutz wäre geeignetes Thema für ein weiteres Planspiel: „Eine Supersache, bei der Nabu und Klimawelten zusammenarbeiten können.“

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Da könnte über Standorte gesprochen werden, über Alternativen wie zum Beispiel Photovoltaik und nötige Weiterentwicklungen wie Speichermedien. „Am schlimmsten sind sonniges Wetter und starker Wind“, sagt Klaudia Witte, „damit würde das Stromnetz überlastet.“ Batterien? Auch die werden zum Abfall, „eigentlich müssten wir schlauer sein.“ Da wäre vielleicht ein Besuch bei der SMS nebenan in Dahlbruch erhellend – deren Ableger „Primobius“, der Anlagen zum Batterierecycling herstellt, im März offiziell eröffnet wird.

Das denkmalgeschützte Gebäude am Kirchweg wurde 1906 errichtet. Bis 2008 war hier die Florenburg-Grundschule angesiedelt. 2017  wurden hier die Klimawelten eröffnet.
Das denkmalgeschützte Gebäude am Kirchweg wurde 1906 errichtet. Bis 2008 war hier die Florenburg-Grundschule angesiedelt. 2017 wurden hier die Klimawelten eröffnet. © WP | SCHWAB, Steffen

Beispiel Tiergarten: Die Sache mit dem twitternden Baum

Und so weiter: Auch im Konflikt werden die neuen Nachbarn „immer im Gespräch bleiben“, verspricht Ingrid Lagemann. Aufregend wird es auf jeden Fall werden: Denn der Nabu bringt auch ein Projekt mit nach Hilchenbach, das gerade über die Südwestfalen-Regionale prominent wird und bei dem auch die Klimawelten Partner sind. Im Weidenauer Tiergarten werden Kameras, Mikrofone und Sensoren helfen, dass Gäste „Natur digital begreifen“ (so der Projekttitel) können. Dazu gehört zum Beispiel der Blick via Smartphone in die Spechthöhle, aber auch der twitternde Baum, der Kurznachrichten über sein Befinden versendet. „Der Stammumfang verändert sich täglich“, verrät Klaudia Witte und verspricht, dass „Prozesse sichtbar werden, die sonst verborgen bleiben“.

Nachbarn: Und immer lockt die Klimaküche

Mit dem Einzug in die Klimawelten endet die Zeit, in der Helga und Michael Düben ihr Zuhause in Bad Berleburg dem Nabu als Stützpunkt zur Verfügung gestellt haben. Das Infotelefon allerdings bleibt dorthin geschaltet – „wenn jemand schnell Rat und Tat benötigt“. Eva Lisges ist montags von 10 bis 14 und donnerstags von 15 bis 18 Uhr im Büro. „Ich freue mich, nicht mehr allein zu Hause zu arbeiten.“

Für den Austausch ist das Team der Klimawelten da. Und irgendwann auch der oder die neuen Bufdis. Denn mit der festen Geschäftsstelle bekommt der Naturschutzbund auch die Möglichkeit, Einsatzort im Bundesfreiwilligendienst zu werden. Der schon wegen der Klimaküche nebenan attraktiv ist: Ingrid Lagemann hat Kostproben von selbst gemachter Marmelade mitgebracht. Und gekaufte Schokolade – die aus eigener Herstellung ist schon wieder alle.

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