Siegen. UWG und AfD stimmen mit Volt gegen geplante Bebauung des Munitionsdepots am Wellersberg in Siegen. CDU, SPD und Grüne halten am „Kompromiss“ fest
Die Kommunalpolitik bleibt mehrheitlich dabei: Auf dem Gelände des Munitionsdepots am Wellersberg sollen Wohngebäude entstehen. Volt will das per Antrag verhindern, fand aber auch im Bauausschuss keine Mehrheit.
Das muss nicht dauerhaft so bleiben; wohl auch auf den öffentlichen Druck hin – erneut wurde vor der Sitzung von Gegnern des Vorhabens demonstriert, eine Petition hat inzwischen knapp 5000 Unterzeichner – änderte die UWG ihre Meinung. Beim Grundsatzbeschluss stimmten die Unabhängigen Wähler noch für die Pläne, nun lehnt sie sie gemeinsam mit Volt und der AfD ab. Die Einstimmigkeit ist dahin; FDP und Linke enthielten sich. CDU, SPD und Grüne bleiben bisher bei dem, was sie vor nicht allzu langer Zeit beschlossen haben, verweisen aber wiederholt auf den Kompromisscharakter der Entscheidung.
Die Gegner einer Bebauung auf dem Munitionsdepot in Siegen
Die starke Nachfrage nach Wohnraum sei unbestritten, sagte Erik Dietrich (Volt) und verwies auf zahlreiche gelungene Beispiele für Nachverdichtung in jüngerer Zeit – dies gelte es weiter zu verfolgen, statt weiter Flächen zu versiegeln und Schneisen ins Grün zu schlagen. Eine Bebauung des Munitionsdepots harmoniere nicht mit den Naturräumen beidseits des Areals und laufe der Errichtung eines ökologischen Schutzraums zuwider. Auch wenn auf dem Wellersberg sozialer Wohnungsbau und Seniorenwohnen angedacht sei, seien Einrichtungen des täglichen Bedarfs doch recht weit entfernt und es gebe keine gute ÖPNV-Anbindung. Statt immer neuen Wohnraum im Innenstadtbereich zu schaffen sei womöglich eher zielführend, auch die Ortsteile fürs Wohnen attraktiver zu machen, etwa durch entsprechende Infrastruktur.
„Wir haben den Beschluss mitgetragen, aber es hat ein Umdenken begonnen“, sagte UWG-Vertreter Günther Langer im Bauausschuss. Er nannte als ausschlaggebenden Faktor die Sozialstatistik der Stadt und die Entwicklung im Zentrum durch den Umzug der Uni in die Stadt, wodurch viele Singlewohnungen dort verdrängt würden. Laut Stadt und Uni sind dies nur eine Handvoll. Laut Langer gelte es gegenzusteuern und Alternativen zu schaffen. Man sei nicht gegen die Bebauung am Wellersberg, aber der Ansatz solle überarbeitet und nachgebessert werden, damit Menschen künftig bezahlbaren Wohnraum finden könnten. Er verwies auf die Klimaziele und den besseren Einsatz von Ressourcen, „hier passiert genau das Gegenteil.“
Die Befürworter der Pläne für den Siegener Wellersberg
„Wir haben mindestens 1000 Wohnungen zu wenig, Bauland fällt nicht vom Himmel“, sagte Bernd Mäckeler (Grüne). Man müsse in der Politik nun einmal Kompromisse eingehen, „jetzt alles wieder auf links zu drehen, wäre der falsche Weg. Dann kommen wir künftig gar nicht mehr zu Potte.“ Über das „Wie“ hingegen könne man natürlich reden. Sein Fraktionskollege Ansgar Cziba erinnerte daran, dass es mit den Depotflächen um einen Bereich gehe, der keineswegs der Naherholung diene – das Areal ist für die Öffentlichkeit gesperrt, die heute zur Naherholung genutzten Bereiche blieben unangetastet.
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Volt argumentiert im Antrag, dass dieser Charakter durch eine Bebauung verloren zu gehen drohe. Es sei in der Tat unschön für die Grünen, Flächen zu versiegeln, „aber Menschen haben auch das Recht auf Wohnen“, sagte Jürgen Schulz. „Wir müssen auch dem gerecht werden.“ Womöglich ließe sich die zu bebauende Fläche verkleinern, indem dort nur Häuser für den Sozialen Wohnungsbau errichtet würden, für Einfamilienhäuser müsse „jede Menge Fläche erschlossen“ werden.
CDU: Nachfrage nach Wohnraum in allen Siegener Stadtteilen sehr hoch
Sibylle Schwarz, SPD, am Wellersberg aufgewachsen: Die Bebauung sei dort immer weiter gewachsen, die hier fragliche Fläche habe aber noch nie ein Bürger betreten. „Es stand der Bevölkerung nicht zur Verfügung, im Gegensatz zum gesamten Tiergarten und der Hermelsbach“ – und das werde auch weiterhin so sein.
„Wir haben auch Widerstand, wenn wir alte Brachen in Eiserfeld anpacken“, sagte Mark Rothenpieler für die CDU. In Sachen Wellersberg werde auch viel falsch kommuniziert – und es sei keineswegs so, dass die Nachfrage nur im Zentrum hoch sei. „In allen Stadtteilen wird händeringend Wohnraum gesucht, die Menschen bewerben sich um Grundstücke und zahlen Preise jenseits von Gut und Böse.“
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