Siegen. Siegen ist für Touristen attraktiv, findet Patricia Mockenhaupt. Die Tourismusfachkraft soll dafür sorgen, dass die Zielgruppe das auch erfährt.

Ein bekannter Geheimtipp. Das ist es, was aus Siegen werden soll, wenn es nach Patricia Mockenhaupt geht. Die 24-Jährige ist als Tourismusfachkraft neu im Team der Stadtmarketing Siegen GmbH und soll das Profil der Stadt als attraktives Reiseziel schärfen. Zurückgreifen, da ist sie sicher, kann sie dabei auf weit mehr, als Skeptiker dem Oberzentrum zutrauen.

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„Ich fand Siegen schon immer interessant“, sagt die gebürtige Burbacherin, die in Eiserfeld die Gesamtschule besuchte. Was Tourismus betrifft, liege die Stadt aber „im Dornröschenschlaf“. Zu Unrecht, wie Patrizia Mockenhaupt findet, denn es gebe „genau das, was alle Reisenden suchen: Kulturelle Einrichtungen, grüne Landschaften, Gastronomie, Shoppen“. Für das Treffen mit der Redaktion hat sie den Historischen Tiergarten ausgewählt – als Beispiel für Siegens besondere Vorzüge. Fünf Minuten Fußmarsch vom Wanderparkplatz Wellersberg entfernt ist alles grün, der Wald ist dicht, die Vögel singen; und doch trennen einen nur wenige Minuten vom urbanen Leben. „Welche Stadt bietet das so ad hoc?“

Siegen: Nicht DIE EINE Attraktion für Reisende – sondern überall etwas zu entdecken

„Ich versuche, die Highlights von Siegen herauszuarbeiten“, sagt die staatlich geprüfte Betriebswirtin für Tourismus – das Studium hat sie auf die Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und mehr als ein Jahr Berufserfahrung im Reisebüro aufgesattelt. Es gebe nicht die eine einzige große Attraktion in Siegen, „es verteilt sich über das gesamte Stadtgebiet. Es ist das große Ganze.“ Da seien der Tiergarten, natürlich die Nikolaikirche und das Obere Schloss mit seinem Park, aber beispielsweise auch der Erbstollen in Eiserfeld. „Überall gibt es etwas zu entdecken.“

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Dieser Befund sei eine der wesentlichen Botschaften, die überregional bei den Menschen ankommen müssten, denn daraus leite sich Siegens Tourismussubstanz ab. „Ich kann die Tage vollpacken. Ich kann aber auch Ruhe genießen“, sagt Patricia Mockenhaupt. „Erlebnis“ und „Genuss“ seien zwei zentrale Schlagworte, kombiniert mit „Sicherheit“ – ausgeprägter als möglicherweise in vielen Metropolen – und „Service“. Letzterer bestimmt die Agenda der Fachfrau wesentlich mit. Die zum Stadtmarketing gehörende Tourismusinformation soll in Zukunft ein breites Portfolio anbieten: von der Antwort auf eine gezielte Frage zwischendurch bis zu konkreten Vorschlägen für mehrtägiges Programm. „Man kann zu uns kommen, und wir versuchen, zu helfen und zu vermitteln“, erklärt Patricia Mockenhaupt. „Wer will, kann das Rundum-Sorglos-Paket bekommen“ – aber niemand müsse, es liege allein im Ermessen des Einzelnen.

Siegen soll vor allem Städtereisende, Aktivurlauber und Kulturinteressierte überzeugen

Willkommen sei in Siegen selbstverständlich jeder, betont Stadtmarketing-Chefin Katja Teixeira. Realistisch betrachtet seien die Hauptzielgruppe aber Menschen ab 35 Jahren – Städtereisende, Aktivurlauber, Kulturinteressierte. „Viele haben schon einiges gesehen und fragen sich: ,Wo kann ich denn in Deutschland mal hin, wo ich noch nicht war?’“, erläutert Katja Teixeira. Siegen sei durchaus interessant „für Leute, die mal etwas Anderes sehen wollen als die üblichen Großstädte, die man so kennt“. Dafür müsste Siegen dieser Klientel aber erst einmal bekannt sein.

In viele Richtungen denken

Das (weitere) Umland ist natürlich auch ein Argument für einen längeren Aufenthalt in Siegen, sagt Stadtmarketing-Leiterin Katja Teixeira: „Wir sehen uns ja nicht als Insel.“

Eine wichtige Zielgruppe seien über die allgemeinen Erwägungen hinaus Menschen aus den Niederlanden: Siegen liege schließlich auf der Oranierroute.

Um Bedarfe zu ermitteln, spricht Tourismusfachkraft Patricia Mockenhaupt auch mit Hoteliers und Vermietern von Ferienwohnungen: „Was wünschen sich Eure Kunden? Was kriegt Ihr so mit?“

Die aktuelle Situation, so belastend sie im Ganzen auch sein möge, biete für den Tourismus in Siegen Chancen, sagt Patricia Mockenhaupt – denn „die Leute suchen Reiseziele im eigenen Land“.

Das Image sei dabei wichtig, sagt Katja Teixeira, „die Marke“. Die Zeiten, als Siegen seinem wenig schmeichelhaften Ruf entsprach, seien vorbei. „Ich kenne Siegen noch mit verbauter Innenstadt“, räumt die Geschäftsführerin der Stadtmarketing-GmbH ein. Bei vielen Siegenerinnen und Siegenern sei dieses Bild noch in den Köpfen, obwohl sich gerade in den vergangenen Jahren unheimlich viel zum Positiven entwickelt habe – Neue Ufer, Stadtmauer-Sanierung, Aufwertung des öffentlichen Raums. Menschen von außerhalb, selbst wenn sie die alten Klischees kennen würden, hätten oft nicht diesen vorbelasteten Blick: „Die freuen sich über das Schöne, was sie jetzt sehen.“

Stadtmarketing möchte Siegen als Reiseziel über die Sozialen Medien bekannt machen

Allein: Dafür müssen die Leute erst einmal herkommen. „Wir müssen die Vorzüge der Stadt in den Vordergrund stellen“, beschreibt Katja Teixeira die Aufgabe. Die Homepage sei dabei ganz wichtig. Wer etwas sucht, müsse es sehr schnell finden – und Ansprechpartner für Nachfragen haben. Natürlich liege da eine Menge mühsamer Arbeit vor dem Team. „Klinkenputzen“, sagt die Chefin. Dabei seien die Sozialen Medien ein bedeutsamer Kanal.

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Die Kombination aus Stadt und Land(schaft) und die sich daraus ergebende Abwechselung bietet übrigens noch einen Vorzug, der Siegen auszeichnet. „Normalerweise ist man nach Städtereisen immer ein bisschen platt, so dass man eigentlich erst mal Urlaub bräuchte“, sagt Patricia Mockenhaupt. „Das soll in Siegen nicht passieren.“ Hier nämlich könne man den Tag Erholung direkt hinten dranhängen.