Siegen. Volt-Antrag abgelehnt: Der Bezirksausschuss West steht mehrheitlich hinter den Plänen für ein neues Wohngebiet auf dem Wellersberg in Siegen.

Die Stadt Siegen wird die Pläne für ein neues Wohngebiet auf dem Wellersberg weiter verfolgen – zumindest, wenn es nach dem Willen des Bezirksausschusses West geht. Der lehnte einen Antrag der Volt-Fraktion, das Vorhaben zu stoppen, mit 8 zu 4 Stimmen bei drei Enthaltungen ab. Volt selbst hat kein stimmberechtigtes Mitglied im Ausschuss.

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Etwa 30 Anwohnerinnen und Anwohner des Wellersbergs protestierten auf dem Bismarckplatz vor der Ausschusssitzung gegen ein neues Wohngebiet auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots. „Tausende Stimmen für den Naturraum Wellersberg sind ein Wählerauftrag!“ oder „Der Naturraum Wellersberg ist unsere Zukunft“ war auf Transparenten zu lesen. Einige Ausschussmitglieder sprachen vor der Sitzung mit den Bürgerinnen und Bürgern, legten ihre Argumente für das Projekt im direkten Austausch dar.

Siegen: Bis zu 400 neue Wohneinheiten in einem weiteren Wohngebiet am Wellersberg

Der Rat hatte im vergangenen Sommer einstimmig beschlossen, eine Vorzugsvariante zu verfolgen, die eine Erschließung der Flächen im direkten Anschluss an die vorhandene Bebauung zum Inhalt hat. Bis zu 400 Wohneinheiten könnten auf dem Areal laut Wohnbaulandkonzept entstehen. Vielen Anwohnern des Wellersbergs behagt diese Aussicht nicht. Ein Aktionsbündnis formierte sich, dem sich der Verein „Rettet den Wellersberg und das Charlottental“ anschloss – der allerdings unabhängig bestehen bleibt und sich vor einigen Jahren ursprünglich gründete, um schon in der Vergangenheit ähnliche Pläne abzuwenden.

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Möglich würde das Projekt, wie Marlene Krippendorf, Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung und -planung, erläuterte nur, wenn es zu einem Verkauf kommt. Besitzer des Großteils der Flächen ist der Bund, zuständig die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Vorgesehen seien 30 Prozent geförderter Wohnraum, außerdem „nehmen wir das Thema ,Grünes und Ökologie’ sehr ernst“, betonte Marlene Krippendorf. Da es sich um ein ehemals militärisch genutztes Gelände handelt, gehe es auch um die Beseitigung von Altlasten, um „eine zukunftsfähige Fläche zu entwickeln“. Das Wohngebiet werde inklusive drei Hektar „qualitativer Grünfläche“ geplant. Marlene Krippendorf: „Wir versuchen hier, ein sehr gutes Konzept zu schaffen – für Menschen, die qualitativ hochwertig in Siegen wohnen wollen.“

Siegen: Volt will Wellersberg und Tiergarten ohne neues Wohngebiet erhalten

Die Volt-Fraktion äußerte in ihrem Antrag die Befürchtung, dass der Natur- und Naherholungsraum Wellersberg/Tiergarten aus ihrer Sicht nachhaltig geschädigt würde – und das, obwohl er beliebt sei und von allen Generationen gerne genutzt werde, wie Jacob Kammann (Volt) unterstrich. „Es wird doch nicht die ganze Ecke bebaut, sondern nur ein kleines Stück“ hielt Reinhilde Katz (CDU) dagegen und kündigte für ihre Fraktion die Ablehnung des Antrags an. Da es keine anderweitigen verfügbaren Bereiche für neue Wohngebiete gebe, „sind wir darauf angewiesen, Grünflächen zu nehmen“; schließlich sollten in einer Universitätsstadt die Studierenden nach ihrem Abschluss auch bleiben – was nun einmal entsprechenden Wohnraum erfordere.

Mehr Container

Der Bezirksausschuss stimmte geschlossen für einen Antrag der UWG, die Containerstandorte in der Heidenbergstraße und in der Königsberger Straße zu erweitern.

Es sollen zusätzliche Kapazitäten für Altpapier entstehen.

Winfried Schwarz (SPD) beschrieb den Antrag als „ein Schritt vor, zwei zurück“: Denn das Vorhaben sei „nach langer Beratung beschlossen worden“ und Politik und ihre Entscheidungen müssten „verlässlich sein“. Volt sei bei dieser Entscheidung nicht dabei gewesen, wandte Jacob Kammann ein. „Wir wurden auch gewählt, weil wir uns für den Wellersberg einsetzen wollen. Wir lösen ein Wahlversprechen ein.“ Und was das Argument mit der Universitätsstadt betreffe: Gerade der Naturraum mache es für Studierende attraktiv, in Siegen zu bleiben.

Stadt Siegen hat nur bedingt Einfluss auf private Leerstände und Brachflächen

Ansgar Cziba (Grüne) verwies ebenfalls auf das seinerzeit einstimmige Votum und bemühte sich um präzise Einordnung. „Es geht hier im Wesentlichen um die Fläche, die heute eingezäunt ist. Die Erholungsflächen stehen nicht zur Debatte.“ Siegen sei „eine wachsende Stadt“ und brauche deshalb Baugebiete. Zustimmung äußerte er für den Volt-Vorschlag, innerstädtische Brachflächen und leerstehende Wohnungen im Bestand zu aktivieren. Das allerdings gestaltet sich schwierig: Schon vor Jahren startete die Stadt solche Versuche, indem sie die Besitzerinnen und Besitzer ungenutzter Grundstücke und Wohneinheiten gezielt ansprach; bisher ohne durchschlagenden Erfolg, denn auf die Nutzung von Privatbesitz kann die Verwaltung nur überaus begrenzt Einfluss nehmen.

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Für den Wellersberg bliebt Jacob Kammann bei der Volt-Haltung. Die Stadt solle das Gelände ruhig kaufen, dort dann aber eine hochwertige Grünfläche schaffen. Er wisse, dass in solchen Fällen das Argument der begrenzten finanziellen Mittel komme, aber „für manche Projekte gibt es schon Geld“.

Als nächstes befassen sich der Umweltausschuss am 1. und der Bauausschuss am 2. Juni mit dem Antrag.

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