Siegen. Im Sozialmonitoring 2021 untersucht die Stadt Siegen 36 Bezirke. In einigen ist das Risiko, in Armut zu leben, deutlich höher als in anderen.

In fünf Siegener Quartieren besteht für die Einwohnerinnen und Einwohner ein hohes Armutsrisiko. Das geht aus dem städtischen Armutsbericht hervor. Demnach ist der sogenannte Armutsindex am Fischbacherberg am höchsten, gefolgt von Dillnhütten, Geisweid-Mitte, dem Lindenberg und Siegen-Zentrum. Der einzige Bereich mit einem als „sehr niedrig“ eingestuften Armutsrisiko ist Setzen.

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Das Stadtgebiet wird dabei in 36 Sozialstatistikbezirke eingeteilt. Der Armutsindex, der im Bericht Anwendung findet, ist eine rechnerische Größe in die – bezogen auf jeden Bezirk – die SGB-II-Quote („Hartz IV“-Empfänger), die SGB XII-Quote (Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung), die Arbeitslosenrelation, der Anteil Alleinerziehender und der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund einfließen. Es handelt sich dabei um Faktoren, „die in ihrem Zusammenschluss nach Erkenntnissen bundesweiter Armutsforschung auf ein erhöhtes Risiko für Benachteiligung, mangelnder Teilhabe und Armutsgefährdung hindeuten“, wie in den Ausführungen erläutert ist.

Siegen: Sozialmonitoring benennt Armutsrisiken in den Stadtteilen

Der offizielle Titel des Armutsberichts, „Sozialmonitoring 2021 mit dem Schwerpunkt Armut und Armutsgefährdung in Siegen“, unterstreicht den räumlichen Ansatz der Untersuchung. Ziel ist weniger ein Gesamtblick auf die Stadt, als viel mehr eine kleinteilige Betrachtung. Wie die Verwaltung in der Vorlage für den Ausschuss für Soziales, Familien und Senioren und den Jugendhilfeausschuss, die den Bericht beide bereits zur Kenntnis nahmen, schreibt, zeigen die Ergebnisse, „dass sich Armut und das Risiko, von ihr betroffen zu sein, in bestimmten Räumen vor Ort fortschreiben und verfestigen“. Die differenzierte und lokal heruntergebrochene Betrachtung soll folglich aufzeigen, wo Hilfs- und Beratungsangebote konkret gebraucht werden – und mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten.

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Die Verwaltung betont, dass mit der Auswahl der Risikofaktoren „nicht einfach Kausalketten unterstellt werden“. Der Schluss, dass beispielsweise die Kombination aus „alleinerziehend“ und „Migrationshintergrund“ gezwungenermaßen „Armut“ bedeute, ist also weder korrekt noch zulässig. Mit dem Zutreffen mehrerer Punkte steigt lediglich die statistische Wahrscheinlichkeit, betroffen oder gefährdet zu sein. Städtischerseits ist das Ziel, dass aus der potenziellen Gefährdung erst gar keine Betroffenheit wird.

Armutsgefährdung in Siegen: Ausgewählte Daten aus dem Sozialmonitoring

Zum Stichtag 31. Dezember 2019 lebten in Siegen laut Sozialmonitoring 27.225 Menschen mit Migrationshintergrund. Die höchste Quote hat Geisweid-Mitte mit 44,8 Prozent, gefolgt vom Fischbacherberg mit 43,7, Dillnhütten mit 43,3 und Siegen-Zentrum mit 40,3 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Setzen (7,6%) und Oberschelden/Gosenbach (9,2%).

Die höchste SGB II-Quote („Hartz IV“) hat mit 23,4 % der Fischerbacherberg, dann kommen Dillnhütten (17,4 %), der Lindenberg (16,5 %) und Geisweid-Mitte (15,5 %). Die niedrigste Quote hat Setzen mit 1,4 %. Unter der Fünf-Prozent-Marke liegen außerdem Meiswinkel/Sohlbach/Buchen, Trupbach, Seelbach, Bürbach/Volnsberg/Breitenbach/Feuersbach, Eiserfeld-Süd und Oberschelden/Gosenbach. Der gesamtstädtische Durchschnitt liegt in Siegen bei 8,9 %.

Fortlaufende Betrachtung

Das Sozialmonitoring 2021 schreibt das Sozialmonitoring 2017 und den „Armutsbericht 2013“ fort. Die Daten seien allerdings nur bedingt miteinander zu vergleichen, wie die Verwaltung erklärt, weil die Bezirke etwas anders zugeschnitten wurden. Das ermögliche eine kleinräumigere Darstellung und sei zudem dem Datenschutz geschuldet.

In der „Raumordnungsregion Siegen“ liegt die Armutsgefährdungsquote laut Bericht bei 17,8 Prozent – die Zahl stammt aus dem Jahr 2019 und liegt knapp unter dem Landesschnitt von 18,5%. In der Raumordnungsregion sind allerdings die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe zusammengefasst. 2008 lag die Quote noch bei 12,8 Prozent.

Den höchsten Anteil von Kindern unter 18 Jahren in „Hartz-IV“-Haushalten gibt es am Fischbacherberg. Mit 47,8 % ist hier fast jedes zweite Kind betroffen. Hoch ist der Anteil auch in Dillnhütten (37,8 %), am Lindenberg (34 %), in Geisweid-Mitte (33,1 %), Siegen-Zentrum (30,8 %), in Weidenau-Mitte (28,9 %) und in der Hammerhütte (25,9 %). In Setzen ist dem Bericht zufolge kein einziges Kind betroffen. In Trupbach sind es 5,2 %, in Bürbach/Volnsberg/Breitenbach/Feuersbach 5,6 %. Generell fällt auf: Die höheren Quote konzentrieren sich auf und um die zentralen Bereiche der Zentren von Siegen, Weidenau und Geisweid. Ausnahme ist der Weidenauer Giersberg mit 9,4 %.

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