Kreis Olpe. Was verbindet Menschen im Kreis Olpe? Was trennt sie? Diese Serie sammelt Gegensätze und Geschichten, die das Leben im Kreis charakterisieren.

Sieben Kommunen, ein Kreis. Logisch, dass es da neben vielen Gemeinsamkeiten auch Dinge gibt, die anders sind. Rund 135.000 Menschen leben in Attendorn, Drolshagen, Finnentrop, Kirchhundem, Lennestadt, Olpe und Wenden. Diese Serie versucht mithilfe von Gegensätzen und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, was diese im Alltag eint und was sie in trennt.

In sieben Folgen werden deswegen Geschichten unter einer Überschrift gesammelt: „Verbindendes und Trennendes im Kreis Olpe“

Folge 1: Heimatgefühl

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Die erste Folge steht unter dem weitgefassten Titel Heimatgefühl. Zu diesem gehört auch das eigene Bier. Im Kreis Olpe steht zwar keine Großbrauerei wie in Krombach oder Warstein, aber immerhin gibt es in Wenden die Hobbybrauerei Carolinenbräu.

Armin Judas und sein Schwiegersohn in spe, Stefan Langenbach.
Armin Judas und sein Schwiegersohn in spe, Stefan Langenbach. © Johannes Pusch

Das dort gebraute Altenhofer Landbier verbindet nicht nur diejenigen, die es gemeinsam trinken, sondern auch die Familie von Hobby-Braumeister Armin Judas. Dessen Schwiegersohn in spe ist seit Anfang 2016 fester Bestandteil der Brauerei, die Armin Judas seit mehr als 16 Jahren betreibt. Alkohol ist in diesem Fall ein positiv besetzter Begriff.

Dass Alkohol aber auch Schattenseiten hat, weiß Claudia Bucher von Caritas-Aufwind Olpe. Sie berät suchtkranke Menschen.

Die Schützenvereine aus dem Kreis Olpe tragen eine gehörige Portion Heimatgefühl im Herzen. Stolze 77 Vereine gibt es im Kreisgebiet. Auf einer Google-Maps-Karte sind im Ramen dieser Serie alle zu finden.

Folge 1 – Erster Teil: Altenhofer Landbier verbindet auf mehreren Ebenen

Folge 1 – Zweiter Teil: Schattenseiten von Bier und Schnaps

Folge 1 – Dritter Teil: Schützenvereine im Kreis auf einer Google-Maps-Karte

Folge 2: Internet

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Das Internet verbindet Menschen. Das ist unstrittig. Für Martin Müller aus Kirchhundem-Benolpe hat das Internet aber auch eine andere Komponente (siehe Folge 2: Erster Teil). Wer sich mit der modernen Technik nicht beschäftigt, so seine These, droht abgehängt zu werden. Ein ähnliches Gefühl dürfte auch meine Mutter beschlichen haben. Als mein Vater schon länger ein Smartphone hatte, wunderte sie sich, warum dieser manchmal schneller Bescheid wusste als sie.

Martin Müller aus Kirchhundem-Benolpe.
Martin Müller aus Kirchhundem-Benolpe. © Johannes Pusch

Vor zwei Jahren hat sie dann ihr eigenes Smartphone bekommen. Seitdem bekommt auch sie in Sekundenschnelle Schnappschüsse von meiner Schwester und mir von unterwegs. Stichwort: Familien-WhatsApp-Gruppe. Das Ganze macht ihr sogar so viel Spaß, dass sie sich nun ein Tablet gegönnt hat.

Folge 2 – Erster Teil: "Nur eine 2000er Leitung – Ende Gelände"

Folge 2 – Zweiter Teil: In Kirchhundem sieht das Internet mau aus

Folge 2 – Dritter Teil: Spotted-Seiten auf Facebook im Kreis Olpe

Folge 2 – Vierter Teil: Konkurrenz für Microsoft aus Olpe

Folge 3: Wurzeln schlagen

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was Georg Nitschke auf seiner Flucht nach Olpe durchmachen musste. Als er im Zweiten Weltkrieg aufgebrochen ist, war er gerade einmal acht Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt war sein Vater schon im Krieg gefallen. Auf seinem Weg ins Sauerland verlor er zudem zwei Geschwister und seine Mutter.

Georg und Edelgart Nitschke.
Georg und Edelgart Nitschke. © Johannes Pusch

Krieg trennt auf grausame Weise. Als traurigen Menschen habe ich Georg Nitschke während unseres Gesprächs aber keinesfalls kennengelernt – im Gegenteil. Der gerade 80 Jahre alt gewordene Büterling hat in Stachelau längst Wurzeln geschlagen und ist fest mit seinem „neuen Zuhause“ verbunden. Mit seiner Ehefrau Edelgart Nitschke machte er auf mich einen sehr aufgeräumten und zufriedenen Eindruck. Das liegt neben den eigenen Kindern und den Enkelkindern sicherlich auch an ihrem ehrenamtlichen Engagement. Die Nitschkes sind seit mehr als 25 Jahren in der Rumänienhilfe (Bistriz) aktiv. Sie sammeln Spenden und haben schon viele LKW-Ladungen mit Nützlichen Dingen nach Rumänien auf sie Reise geschickt – und sind selbst dort gewesen.

Auch so etwas verbindet.

Folge 3 – Erster Teil: Ein Buiterling schlägt Wurzeln in Olpe-Stachelau

Folge 3 – Zweiter Teil: Dorthin ziehen die Menschen innerhalb des Kreises um

Folge 4: Sport

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Sport hat eine ganz besondere Eigenschaft. Er verbindet. Franz Vetter bricht besonders für den Mannschaftsport eine Lanze. (siehe Folge 4: Erster Teil) Seit seiner Kindheit ist der Trainer des SV Rahrbachtal dem Fußball verbunden. Viele Freundschaften sind in der Zeit entstanden. Und auch wenn er mit jemandem „mal nicht so konnte“ war und ist ihm eines wichtig: Respekt.

Franz Vetter.
Franz Vetter. © Johannes Pusch

Schon im letzten Teil dieser Serie (siehe Folge 3: Erster Teil) – in dem es in der vergangenen Woche um die Flucht von Georg Nitschke aus Fraustadt und seine Ankunft in Olpe ging – zeigte sich, dass Sport Menschen verbindet. Einer von Nitschkes ersten Kontakten zu den „Einheimischen“ kam über das gemeinsame Fußballspielen zustande. Das war im Fall von Georg Nitschke vor knapp 70 Jahren.

Und es scheint so, als wiederhole sich Geschichte. Noch immer knüpfen Neuankömmlinge durch den Sport Kontakt zu anderen Menschen. Im Haus Veith in Sondern leben derzeit junge Männer, die, ähnlich wie Georg Nitschke, ihre Heimat hinter sich lassen mussten (siehe Folge 4: Zweiter Teil). Und wie bei dem 80-Jährigen damals ist es der Sport, der das Eis beim ersten Kontakt mit den Menschen im neuen Zuhause brechen kann.

Folge 4 – Erster Teil: „Auf dem Platz lernen die Leute, ehrlich zu sein“

Folge 4 – Zweiter Teil: Sportlich Anschluss in der Gesellschaft finden

Folge 5: Verkehr

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Straßen verbinden die Kommunen im Kreis Olpe miteinander. Und somit auch die Menschen. Das ist klar. Ihre Eindrücke über die hiesige Verkehrslage von außerhalb schildert Avani Tanya (siehe Folge 5: Zweiter Teil), die im Rahmen von „Mehr als nur WP“ mit der Kamera im Kreis unterwegs gewesen ist.

Avani Tanya hat im Rahmen von „Mehr als nur WP“ an einem Fotoprojekt im Kreis Olpe gearbeitet. Die Region hat sie im Mietwagen kennengelernt.
Avani Tanya hat im Rahmen von „Mehr als nur WP“ an einem Fotoprojekt im Kreis Olpe gearbeitet. Die Region hat sie im Mietwagen kennengelernt. © Johannes Pusch

Mit etwas Abstand schildert die Studentin aus Bremen im Interview, wie sie die Straßen im Kreis erlebt hat. Das ist besonders vor dem Hintergrund interessant, dass sie im indischen Mumbai geboren und aufgewachsen ist – eine Stadt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern.

Auf den zweiten Blick gibt es beim Thema Verkehr aber nicht nur die Straßen, die eine Verbindung zwischen den Menschen im Kreis herstellen; sondern beispielsweise auch das gemeinsame KFZ-Kennzeichen mit dem Kürzel OE. Gustav Köster (siehe Folge 5: Erster Teil) ist Teilhaber eines Geschäfts, das diese Autokennzeichen produziert und verkauft.

Gustav Köster.
Gustav Köster. © Johannes Pusch

Er ist also mit dafür verantwortlich, dass so viele Fahrzeuge unterwegs sind, an deren Front und Heck in schwarz auf weiß die Buchstabenkombination OE prangt. So etwas verbindet nicht nur, sondern schafft auch Identität. Vor allem weil es das OE-Kennzeichen bereits seit Mitte der 1950er gibt. Anders als zum Beispiel im Märkischen Kreis.

Folge 5 – Erster Teil: Ein Leben von und mit dem KFZ-Kennzeichen OE

Folge 5 – Zweiter Teil: „Ein Auto ist im Kreis Olpe wohl nicht das Schlechteste“

Folge 6: Freizeit

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Obwohl sich die Einzugsgebiete von Cineplex Olpe und Lichtspielhaus Lennestadt überschneiden, gibt es eine Kooperation zwischen den beiden Filmtheatern. „Wir wollen uns ja auch nicht kannibalisieren“, sagte Stefan Brögeler zu mir. Auch deswegen gibt es die Zusammenarbeit, die auf Initiative der Volkshochschule angestoßen wurde. Unter dem Titel „Der besondere Film“ zeigen beide Kinos gleichzeitig künstlerisch wertvolle Filme. Die Geschäftsführerin des Lichtspielhauses beschreibt Filme wie „Mustang“ und „Junges Licht“ als wahre „Filmperlen“. Die Reihe bietet somit eine Ergänzung zum sonst vorherrschenden Mainstream-Kino.

Valentina Ibishi (hinten) mit ihrer Tochter Liliana (vorne links) und deren Cousinen Alisa und Enesa (rechts) im Lichtspielhaus Lennestadt.
Valentina Ibishi (hinten) mit ihrer Tochter Liliana (vorne links) und deren Cousinen Alisa und Enesa (rechts) im Lichtspielhaus Lennestadt. © Johannes Pusch

Eine gute Idee ist meiner Meinung nach auch das Türkische Film Café im Cineplex. Die Reihe ist in der vergangenen Woche gestartet. Den Auftaktfilm „Osman Pazarlama“ sahen 35 Menschen. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Stefan Brögeler. Mit etwas Mundpropaganda geht da bestimmt noch was. Denn das Ziel des Türkischen Film Cafés ist klasse: „Die Gemeinschaft in gemütlicher Atmosphäre soll zum gegenseitigen Austausch der Besucher untereinander beitragen und dabei sollen neue Brücken zwischen den unterschiedlichen Kulturen geschlagen werden.“ Wenn das nicht ein verbindendes Element ist...

Folge 6 – Erster Teil: Popcorn gehört im Kreis Olpe zum Kinobesuch dazu

Folge 6 – Zweiter Teil: "Die Menschen wollen etwas geboten bekommen"

Folge 7: Sprache

Angemerkt: Von Johannes Pusch

Glaubt man der Bibel, dann haben alle Menschen auf der Erde einmal dieselbe Sprache gesprochen. Dann kam der Turmbau zu Babel. So steht es in der Genesis, dem Ersten Buch Mose. Weil Gott den riesigen Turm als menschliche Selbstüberhöhung und Anmaßung empfand, verwirrte er die Sprache der Menschen. Die Bauarbeiten an dem Turm wurden unmöglich, als es statt der einen plötzlich viele verschiedene Sprachen gab. Die Leute verstanden sich schlichtweg nicht mehr und verteilten sich folglich in alle Himmelsrichtungen. Der hohe Turm zu Babel wurde nie fertiggestellt. Der Schöpfer der Welt hatte sein Ziel erreicht. Sprachenvielfalt als Gottesstrafe an der gesamten Menschheit.

Dr. Werner Beckmann.
Dr. Werner Beckmann. © Johannes Pusch

Sprachenvielfalt ist für Dr. Werner Beckmann überhaupt nichts Negatives. Sondern vielmehr etwas, das es zu bewahren gilt. Der Leiter des Mundartarchivs in Eslohe-Cobbenrode versucht mit seiner Arbeit, die zahlreichen sauerländischen Dialekte für die Nachwelt aufzubewahren. Denn die unterschiedlichen Mundarten werden durch das Hochdeutsch immer mehr verdrängt – quasi der Turmbau zu Babel rückwärts. Nur noch wenige Menschen verstehen Plattdeutsch, noch weniger können es sprechen.

Sprache wird gleicher.

Folge 7 – Erster Teil: Vier verschiedene Sprachräume im Kreis Olpe

Folge 7 – Zweiter Teil: Mundartarchiv verschriftlicht Plattdeutsch-Interviews