Kreis Olpe. Dr. Werner Beckmann leitet das Mundartarchiv Sauerland. Laut ihm gibt es alleine im Kreis Olpe vier Sprachräume. Einer davon ist eine Besonderheit.

  • Dr. Werner Beckmann möchte Mundarten erhalten
  • Der Sprachwissenschaftler leitet das Mundartarchiv
  • Wenden unterscheidet sich sprachlich vom restlichen Kreis

Zwischen den Pannenklöppern in Olpe und den Kattfillern in Attendorn knirscht es. Dr. Werner Beckmann ist Sprachwissenschaftler und weiß, dass der Konflikt auch auf sprachlicher Ebene ausgetragen wird. „Aber das ist meist scherzhaft gemeint“, sagt er und relativiert damit die „Feindschaft“ schnell wieder.

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So unähnlich sind sich Kattfiller und Pannenklöpper auch gar nicht – nicht einmal auf sprachlicher Ebene. Zwar gehören sie nicht zu einem Sprachraum, doch gibt es viele Gemeinsamkeiten.

Das gilt aber nicht für alle Mundarten im Kreis Olpe.

Dr. Beckmann, der Buiterling

Dr. Werner Beckmann beschäftigt sich mit der Sprache, die im Kreisgebiet gesprochen wurde und in kleinen Teilen auch noch gesprochen wird. Er ist Leiter des Mundartarchivs in Eslohe-Cobbenrode. Sein Büro befindet sich im Erdgeschoss des denkmalgeschützen Stertschultenhofs. In dem Fachwerkhaus riecht es förmlich nach Tradition und Geschichte. Neben den Sprachräumen im Kreis Olpe untersucht Beckmann von dort aus auch die Mundarten im restlichen Sauerland. Aus dem Effeff kann er Verben und andere Wortarten in verschiedenen Mundarten flektieren. „Das ist mein tägliches Brot“, sagt er und merkt an: „Andere rennen davor weg.“

Werner Beckmann stammt nicht aus dem Sauerland, sondern aus dem Ruhrgebiet. Seine Heimat ist Langendreer, ein Stadtteil Bochums. Mittlerweile wohnt er gegenüber des Mundartarchivs in Cobbenrode. Deswegen würde sich der Sprachwissenschaftler wohl auch selbst als Buiterling beschreiben, also als jemanden, der zwar im Sauerland wohnt, aber nicht hier geboren, sondern zugezogen ist.

Eines der Ziele seines Mundartarchivs ist die Archivierung der Mundarten, die dem Hochdeutschen gewichen sind. Das hat viele Gründe. Beckmann führt vor allem an, dass Plattdeutsch als „Sprache der einfachen Menschen“ verpönt war. Er selbst erinnert sich an eine Geschichte, die ihm sein Großvater erzählt hat. In der Schule durften die Kinder damals nur Hochdeutsch sprechen. Wer sich nicht daran hielt, bekam Schläge vom Lehrer. Auch Beckmanns Großvater bezog damals Prügel.

Vier Sprachräume im Kreis

Im Kreis Olpe sprechen immer weniger Menschen die Mundarten von früher. Kreisweit gibt es vier Sprachräume, die Beckmann manchmal auch Mundarten nennt. „Olpe und Drolshagen bilden einen Sprachraum“, sagt Beckmann. Die wenigen Unterschiede, die es zwischen Drolshagen und Olpe gibt, fallen laut Beckmann nicht so ins Gewicht, so dass tatsächlich von einem Sprachraum gesprochen werden kann. Innerhalb dieses Gebietes gibt es mit Oberveischede allerdings eine Enklave:
Obwohl Oberveischede zu Olpe gehört, ist das Dorf nicht Teil des Sprachraumes Olpe-Drolshagen. Die Menschen dort sprachen und sprechen so, wie es die Leute im Sprachraum Altenhundem-Kirchhundem-Grevenbrück tun. Auch Finnentrop gehört zu dem flächenmäßig größten Sprachgebiet. In Attendorn sprechen die Menschen ebenfalls eine westfälisch-sauerländische Mundart. Dr. Werner Beckmann sagt über diesen Sprachraum: „Das ist dem aus Drolshagen-Olpe gar nicht so unähnlich.“ Trotzdem handelt es sich bei Attendorn um einen eigenen Sprachraum. In den vorigen angesprochenen drei Sprachräumen wurde und wird westfälisch-sauerländisches Plattdeutsch gesprochen. „Das ist in Wenden ganz anders“, sagt Beckmann. Die Sprache dort ist also eine Besonderheit.

Wenden, die Besonderheit

Über Wendener sagt Beckmann: „Das sind die Leute, die im Sauerland wohnen, aber nicht westfälisch sprechen.“ Ihre Mundart gehöre zum Niederfränkischen, mit Zentren am Niederrhein mit Orten wie Krefeld, Moers, Xanten, Kleve usw.

Auf die Frage warum das so ist, schüttelt der Sprachwissenschaftler lächelnd den Kopf: „Wenn wir das wüssten.“ Er vermutet, dass sich in Wenden früher Menschen aus diesem Gebiet niedergelassen haben und ihre Sprache mitgebracht haben. Beckmann sagt: „Genau weiß man das allerdings nicht.“