Hagen/Lüdenscheid. . Für Remondis sollen Markus Schmidt und Andreas Bankamp in den Aufsichtsrat des regional tätigen Hagener Energieversorgers Enervie. Den Energieversorger plagen strukturelle und finanzielle Sorgen. Er muss seine konventionellen Kraftwerke weiterbetreiben, obwohl sie – statt Geld mit ihnen zu verdienen – nur Verluste einbringen.

In dieser Woche wird personell vollzogen, was im Aktionärsbuch bereits eingetragen ist: Die Remondis-Gruppe aus Lünen hat für rund 60 Millionen Euro die RWE-Anteile an Enervie übernommen, ist damit neuer Anteilseigner am regionalen Energieversorger und erhält zwei Sitze im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft. Die Neuwahl der von Remondis vorgeschlagenen Vertreter findet jetzt auf einer außerordentlichen Hauptversammlung statt.

Der Aufsichtsrat von Enervie hat bereits eine Empfehlung an die Hauptversammlung ausgesprochen, die vorgeschlagenen Kandidaten zu wählen. Remondis wollte auf Nachfrage noch keine Namen nennen. Nach gesicherten Informationen unserer Redaktion sollen die Geschäftsführer Markus Schmidt und Andreas Bankamp für das Lüner Unternehmen in den Aufsichtsrat einziehen. Beide sind Geschäftsführer von Remondis-Teilgesellschaften: Schmidt, der gebürtiger Arnsberger ist, im Bereich Energie & Services und Bankamp in der Sparte Wasserwirtschaft. Nach der Wahl folgt gleich die Arbeit: Bereits eine Woche später findet die nächste Aufsichtsratssitzung des bundesweit in die Schlagzeilen gekommenen Energieversorgers Enervie statt.

Aktiver Mitgestalter

Remondis (Rethmann-Gruppe) ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen aus der Abfallkreislauf- und Wasserwirtschaft; Energie kommt dabei als Beiprodukt vor: in Müllheizkraftwerken, Klärschlammverbrennungs- oder Deponiegasanlagen. Der Neuaktionär verstehe sich nicht als bloßer Kapitalgeber, sondern als „aktiver Mitgestalter“, heißt es. Keine der Anteile haltenden Städte und Gemeinden hatte nach dem Bekanntwerden der Verkaufsabsichten von RWE sein Vorkaufsrecht genutzt; eine vollständige Rekommunalisierung von Enervie blieb damit aus.

RWE hatte seine Enervie-Anteile verkauft, weil der Essener Energieriese dringend Geld braucht. Im Frühjahr hatte RWE-Chef Peter Terium den ersten Nettoverlust des Konzers bekannt machen müssen: ein Minus von 2,8 Milliarden Euro. Derzeit versuchen die Essener, ihre Tochter Dea zu Geld zu machen.

Auch interessant

Auch Enervie plagen strukturelle und finanzielle Sorgen: Der Energieversorger muss seine konventionellen Kraftwerke weiterbetreiben, obwohl sie – statt Geld mit ihnen zu verdienen – nur Verluste einbringen, weil Strom aus erneuerbaren Energien auf dem Markt Vorfahrt bekommt. Ganz abschalten darf Enervie seine Kohle- und Gaskraftwerke aber nicht, um die Netzstabilität und Stromversorgung in Südwestfalen nicht zu gefährden, denn der Anschluss der Region ans Überlandnetz ist (noch) zu klein.

Der Kraftwerkpark in Reserve verursachte im letzten Jahr ein Defizit von 50 Millionen Euro. Enervie strich daraufhin die Dividende für die Anteilseigner. Der Versuch, mehr Geld für die Reserve-Kraftwerke über die Bundesnetzagentur zu bekommen, scheiterte unlängst. In Absprache mit der Bundesnetzagentur erhöht Enervie über eine Tochtergesellschaft deshalb die Netzentgelte für die Stromdurchleitung. Das betrifft alle Stromkunden – egal welchen Anbieters – im Versorgungsgebiet. Wirtschaftsverbände sprechen deshalb bereits von einer Wettbewerbsverzerrung.

Großprojekt wächst auf Haßley

picturegallery-323624_1237622.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237629.jpg
© www.blossey.eu
picturegallery-323624_1237623.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237624.jpg
© www.blossey.eu
picturegallery-323624_1237625.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237630.jpg
© www.blossey.eu
picturegallery-323624_1237626.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237627.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237632.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237615.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237616.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237617.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237618.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237628.jpg
© www.blossey.eu
picturegallery-323624_1237633.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237619.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237620.jpg
© WP Michael Kleinrensing
picturegallery-323624_1237631.jpg
© www.blossey.eu
picturegallery-323624_1237621.jpg
© WP Michael Kleinrensing
1/19

Bestandsgarantie

Immerhin: Im Streit mit Lüdenscheid über die vollständige Einbringung der Netze und der Wassersparte der dortigen Stadtwerke – bisher von Enervie gepachtet – scheint sich eine Einigung abzuzeichnen. Die Bergstadt will eine Garantie für ein Fortbestehen ihrer Stadtwerke unter dem Dach der Enervie-Holding und das Wassernetz vollständig selbst behalten.