Hagen. Der Hagener Enervie-Betriebshof ist in weiten Teilen verkauft worden. Ein Investoren-Duo um Stephan Kollmann und Heinz-Walter Schewe will in den derzeit noch leer stehenden Hallen Unternehmen der Automobilbranche und Handwerksbetriebe unterbringen. Vor allem das Niveau auf dem Areal soll stimmen.

Es ist ruhig geworden auf dem einstigen Enervie-Betriebshof an der Rehstraße, sehr ruhig. Lediglich vorbeirumpelnde Züge sowie der sonor herüber dringende Straßenlärm von der B7 durchbrechen die Stille. Doch damit soll es bald vorbei sei: Stephan Kollmann (48), geschäftsführender Gesellschafter von „asskoll“ (Versicherungsmakler in Gevelsberg), hat gemeinsam mit dem Unternehmer und noch immer aktiven Motorsportler Heinz-Walter Schewe (72) weite Teile des Areals erworben. Noch in diesem Jahr will das Duo damit beginnen, die mit der Verlagerung des Enervie-Betriebshofes leer stehenden Gebäude wieder mit Leben zu füllen.

Wer das Gelände rechts vom noch immer besetzten Pförtnerhäuschen nur von der Rehstraße aus kennt, ahnt kaum, was für ein weitläufiges Konglomerat aus Verwaltungsgebäuden, Werkstätten, Betriebshallen, Parkdeck und Freiflächen sich dort öffnet. „Wir reden hier über ein Grundstück von etwa 13.000 Quadratmetern.

Ein Areal für Überzeugungstäter

Die gleiche Menge an Flächen summiert sich in den Gebäuden – davon sind etwa 3500 Quadratmeter Büros“, erläutert der Versicherungsmakler, der in Haspe lebt und schon andernorts verschiedene Immobilienprojekte erfolgreich entwickelt hat. Ursprünglich hatte Kollmann lediglich für das zwölfköpfige Team seines Versicherungsbüros einen neuen Standort in Hagen gesucht. Doch aus dieser Idee ist schnell ein Großprojekt geworden, für das es Herzblut und Leidenschaft braucht. „Herr Schewe und ich sind echte Überzeugungstäter.“

Flächen in bester Verkehrslage

„Bei einem Mietpreis zwischen 3,50 (Halle) und 5,00 (Büro) Euro pro Quadratmeter sind wir marktgerecht unterwegs“, verspricht Stephan Kollmann neben technisch bester Ausstattung auch optimale Verkehrsanbindung zwischen Hasper Südumgehung, B7 und Bahnhofshinterfahrung.

„Die ausladenden Verkehrsflächen wollen wir auf jeden Fall mit Grün noch aufbrechen – der ideale Platz für Mustergärten.“ Jetzt soll nur noch der passende Name für das Gewerbe-Areal her: „Craft-Park“ ist in der engeren Wahl, oder auch „Stadtwerk“.

Wer sich als Gewerbetreibender für Flächen an der Rehstraße interessiert, sollte sich per E-Mail an Stephan Kollmann wenden: stephan.kollmann@asskoll.de

Der Zustand der baulich überraschend gut erhaltenen Gebäude hat ihren Entschluss erleichtert. Von außen wirken die funktional gestalteten Gebäude mit dem Charme der 60er- und 70er-Jahre eher unscheinbar.

Eternitverkleidete Fassaden wechseln sich mit Waschbeton und rotem Ziegelklinker ab und wirken erst auf den zweiten Blick inspirierend. Doch sobald sich die Tore der Werkstatthallen öffnen, wird schnell offensichtlich, dass die Enervie-Mitarbeiter hier bis zum letzten Produktionstag moderne Arbeitsbedingungen vorgefunden haben. Überall Wasser- und Stromanschlüsse, Kräne unter den Decken, Hebebühnen, Lüftungsanlagen, Lastenaufzüge, praktische Zwischenetagen, sanitäre Einrichtungen – die Infrastruktur passt. „Hier wurde konsequent auf Arbeitssicherheit und Brandschutz geachtet“, ist Kollmann überzeugt, dass Nachfolgenutzer hier ohne großen Sanierungsaufwand sofort wieder einziehen können.

Schadenskompetenzzentrum mit Betrieben verschiedener Branchen 

Dabei denkt er vor allem an Dienstleister aus der Autobranche, aber auch Handwerksbetriebe, die nicht nur Werkstätten, sondern gleichzeitig attraktive Präsentationsflächen suchen. Ein Kfz-Meisterbetrieb hat sich bereits 800 qm gesichert, ein Kfz-Gutachter zieht nebenan ein, ebenso ein Dellen-Doktor und ein Lack-Aufbereiter. „Uns schwebt hier ein Schadenskompetenzzentrum vor“, erläutert Kollmann und verrät im gleichen Atemzug, dass er sich Ähnliches in Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft für Gebäudeschäden vorstellen könnte.

Während für das Verwaltungsgebäude aus den 90er Jahren (1500 qm) bereits ein Interessent gefunden ist, möchten Kollmann und Schewe für das zweite freistehende Magazin-Gebäude im Innenhof mit der historisch anmutenden Backsteinfassade im Kontor-Look vor allem Handwerksbetriebe aller Couleur begeistern. Während das Erdgeschoss sich im Stil einer Messe-Präsentationsfläche gestalten ließe, bietet das Obergeschoss reichlich Platz für Werkstätten unterschiedlichster Zünfte.

Platz für Oldtimer und Kutschen

Von hier aus öffnet sich auch ein Verbindungstrakt hinüber zum einstigen Werkstatt- und Verwaltungsgebäude an der Rehstraße. Die lichtdurchfluten Räume mit großzügigen Fensterflächen eignen sich für Ateliers und Tanz-Studios ebenso wie für Fitness-Anbieter. Weitgehend offen ist noch die Nutzung des einstigen Verwaltungstraktes, in dem die Stadtwerke-Vorstände früher ihre Büros hatten.

Für das Erdgeschoss zeigt die öffentliche Hand Interesse und würde dort neben Büro- und Lagerflächen auch Werkstatt und Labor einrichten. Darüber belegt Kollmann selbst mit seinem Versicherungsbüro etwa 400 Quadratmeter. „Auch eine Cafeteria mit Sitzmöglichkeiten unter den Ginkgo-Bäumen könnte ich mir für die etwa 150 Leute, die hier künftig einen Job finden sollen, gut vorstellen.“

Über eine Beton-Rampe ist das gewaltige Parkdeck über den Werkstätten zu erreichen. Mehr als 100 Pkw von Enervie-Bediensteten fanden hier einst Platz. „Der ideale Platz, um Oldtimer unterzustellen“, möchte der Geschäftsmann für Sammler hier optimal klimatisierte Unterstellmöglichkeiten anbieten. Auch Besitzer von Kutschen und Campingmobilen haben schon Abstellbedarf angemeldet. „Wir müssen mal abwarten, was sich ergibt“, setzen Kollmann und Schewe vor allem auf einen Mix mit Niveau. Den notwendigen finanziellen Atem, um auf adäquate Mieter warten zu können, bringen die beiden Geschäftsmänner mit.