Hagen. . Viele Fragen, reichlich Zweifel, einige Ängste – was fehlte, waren die überzeugenden Antworten und verlässliche Perspektiven. Der Hagener Rat ist in einer meist sachlichen, selten emotionsgeladenen Diskussion in das Thema Frischwasser-Erzeugung eingestiegen.

Seit der Ankündigung von Enervie-Vorstandssprecher Ivo Grünhagen, das Wasserwerk in Hengstey ab 2017 schließen und mit einer 7,5-Prozent-Beteiligung bei der Wasserwerken Westfalen als Versorger einsteigen zu wollen, befindet sich die Politik quer durch alle Fraktionen in heller Aufregung. Somit erhielt CDU-Fraktionschef Wolfgang Röspel sogar aus dem Lager der Linken Rückendeckung für seinen Appell: „Das Wasser muss in Hagener Händen bleiben und darf nicht ohne Not preis gegeben werden.“

Entsprechend stellte sich der Rat auch einhellig hinter einen Beschlussvorschlag, der die im Haus der Enervie bereits vorangetriebenen Prozesse zunächst einmal anhält: So sollen die Mitglieder des Aufsichtsrates am kommenden Montag zunächst bloß einen Sachstandsbericht zur Kenntnis nehmen und für weitergehende Schritte keine Arbeitsaufträge erteilen. Parallel soll Oberbürgermeister Erik O. Schulz in Abstimmung mit Regierungspräsident Gerd Bollermann Möglichkeiten ausloten, wie der Rat bei der Wasserdiskussion geordnet beteiligt werden kann.

Einhelliger Kurs aller Fraktionen

Zudem liegt dem Unternehmen inzwischen ein umfangreicher Fragenkatalog zur Situation in Hengstey und möglichen Handlungsoptionen vor. Über mögliche Alternativen soll Enervie aber nicht nur im eigenen Saft nachdenken, sondern ebenso mit den Geschäftsführern der städtischen Tochterunternehmen.

Denn vorrangiges Ziel, so der Wunsch aus allen Fraktionen, den Einfluss über einen Kernbereich der öffentlichen Daseinsvorsorge zu erhalten und jegliche Dominanz im Wassersektor durch den drohenden Einstieg Privater auszuschließen. „Der Fokus der Politik ist nicht, dass es Enervie gut geht und Dividende fließt, sondern der Verbraucherschutz“, so Barbara Richter von den Grünen.

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Liquiditätsthema

Zuvor hatte Grünhagen für seine Idee einer interkommunalen Kooperation mit den Wasserwerken Westfalen noch einmal ausdrücklich geworben und deutlich gemacht, dass die anstehende 15-Millionen-Euro-Investition in Hengstey für Enervie angesichts der angespannten Situation des Unternehmens zu einem Liquiditätsthema geworden sei: „Wir reden hier über zwei Jahre Dividendeausschüttung für Hagen.“ Bei der Wassergewinnung gebe es ohnehin Überkapazitäten, so dass Standorte aufgegeben werden müssten. Ein Einstieg bei den Wasserwerken Westfalen senke für die Hagener den Wasserpreis bei gleichbleibender Qualität. „Das ist kein verwerfliches Konzept, sondern es bietet Vorteile, über die man reden muss.“ Dieser Prozess kann jetzt beginnen.