Herdecke/Hagen. . Das Cuno-Kraftwerk an der Stadtgrenze von Wetter und Herdecke wird auch in den kommenden Jahre als Reserve am Netz gehalten. Nach Gesprächen zwischen Bundesnetzagentur und Versorger Enervie steht fest: Die Gas- und Dampfturbinenanlage wird nicht stillgelegt. Enervie fällt es schwer, dies als Erfolg zu werten.

Die Würfel sind gefallen: Nach langer Unklarheit verständigten sich die Bundesnetzagentur und das Hagener Versorgungsunternehmen Enervie auf eine Regelung zum Einsatz der Kraftwerke in der hiesigen Region.

Ein Ergebnis dieser „intensiven Gespräche“: Die moderne Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) in Herdecke ist netzrelevant, das Cuno-Kraftwerk an der Stadtgrenze zu Wetter wird zur Stabilisierung des Stromnetzes und zur Versorgungssicherheit in der Region gebraucht.

Enervie tut sich schwer, dies als Erfolg zu werten. Denn im Grunde herrscht nur Klarheit, dass die Anlage am Harkortsee vorerst nicht komplett stillgelegt werden darf und im „Zwangseinsatz“ bleiben muss. „Was den aktuellen Status betrifft, ändert sich für das Cuno-Kraftwerk nichts“, sagt Andreas Köster.

E-Mark kann mit GuD kein Geld verdienen

Laut Enervie-Pressesprecher könne man das GuD wie in den vergangenen eineinhalb Jahren weiterhin nicht vermarkten. Heißt: Der Betreiber, die Enervie-Tochter Mark-E, kann mit der Technik aus Herdecke weiterhin kein Geld verdienen, wobei sich die Marktsituation laut Köster „noch negativer entwickelt“ habe als zuvor. Für das laufende Jahr und für 2016 gebe es keine Aufträge, die finanziellen Gewinn versprächen.

Der neue Aspekt nach der verkündeten Entscheidung: Für die Bereitstellung erhält der Betreiber nun Geld. Die Summe setzte sich aus mehreren Parametern zusammen, etwa aus der produzierten Strommenge, die je nach Anforderung des vorgelagerten Netzbetreibers Amprion abgerufen wird. „Da wir weiterhin Kosten für den Brennstoff, die Instandhaltung mit Wartungsarbeiten und das Personal haben, wird das GuD auch in nächster Zeit nicht rentabel für uns sein“, so Köster. Vor einiger Zeit wurden die Verluste mit zehn Millionen Euro im Jahr für das Cuno-Kraftwerk angegeben.

In 2014 bisher 300 Betriebsstunden

Das Kraftwerk kommt in diesem Jahr laut Enervie bisher auf etwa 300 Betriebsstunden, 2013 waren es insgesamt 200 mehr zur Netzstabilisierung und zum Auffangen der benötigten Kapazitäten in Spitzenzeiten der Verbraucher. „Dabei mussten wir aber auch mal nur 100 statt möglicher 400 Watt bei voller Auslastung einspeisen“, berichtet Köster.

Dank GuD sind Arbeitsplätze in Herdecke vorerst nicht gefährdet 

Der Enervie-Sprecher kann der Einigung aber auch etwa Gutes abgewinnen. Die Arbeitsplätze in Herdecke seien vorerst nicht gefährdet, zumindest so lange, bis Amprion die technischen Voraussetzungen geschaffen habe, die Netzstabilität für die Region auch ohne das Cuno-Kraftwerk zu gewährleisten. „Unserer Einschätzung nach kann dies sechs bis acht Jahre dauern, also brauchen wir das GuD wohl bis 2020 oder 2022, wobei es auch dann noch modern und effizient sein wird“, meint Andreas Köster.

Während dadurch zumindest ein bisschen Sicherheit vorhanden sei, könnte auf die Kunden je nach Anbieter gewissermaßen als „Wermutstropfen“ eine Erhöhung des Strompreises zukommen. Da die Netzentgelte steigen, müssten die Betreiber schauen, ob sie dies auffangen können oder weitergeben müssen. Auch Mark-E beginne nun mit dem Rechnen. „Ich will dem nicht vorgreifen, es könnte auch sein, dass wir die Preise stabil halten können“, sagt Köster.

Erhöhung muss bis zum 1. Januar verkündet sein

Sicher sei nur, dass eine Erhöhung zum 1. Januar 2015 bis spätestens Mitte November verkündet werden muss, da der Gesetzgeber für solche eine Maßnahme sechs Wochen Vorlauf vorschreibe.