Hagen. Das Hagener Versorgungsunternehmen Enervie will bei den Wasserwerken Westfalen an der Ruhr einsteigen und im Gegenzug das Wasserwerk Hengstey 2017 aufgeben. Der Aufsichtsrat muss den Plänen noch zustimmen. Die Erzeugung in der Hasper Talsperre bleibt bei Enervie als Teil der Hagener Wasserversorgung
Die Hagener Wasserversorgung wird auf neue Beine gestellt. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats, der am 22. September tagt, steigt Mark E als weiterer Gesellschafter bei den Wasserwerken Westfalen an der Ruhr ein. Das kündigte Ivo Grünhagen, Vorstandssprecher des regionalen Hagener Energieversorgers Enervie, auf Nachfrage unserer Zeitung an.
Anstehende Investitionen in Hengstey
Damit würden die Wasserwerke Westfalen auch Lieferant für die Hagener Bevölkerung - ein Schritt von einiger emotionaler Bedeutung. Allerdings ein Schritt, der schon einmal vor 14 Jahren überlegt worden war. Damals aber stieg Hagen nicht in den Verbund von Gelsenwasser und der Stadt Dortmund ein.
„Unser Wasserwerk am Hengsteysee würde in diesem Fall Ende 2017 geschlossen, die Mitarbeiter würden übernommen. Die Erzeugung in der Hasper Talsperre bleibt bei Enervie als Teil der Hagener Wasserversorgung“, sagte der Vorstandschef. Wesentliches Argument für die aktuellen Überlegungen sind anstehende Investitionen in Hengstey. Die zweite Aufbereitungsstufe an der Ruhr würde ein Investitionsvolumen von voraussichtlich 15 Millionen Euro erforderlich machen. Geld, das der durch die defizitären Kraftwerke schwer belastete Konzern derzeit möglichst nicht ausgeben möchte.
Mit sieben Millionen Euro saniert
Insofern gehöre der Einstieg bei den Wasserwerken Westfalen in den Strauß der Maßnahmen zur Ertragssteigerung der Enervie-Gruppe, erklärte Grünhagen, der in diesem Zusammenhang ein straffes Kostenmanagement und die Bildung einer eigenen großen Netzgesellschaft aus den Netzen von Mark E und Stadtwerken Lüdenscheid nannte. Grünhagen deutete dabei auch Erleichterungen für die Wasserkunden in Hagen an: „Der Wasserpreis würde künftig wegen der geringeren Produktionskosten und wegen des Verzichts auf eigene Investitionen tendenziell günstiger als bei einer eigenen Produktion.“ Bis Ende September soll die Entscheidung getroffen sein. Andernfalls müsste Enervie die nötigen Sanierungsarbeiten ausschreiben.
Die Wassererzeugung im mit sieben Millionen Euro aufwendig sanierten Wasserwerk an der Hasper Talsperre bleibe bei Enervie und werde nicht angefasst, kündigte Grünhagen an. Erst im April dieses Jahres war das Wasserwerk an der zwei Millionen Kubikmeter Quell- und Regenwasser fassenden Talsperre nach 14-jähriger Unterbrechung wieder ans Leitungsnetz gegangen. Vorher wurde ganz Hagen von Hengstey aus mit Wasser versorgt.
Interkommunale Synergien
Im Jahr 2000 hatte Mark E die Eigenerzeugung in den beiden Wasserwerken Hengstey und Hasper Talsperre noch prüfen lassen. Es ging um die Frage, ob dies angesichts des Modernisierungsdrucks und der damit verbundenen erheblichen Kosten noch sinnvoll sei. Nun wird das 1887 gebaute Wasserwerk am Hengsteysee absehbar doch geschlossen - wenn auch 2017.
Erst 2012 war es auf Verfügung der Bezirksregierung Arnsberg mit einer weiteren Aufbereitungsanlage versehen worden. 14,5 Millionen Euro investierte der Energieversorger Mark E damals in das Projekt.
Hagen verbraucht 12 Millionen Kubikmeter Wasser
Der Trinkwasserbedarf in Hagen liegt bei etwa 12 Millionen Kubikmetern.
Die Leistungsfähigkeit im Wasserwerk Hengstey liegt sogar bei mehr als 12 Millionen Kubikmetern im Jahr. Hinzu kommt die des Wasserwerks Haspe mit 3 Millionen Kubikmetern im Jahr.
Derweil gaben die Wasserwerke Westfalen im vergangenen Jahr 102,5 Millionen Kubikmeter ab und zwar aus den acht von ihnen betrieben Wasserwerken in Wickede-Echthausen, Menden-Halingen, Hengsen, Villigst, Ergste, Westhofen und Witten.
Bei den Wasserwerke Westfalen waren 2012 insgesamt 123 Mitarbeiter beschäftigt.
Das Netz der Versorgungsleitungen umfasst in Hagen 735 Kilometer – plus 335 Kilometer Hausanschlussleitungen. Es gibt etwa 33.000 Wasserhausanschlüsse.
Weitere Sanierungen hatten in den vergangenen acht Jahren 16 Millionen Euro verschlungen. Höhepunkt der Wassererzeugung war das Jahr 1977. 16,8 Millionen Kubikmeter produzierte das Wasserwerk damals, als Hagen mit 230.000 Bürgern die höchste Einwohnerzahl seiner Historie erreichte. Heute liegt die Erzeugung bei 12 Millionen Kubikmetern.
„Der Rückgang der Hagener Bevölkerung und der industrielle Rückbau vor allem im Hagener Westen macht es heute schwierig, beide Wasserwerke auf eigenen Beinen wirtschaftlich zu betreiben“, sagte Enervie-Pressesprecher Uwe Reuter. „Interkommunale Synergien können aber demografische Aspekte ausgleichen.“ Auch wenn die Wasserwerke Westfalen nicht auf Hagener Gebiet lägen: „Das Qualitätsniveau wird dauerhaft gehalten.“