Hagen. Erstmals wird die Enervie-Gruppe ihre Auszubildenden im nächsten Jahr nicht einmal befristet übernehmen. Damit spürt auch der Nachwuchs des Energieversorgers die Krise des Unternehmens. Auch die Anzahl der neuen Azubis sinkt 2015 weiter. Der Betriebsrat sucht weiter das Gespräch mit dem Vorstand.
Auch die Auszubildenden der Enervie-Gruppe bekommen jetzt die Probleme des Unternehmens zu spüren. In Gesprächen zwischen Vorstand und Betriebsrat geht es in nächster Zeit darum, in welchem Umfang 2015 noch ausgebildet wird und ob jene, die ihre Prüfungen hinter sich gebracht haben, wie bislang üblich zumindest für ein Jahr übernommen werden.
Damit reagiert der Energieversorger auch auf diesem Sektor auf die finanziell angespannte Lage, die der Gruppe im Zusammenhang mit der Energiewende zu schaffen macht. Der geplante Abbau von Arbeitsplätzen ist schon länger bekannt. Angaben über den Umfang schwanken allerdings. Derzeit beschäftigt Enervie rund 1350 Mitarbeiter (im gewerblichen und kaufmännischen Bereich), Ende 2015, so das Ziel des Unternehmens, sollen es nach noch 1120 sein.
Ausbildung zuletzt über Bedarf
„Wenn wir über Personalabbau reden, können wir den Bereich Ausbildung nicht ausklammern. Die Auszubildenden sind Teil des Personals“, so Unternehmenssprecher Uwe Reuter. Gleichzeitig betont er: „Wir haben in der Vergangenheit immer über den eigenen Bedarf hinaus ausgebildet. Um die Chancen der Auszubildenden auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und ihnen die Gelegenheit zu geben, Berufserfahrung zu sammeln, gab es die sogenannte Sozialbefristung.“
Aufgrund der Probleme könne man den Status allerdings nicht halten. Rund 25 Auszubildende pro Jahr hatte die Enervie-Gruppe einst neu eingestellt. 2013 waren es noch 16 gewesen, 2014 noch zehn. In geringer Zahl, so Reuter, werde Enervie auch 2015 neue Ausbildungsplätze vergeben.
50 Millionen Euro Verlust durch konventionelle Kraftwerke
Mit der Bundesnetzagentur hat sich die Enervie-Gruppe in der letzten Woche darauf verständigt, die Leistung seines Kraftwerkparks zwar spürbar zu reduzieren, wie geplant ganz abschalten darf der Versorger seine Kraftwerke allerdings nicht.
Drei konventionelle Kraftwerksblöcke müssen als Reserve mindestens fünf weitere Jahre betrieben werden.
Dabei hatte das Unternehmen im Jahr 2013 Verluste in Höhe von 50 Millionen Euro mit seinen konventionellen Kraftwerken eingefahren.
Der Grund: Seit der Energiewende wird bevorzugt Ökostrom in die Netze eingespeist. Kraftwerke lassen sich bei nur geringer Auslastung aber nicht wirtschaftlich betreiben.
Abgemildert wird der Rückzug in Sachen Ausbildung aus Sicht des Unternehmens durch die Lage auf dem Markt. „Viele Unternehmen in der Region suchen händeringend qualifizierten Nachwuchs“, so Reuter, „vor diesem Hintergrund wäre es doch geradezu absurd, wenn wir diese jungen Menschen vom Markt nehmen würden, obwohl wir sie später nicht übernehmen können.“
"Aufgabe der Sozialbefristung nicht angebracht"
Der Betriebsrat betrachtet die Entwicklung durchaus mit Sorge. „Natürlich müssen auch wir uns gewissen Gegebenheiten stellen“, räumt der Betriebsratsvorsitzende Thomas Majewski ein. Gleichzeitig hebt er einen aus Betriebsratssicht wichtigen Aspekt hervor: „Immerhin konnten wir uns mit dem Vorstand darauf verständigen, dass auch im nächsten Jahr Auszubildende eingestellt werden.“
Und obwohl das Unternehmen jenen Auszubildenden, die im nächsten Jahr fertig werden, bereits schriftlich mitgeteilt hat, dass sie nicht übernommen werden können, hat Majewski die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Die Aufgabe der Sozialbefristung halte ich nicht für angebracht. Es gibt viele gute Gründe, sie beizubehalten. Da werden wir noch das Gespräch mit dem Vorstand suchen.“