Hagen-Hengstey. Die Anwohner des alten Hengsteyer Rangierbahnhofs protestieren: Denn für an- und abfahrende LKW wie auch das hochmoderne Verladesystem Cargobeamer sehen sie keinen Platz vor ihrer Haustür. Die Verkehrssituation ist nämlich bereits unerträglich für sie.

Rund um den Hengsteysee herrschte in dieser Woche Hochbetrieb. Zahlreiche Ausflügler nutzten die sonnig-kalten Tage zum Joggen oder für einen Spaziergang rund um das Gewässer. Viola Müller (46), Jan Rautenstrauch (60) und Friedrich Weber (74) fanden sich aus einem anderen Grund auf dem Motorradparkplatz nahe der Hengsteyseebrücke ein: „Wir sind überzeugt davon, dass dieses Gebiet der falsche Standort für den Cargobeamer ist.“

Und während sie in Richtung des alten Hengsteyer Rangierbahnhofs, auf dem der Terminal für die innovative Verladetechnologie entstehen soll, unterwegs waren, wuchs bei den drei Bürgern aus Bathey und Boele die Überzeugung, dass hier kein Platz ist für an- und abfahrende Lastwagen, für Sattelauflieger und versiegelte Parkflächen: „Das ist so ein sensibles Gebiet; ich weiß gar nicht, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte, hier ein Industrieprojekt anzusiedeln“, schimpft Viola Müller.

Änderungen des Regionalplanes werden vorbereitet

Darüber gehen die Meinungen bekanntlich auseinander. Die Stadt Hagen bereitet derzeit eine Änderung des Regionalplanes vor, im Mai soll im Rat entschieden werden, ob beim Regionalverband Ruhr (RVR) tatsächlich die Aufhebung der ausschließlichen Erholungs- und Freizeitfunktion des Geländes beantragt wird. Selbst wenn sich dafür eine Mehrheit finden und der RVR anschließend dem Hagener Wunsch entsprechen sollte, hätte der Cargobeamer damit keine freie Bahn.

Vielmehr würde dann erst das eigentliche behördliche Verfahren in Gang gesetzt, in dessen Rahmen Landschafts- und Gewässerschutz, Verkehrsanbindung, Beeinträchtigungen der Freizeitmöglichkeiten und Belastung der Anlieger geprüft werden müssten. Für Friedrich Weber, einen Ur-Batheyer, ist die Schmerzgrenze allerdings schon jetzt überschritten: „Der Verkehrslärm dringt volles Rohr in unser Haus.“ Vor allem die nahe A1 mache es unmöglich, im Sommer bei offenem Fenster zu schlafen: „Und der Cargobeamer würde weitere Lastwagen anziehen und die ohnehin unerträgliche Situation auf Wandhofener und Dortmunder Straße weiter verschärfen.“

Drohender Verkehrsinfarkt vor der Haustür

Tatsächlich ist es vor allem der drohende Verkehrsinfarkt vor der Haustür, der die Anwohner gegen die an sich umweltfreundliche Technologie einnimmt. Jan Rautenstrauch verweist darauf, dass in der Innenstadt mit großem Aufwand Feinstaubwerte gemessen, Umweltzonen eingeführt und Schadstoffplaketten vergeben würden: „Haben wir Menschen in Bathey, Boele, Kabel und Hengstey keinen Anspruch auf reine Luft?“ Schon jetzt müsse er, wenn er spätnachmittags vom Dienst komme, wegen der verstopften Straßen einen Umweg fahren, um sein Haus in Bathey zu erreichen.

Den Gegnern des Projektes wäre es am liebsten, dass der Stadtrat den Cargobeamer schon im Mai zum Kippen bringt, indem erst gar kein Antrag an den RVR verabschiedet wird. Dann wäre der Verladebahnhof gestorben.