Hagen. Nicht ohne Stolz blicken die Mitglieder von Hagen Aktiv auf die Abstimmung zum Haushalt: Erstmals gab es gleich für drei ihrer Anträge eine Mehrheit. „Das war eine Premiere“, freut sich Karin Nigbur-Martini.

Die interfraktionelle Zusammenarbeit will die Wählergemeinschaft fortsetzen: „Aber ohne feste Koalitionsaussage“, schiebt Fraktionschef Dr. Josef Bücker hinterher. Als Hagen Aktiv vor neun Jahren gegründet wurde, war dieser Erfolg noch nicht absehbar. Dennoch hat sich an ihrem Ziel – der direkten Bürgerbeteiligung – nichts geändert, wenngleich das „fürchterlich arbeitsintensiv ist“, wie die Aktiven im WR-Sommergespräch einräumen.

Dennoch arbeiten sie neben den wöchentlichen Infoständen auf der Straße weiterhin mit dem Instrument des Einwohnerantrags. Anders als bei einem Bürgerbegehren – sollte die ausreichende Anzahl von Unterstützern zusammenkommen – stimmt darüber der Rat ab. Der Vorteil: Der Zeitraum für die Erreichung der Unterschriften ist nicht begrenzt. 8000 müssen dafür in Hagen zusammenkommen. Aktuell sammeln sie Unterschriften gegen das Vorhaben, bei den Abrissarbeiten auf dem Varta-Gelände nicht den belasteten Boden abzutransportieren. 1000 haben sie bereits gesammelt.

„Wir sind der Fußabtreter für alle“

„Technisch ist das zwar zulässig. Aber die günstigste Lösung ist eben nicht die beste“, kritisiert Nigbur-Martini die Entscheidung. „Die Kosten mussten halt in einen Rahmen gepresst werden“, erklärt Bücker. „Die wirklichen Kosten stehen auf einem anderen Blatt.“ Daher wollen sie eine erneute Prüfung erreichen. Bis zum Frühjahr wollen sie die notwendigen Unterschriften zusammenhaben. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, so Bücker.

Ganz wichtig für die Unabhängigen: Die Bürgerinnen und Bürger zu informieren. „Es gibt noch immer viele Menschen, die nichts von dem Projekt und den Kosten wissen“, berichtet Nigbur-Martini. „Das zeigt die mangelnde Transparenz. Die Stadt trifft oft nicht den richtigen Ton.“ Daher fängt Hagen Aktiv bei den Erklärungen an den Infoständen oft bei Null an. Die Mitglieder erfahren, wo der Schuh drückt und müssen viel Kritik einstecken: „Wir sind die Fußabtreter für die anderen gleich mit. Viele nutzen die Chance zum Schimpfen.“

Ein Grund: Die Stadt gebe viele Gutachten in Auftrag, die dann nicht berücksichtigt oder ungesetzt würden. „Sie werden in Zweifel gezogen und auf die lange Bank geschoben“, sagt Bücker mit Blick auf die Papiere zu Theater und Schullandschaft. „Wenn man ein Gutachten in Auftrag gibt, sollte man sich vorher einig sein, dass die Empfehlung umgesetzt wird. Sonst können wir uns das Geld sparen.“

Protest gegen Cargobeamer

Das nächste Vorhaben ist eine Unterschriftensammlung gegen den Cargobeamer am Hengsteysee. Hier sollen Gütercontainer von Lastern auf Züge verladen werden. Dabei hat Hagen Aktiv nichts gegen das Projekt, sondern nur gegen den Standort.

„Wir stellen uns da ein Freizeitgelände vor, wo touristische Angebote ausgebaut werden“, so Nigbur-Martini. „Aber die beste Fläche wird für ein Industrieprojekt vermarktet“, schiebt Bücker nach. Hagen Aktiv sieht das Projekt besser auf dem Bahnhof Vorhalle aufgehoben. Daher sollen auch dafür Unterschriften gesammelt und politische Mehrheiten gefunden werden. „Wir sehen uns als wichtiges Regulativ, aber nicht als das Zünglein an der Waage“, betont Bücker. „Sonst wären wir ja die FDP.“