Hagen-Helfe. . Knapp 300 Bürger besuchten die Info-Veranstaltung zum Thema Cargobeamer in der Gesamtschule Helfe. In der teils sachlichen, teils emotional geführten Diskussion prallten die Argumente von Befürwortern und Gegnern des Projektes aufeinander.

Gegen den Cargobeamer an sich hat im Grunde niemand etwas einzuwenden. Schließlich könnte die innovative, umweltfreundliche Technologie, die Lastwagen auf die Schiene bringt, dazu beitragen, den drohenden Verkehrsinfarkt auf deutschen Straßen zu verhindern.

Doch der Standort des geplanten Verladebahnhofs unweit des Hengsteysees ist es, der den Menschen in Bathey, Hengstey und Boele die Sorgenfurchen in die Stirn treibt: „Wir sind schon jetzt eingeschlossen von Lärm“, sagte Renate Brinkmann aus Bathey. „Durch den Cargobeamer würde sich der Lkw-Verkehr vor unserer Haustür wohl noch ausweiten.“ Und Daniela Kriebel fügte hinzu: „Wir wenden uns nicht dagegen, Güter per Zug zu transportieren, sondern gegen noch mehr Verkehrsbelastung.“

Die Stadtverwaltung hatte gut daran getan, die Infoveranstaltung zum Cargobeamer in die geräumige Aula der Gesamtschule Helfe zu verlegen, denn knapp 300 Bürger waren gekommen, um sich mit dem Lkw-Bahn-Umschlagsystem auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Hengstey vertraut zu machen, Bedenken zu äußern und mit den Managern der Cargobeamer AG kontrovers zu diskutieren.

Wirtschaftsstandort

Oberbürgermeister Dehm machte gleich zu Beginn der fast dreistündigen Diskussion deutlich, dass er in dem Projekt eine Chance für den Wirtschaftsstandort Hagen sehe: „Als logistische Drehscheibe auf europäischem Niveau.“ Der Verladebahnhof könne der Stadt einen Schub verleihen: „Wir sind nicht gesegnet mit wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Investoren auf uns aufmerksam machen.“ Außerdem gebe es keine Stadt, die das Ruhrufer so wenig nutze wie Hagen.

Die Region lebe vom Wechselspiel zwischen Industrie und Erholung, die Chance, auf einer brachliegenden Fläche etwas anzusiedeln, dürfe sich die Stadt nicht entgehen lassen: „Hier lassen sich Wirtschaft und Natur bestens kombinieren.“ Rückendeckung erhielt er von Heribert Schneider aus Wehringhausen: „Sobald in dieser Stadt jemand investieren will, schreit eine Gruppe: Das wollen wir nicht. Wenn wir so weiter machen, ist ganz Hagen bald ein einziges Freizeitgelände.“ Aus Sicht der hiesigen Eisenbahner sei der Cargobeamer eine Säule für den Erhalt des Güterbahnhofs Vorhalle, der vor einigen Jahren auf der Kippe gestanden habe.

Doch die Menschen im Hagener Norden haben vor allem zwei Befürchtungen: dass es mit der erholsamen Beschaulichkeit am Hengsteysee vorbei sein könnte und dass die Lastwagen Lärm und Abgase ins Umfeld der ohnehin stark belasteten Dortmunder Straße transportieren. Thomas Schlosser aus Helfe erklärte, für ihn sei noch mehr Verkehr eine Horrorvorstellung: „Die Leute, die hier wohnen, können eigentlich nur evakuiert werden.“ Und auch Viola Müller wies die Argumente von Jürgen Weidemann zurück: „Es kann uns doch keiner erzählen, dass die Belästigung durch Lärm, Schmutz und Müll nicht weiter zunehmen wird.“

Autobahnnetz

Der Vorstandsvorsitzende der Cargobeamer AG hatte zuvor betont, sein Unternehmen werde keinen zusätzlichen Lkw-Transporte nach Hagen bringen: „Sondern wir wollen Lastwagen, die sowieso hier unterwegs sind, aufs Gleis verfrachten.“ Aufgrund der nahen Rangierflächen in Vorhalle und der guten Anbindung ans Autobahnnetz sei Hengstey ein optimaler Standort für den Verladebahnhof, im Gegensatz zu Duisburg, Gelsenkirchen und Dortmund. Auf die Frage von Gabriel Kalkuhl, ob es beim Einfahren und Rangieren der Züge nicht knallen und rappeln würde, sagte Weidemann, die Lärmbelastung werde nicht höher sein als heute: „Das Terminal wird von Elektromotoren betrieben, die man kaum hört.“

Zehn Züge mit jeweils 36 Verladewagen und damit 720 Lkw-An- und Abfahrten sind laut Imad Jenayeh, Manager des Unternehmens, die Belastungsspitze pro Tag. Während die Cargobeamer AG einen Kreisverkehr in Höhe des heutigen Motorradparkplatzes favorisiert, um das Gelände zu erreichen, brachte Hagens Baudezernent Thomas Grothe den Bau einer neuen Erschließungsstraße ins Spiel. Diese Variante würde jedoch die Errichtung einer Brücke erfordern und die Investition für das Unternehmen um mehrere Millionen Euro teurer machen.