Hengstey.
Die Cargobeamer AG hält an ihrem Plan fest, bereits 2014 einen Verladebahnhof als Drehscheibe für den internationalen Güterverkehr am Hengsteysee in Betrieb zu nehmen. Allerdings sucht das Leipziger Unternehmen den Schulterschluss mit der Stadt Hagen und lässt das bei der Bezirksregierung beantragte Planfeststellungsverfahren, das der Stadt nahezu jede Einflussmöglichkeit auf den Gang der Dinge genommen hätte, vorerst ruhen. „Wir wollen nichts übers Knie brechen“, so Imad Jenayeh (43), Geschäftsführer von Cargobeamer Terminals, der eine ausführliche Informationsveranstaltung für alle Bürger im nächsten Jahr in Aussicht stellte.
Standort Hengstey ohne Alternative
Der Manager will vor allem die Sorgen der Anwohner, die eine Explosion des Lkw-Verkehrs und eine Beeinträchtigung des Erholungsgebietes am Hengsteysee befürchten, zerstreuen. Zwar könnten täglich bis zu 750 Laster in Hagen abgefertigt werden, so Jenayeh: „Die meisten Auflieger werden aber von einem Zug auf den anderen umgeladen und fahren gar nicht über die Straße.“ Als zentrale Verbindung von Ost-West- und Nord-Süd-Achse gebe es zum Standort am Hengsteysee keine Alternative, auch der Güterbahnhof in Vorhalle eigne sich nicht für ein solches Terminal, meint die Cargobeamer AG.
Viele Menschen in Bathey, Hengstey und Boele bleiben dennoch skeptisch. Die Konzeption der Cargobeamer AG sei nicht durchdacht, kritisiert Anwohnerin Viola Müller das Projekt: „Für ein deutschland- oder gar europaweites Netz von Verladebahnhöfen ist das Schienennetz doch gar nicht ausgebaut.“ Und was geschehe, wenn das Unternehmen keine Gewinne einfahre und den Bahnhof wieder still lege: „Dann bleibt am Hengsteysee eine Industrieruine zurück.“
Die Wählergemeinschaft Hagen Aktiv hat sich die Bedenken der Anlieger zueigen gemacht und sich bereits deutlich gegen den Bau des Verladebahnhofs positioniert. Den Bau eines Kreisverkehrs auf dem heutigen Motorradparkplatz und damit die Einschränkung der Erholungsmöglichkeiten am Hengsteysee könne er nicht verantworten, so Jochen Löher, Mitglied der Bezirksvertretung Nord: „Da mag das Verladesystem noch so ausgeklügelt und umweltfreundlich sein.“
Freizeitraum Hengstey geht vor
Auch für Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt (CDU) und mit ihm die Ortsunion Boele steht außer Frage, dass der Hengsteysee seine Funktion als Freizeitraum für die Menschen behalten muss. Andererseits sei die Stadt Hagen für ihre wirtschaftliche Entwicklung auf Investoren angewiesen. Natürlich gebe es noch ungelöste Fragen: „Derzeit ist totale Ablehnung ebenso unangebracht wie uneingeschränkte Zustimmung.“ Wesentlich seien die Verkehrsanbindung des Areals und die Verkehrsbelastung für die Straßen des Hagener Nordens: „Wenn wir dafür keine geeigneten Lösungen finden, wird es tatsächlich schwer.“
Angesichts des ruhenden Planfeststellungsverfahren ist nun die Stadt Hagen am Zug. Im Baudezernat, in dem man das Gelände am Hengsteysee über einen Bebauungsplan erschließen möchte, wird derzeit an einem Beschlussvorschlag für den Stadtrat gearbeitet. Darin geht es um eine Änderung des Regionalplanes, der das Areal als Erholungsgebiet ausweist, was dem Bau einer Industrieanlage selbstredend widerspricht. Sollte der Stadtrat zustimmen, müssen im Verlauf des Verfahrens auch die Bürger gehört werden.