Hagen.

Das Erntedankfest ist ein uralter Brauch, der schon in vorchristlicher Zeit gefeiert wurde. Doch seine Bedeutung hat sich gewandelt. Während in früheren Zeiten Gott für eine gute Ernte auf den Feldern gedankt wurde, nutzen die Hagener Wohltätigkeitsorganisation den Tag nun schon im zehnten Jahr hintereinander, um Lebensmittel für Bedürftige einzuwerben. „Wer im Überfluss hat, der sollte etwas abgeben“, bringt es Heike Spielmann von Luthers Waschsalon auf den Punkt. „Darum geht es uns am Erntedankfest.“

Waschsalon, Suppenküche und Warenkorb sehen sich zunehmend mit den Auswirkungen existenzieller Not in der Stadt konfrontiert. So stellt der von der Caritas betriebene Warenkorb seit Mai keine Berechtigungsscheine für Hilfsbedürftige mehr aus. Grund: Die Hilfsorganisation wird der steigenden Nachfrage nach billigen Lebensmitteln nicht mehr gerecht, an den Öffnungstagen bilden sich lange Schlagen vor den Ausgabestellen in Wehringhausen und Boele. „Wir versorgen inzwischen 3650 Menschen in Hagen, pro Monat kommen 100 hinzu“, berichtet Fachbereichsleiterin Tatjana Flatt von einem dramatischen Anstieg der Bedürftigkeit.

Hochachtung vor den hiesigen Mitarbeitern

Luthers Waschsalon, geführt von der Diakonie, hat an den beiden Öffnungstagen in der Körnerstraße durchschnittlich 125 Menschen im Frühstücksraum zu Gast. Und in der Suppenküche werden an vier Tagen pro Woche rund 1000 Personen mit einem kräftigenden Mittagessen erquickt. Einer von ihnen ist Helmut Berner (56), der von Hartz IV lebt und seit vier Jahren regelmäßig zu Gast in der Einrichtung am Märkischen Ring ist: „Ich habe große Hochachtung vor den hiesigen Mitarbeitern. Sie könnten ja auch in den Urlaub fahren statt uns ehrenamtlich zu helfen.“ Wenn es ihm jemals besser gehen sollte, versprach Berner, dann wolle er der Suppenküche zurückgeben, was sie in all den Jahren für ihn getan habe.

Doch die drei Hilfsorganisationen sind natürlich ihrerseits auf Spenden angewiesen, und da kommt das Erntedankfest, das in diesem Jahr am 30. September oder am 7. Oktober gefeiert wird, gerade recht. „Das Erntedankfest ist traditionell ein Tag, an dem Menschen Solidarität mit denen zeigen, die am Rande unserer Gesellschaft stehen“, so Heike Spielmann. Vor allem haltbare Produkte wie Konserven (Suppen, Gemüse), H-Milch, Zucker, Mehl, Reis, Nudeln, Tee und Kaffee sind willkommen, außerdem Hygieneartikel wie Einmalwindeln, Toilettenpapier oder Körperpflegeprodukte. Und natürlich werden auch Geldspenden angenommen.

Spende zum Erntedankfest

Unter den Menschen, die den Warenkorb oder die Suppenküche aufsuchen, werden die klassischen Hartz-IV-Empfänger immer stärker von Familien verdrängt, in denen zwar beide Eltern einer Arbeit nachgehen, aber mit Minijobs und Zeitarbeit nicht genug verdienen, um den Alltag zu bewältigen. Über 40 Prozent der Bedürftigen in Hagen sind Kinder. Auch ihnen kann mit einer Spende zum Erntedankfest geholfen werden.