Hagen. . Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen Untreue gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW), Harald Kaerger, gegen Zahlung eines Geldbetrages von 7500 Euro eingestellt. Es wurde vereinbart, dass Kaerger die Summe an die Suppenküche, in der Obdachlose mit Nahrung versorgt werden, überweisen muss.

Der Beschuldigte, der sich von seiner Frau Annette Kaerger-Steinhoff vertreten ließ, hat sich mit diesem Abschluss des Verfahrens ebenso einverstanden erklärt wie das zuständige Amtsgericht.

Harald Kaerger hatte sich im Februar nach acht Jahren an der Spitze der HGW mit einer 31 000 Euro teuren Feier im Museumsquartier aus dem Berufsleben verabschieden lassen. Sogar die Lobreden auf sich selbst hatte der scheidende Geschäftsführer von einer professionellen Agentur verfassen lassen und den Laudatoren an die Hand gegeben. Die Kosten fielen zunächst komplett zu Lasten des Unternehmens. Erst als der Druck der Öffentlichkeit immer größer wurde, sicherte Kaerger zu, sich mit 16 000 Euro an den Kosten der Feier zu beteiligen. Ein Betrag, den er inzwischen längst beglichen hat.

Harald Kaerger bislang ein unbescholtener Bürger

Dies berücksichtigte die Staatsanwaltschaft bei der Einstellung des Verfahrens. Paragraf 153a der Strafprozessordnung, eine so genannte Opportunitätsvorschrift, ermöglicht dieses Vorgehen, wenn zwar ein hinreichender Tatverdacht vorliegt, die Schuld aber so gering ist, dass dem öffentlichen Interesse an der Strafverfolgung durch eine gemeinnützige Leistung Genüge getan ist. Kaerger kam auch zugute, dass er bislang ein unbescholtener Bürger war und durch die Affäre in gesellschaftlichen Misskredit geraten ist.

Augenzwinkernde Lektion der Staatsanwaltschaft

Dass er die 7500 Euro ausgerechnet an die Suppenküche zahlen muss, mag mit Blick auf die opulente Abschiedsfeier durchaus als augenzwinkernde Lektion verstanden werden. Die Staatsanwaltschaft verzichtet nun auf eine Anklageerhebung, Kaerger gilt nicht als vorbestraft, was durchaus auch von beamtenrechtlicher Relevanz gewesen wäre. Nicht zuletzt dieser Umstand dürfte ihn dazu gebracht haben, der Regelung zuzustimmen, da er sich parallel noch einem Disziplinarverfahren der Stadt Hagen gegenüber sieht. Oberbürgermeister Dehm hatte erklärt, zunächst das Ergebnis der staatsanwaltlichen Ermittlungen abwarten zu wollen, ehe er mögliche dienstrechtliche Konsequenzen verhänge.

Beziehungen zur Stadt Hagen hat Kaerger abgebrochen

Nach WP-Informationen hat der in Bochum lebende Kaerger die Beziehungen zu Hagen und den meisten seiner ehemaligen Kollegen und Bekannten in der Stadt abgebrochen. Menschlich enttäuscht ist er vor allem vom HGW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Hagener SPD-Chef Timo Schisanowski, der ihm bei der Gestaltung der Abschiedsfeier freie Hand ließ und sich erst distanzierte, als die Kosten bekannt wurden und sich zu einem Skandal auswuchsen.