Hagen.

Noch liegt keine verbindliche Offerte auf dem Tisch des Aufsichtsrates der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW). Doch nach Informationen dieser Zeitung soll der mit einer 31.000-Euro-Sause aus dem Geschäftsführer-Sessel des kommunalen Wohnungsunternehmen verabschiedete Ex-Chef Harald Kaerger damit liebäugeln, die Hälfte der entstandenen Kosten aus eigener Tasche tragen zu wollen.

Parallel dazu geraten die Vorgänge um die Agentur „Die Schreibweisen“ immer mehr in den Blickpunkt. Das PR-Unternehmen, das die Lobreden für Kaerger vorgefertigt und die aufwendig modellierten Einladungskarten gestaltet und dafür knapp 11.000 Euro in Rechnung gestellt hatte, ist mit der HGW schon länger geschäftlich verbunden. So soll die Wohnungsgesellschaft unter Kaergers Regie allein in den vergangenen fünf Jahren Aufträge im Wert von 68.000 Euro an die Agentur vergeben haben, vor allem für die Erstellung von Image-Broschüren zur Stärkung der Unternehmensidentität. Kritiker bemängeln, dass eine hochpreisige Agentur, die auch Weltfirmen wie Aral und RWE zu ihren Kunden zählt, überhaupt nicht zu einem mittelständischen Unternehmen vom Range der HGW passt.

Manuskript wurde abgelehnt

Dabei wurden die Reden, die „die Schreibweisen“ für die Kaerger-Laudatoren verfassten, nicht einmal alle genutzt. Oberbürgermeister Dehm bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, er habe es abgelehnt, aus dem Text zu zitieren. Die Rede sei ihm „zu dicke aufgetragen“ gewesen. Mehr noch: Als Kaerger ihm das Manuskript anbot, habe er dies abgelehnt mit der Bemerkung, er brauche höchstens einige Stichworte und spreche ansonsten frei, so Dehm. Trotzdem habe Kaerger später das vollständige Manuskript vorgelegt. Dehm blieb jedoch bei seiner Linie und hielt während der Abschiedsfeier im Museum – davon konnten sich alle Partygäste überzeugen – eine Rede aus dem Stegreif.

Dem seit März amtierenden Kaerger-Nachfolger Marco Boksteen fällt derzeit die undankbare Aufgabe zu, mit seinem Vorgänger über eine nachträgliche finanzielle Beteiligung an der Abschiedsfeier zu verhandeln. Dem Vernehmen nach hat Kaerger, der von Haus aus Volljurist ist und vor seiner Zeit als HGW-Geschäftsführer das städtische Rechtsamt leitete, eine Summe angeboten, die etwa die Hälfte der entstanden Rechnungen deckt und über die er nicht hinauszugehen bereit ist.

Am morgigen Mittwoch um 18 Uhr tritt der Aufsichtsrat zusammen, um über das bis dahin verbindlich vorliegende Ergebnis zu beraten. Während der laufenden Aufsichtsratssitzung am vergangenen Dienstag, die sich über fünf Stunden hinzog, suchte Kaerger übrigens wiederholt SMS-Kontakt in das Gremium, um sich über den Stand der Dinge zu informieren. Auch Staatsanwaltschaft, Finanzamt und Bund der Steuerzahler befassen sich weiterhin mit den exorbitanten Partykosten.