Lennetal. Eigentlich sollten die Arbeiten an der Lenne längst abgeschlossen sein - doch das größte Öko-Projekt der Stadtgeschichte stockt erneut:

Eigentlich sollte zum Jahresanfang bereits der dritte und letzte Abschnitt der Lenne-Renaturierung abgeschlossen sein - doch die Arbeiten am größten Öko-Projekt der Hagener Stadtgeschichte stocken erneut. Gab es zuletzt im Vorjahr Probleme mit Straßen.NRW wegen einer Zufahrt zum Baufeld unter der Lennetalbrücke, wartet der Wirtschaftsbetrieb nun auf den ausführenden Unternehmer.

So sollte tonnenweise Erdaushub längst weggefahren sein, schildert Alexander Horn vom Wirtschaftsbetrieb Hagen, der das Projekt Lenne-Renaturierung seit den Anfängen begleitet. „Aktuell hat der Unternehmer Probleme mit Annahmestellen, die das Material nicht wollen.“ Ein Problem, das mit der nasskalten Jahreszeit zu tun habe. Dabei lief der dritte Bauabschnitt bereits im vergangenen Sommer an, lange vor den Wintermonaten. „Der Unternehmer hat seine Prioritäten sowohl beim Personal, Maschineneinsatz, als auch vom Bauablauf am Anfang der Maßnahme anders gesetzt, als wir es getan hätten.“ Dadurch habe er sich so weit in die Schlechtwetterphase manövriert, dass die Hauptarbeiten bald nicht mehr möglich waren.

Auch interessant

Deponien geschlossen

Zwischenzeitlich war der Wasserstand zu hoch, die Böden zu nass und über den Winter die Deponien zur Entsorgung des Aushubs geschlossen. Dabei sei der Bauablauf dem Unternehmer grundsätzlich freigestellt gewesen. Der WBH ist überzeugt, dass der Bauzeitplan hätte eingehalten werden können. „Uns steht die Möglichkeit offen, eine vertraglich vereinbarte Vertragsstrafe bei Überschreitung der Ausführungstermine zu ziehen.“

Ärgernis für alle Beteiligte

Seit Mitte Oktober - also rund fünf Monaten - fanden nur sporadisch Arbeiten im dritten Bauabschnitt der Renaturierung statt, der sich rund 870 Meter flussabwärts auf Höhe des DHL-Depots an der Dolomitstraße erstreckt. Nicht nur für den Wirtschaftsbetrieb ein Ärgernis, sagt Florian Soennecken, zuständiger Bauingenieur beim WBH. „Es ist für beide Seiten unbefriedigend. Schließlich hat auch der Unternehmer weiter laufende Kosten mit der Baumaßnahme.“ Man hoffe, dass die Firma schnell die Arbeiten aufnimmt.

Es ist für beide Seiten unbefriedigend. Schließlich hat auch der Unternehmer weiter laufende Kosten mit der Baumaßnahme.
Florian Soennecken, - Bauingenieur beim WBH, über die erneute Verzögerung bei der Lenne-Renaturierung

Firma will Arbeiten wieder aufnehmen

Ihn störe die Verzögerung auch, sagt Christian Hauschulte von der zuständigen Fachfirma Entsorgungsbetrieb Sauerland. Aber im vergangenen Jahr habe man die doppelte Regenmenge verzeichnet - zu viel Niederschlag, nasse Böden, immer wieder Hochwasser der Lenne. Dass der Betrieb die Prioritäten am Anfang anders gesetzt hätte und sich deshalb erst in die Schlechtwetterphase manövriert hat, das weist er zurück. „Wir haben auch die anderen zwei Bauabschnitte der Renaturierung gemacht. An keinem waren die Probleme so groß, wie bei diesem Abschnitt.“

Auch interessant

In der kommenden Woche sollen die Arbeiten aber weitergehen, plant Hauschulte mit Blick auf die bessere Wetterlage, die sich zum Monatsende abzeichnet. Die Hauptarbeiten beim Aushub und Abtransport des Erdbodens in dem Abschnitt wolle man bis Ende April fertig haben, so die aktuelle Planung.

40.000 Kubikmeter Aushub

Insgesamt ist geplant, 40.000 Kubikmeter Boden abzufahren, davon sind etwa 85 Prozent wieder einbaufähig, so der WBH. Der Erdboden am Lenneufer wird in Fließrichtung links ausgehoben und abtransportiert, damit die Lenne dort mehr Platz bekommt, um sich auszubreiten. Daneben deutet eine schmale Schneise bereits den Radweg an, der in diesem Abschnitt neu angelegt wird. Dafür wird der alte Radweg an der Lenne in diesem Abschnitt zurückgebaut.

Verzögerungen begleiten das Naturprojekt von Beginn an. So war der Startschuss der Renaturierung ursprünglich für 2018 geplant, wurde jedoch mehrmals verschoben bis ins Jahr 2020. Damals plante man, in zwei Jahren fertig zu sein. Es folgten weitere Verzögerungen, unter anderem durch die Jahrhundertflut 2021, als vordringlich Schäden im Stadtgebiet abgearbeitet werden mussten. Im Vorjahr stoppten die Arbeiten an der Renaturierung, weil ein Baufeld wegen des Neubaus der Lennetalbrücke noch eine Zufahrt blockierte.

Frist bis Ende 2024

Bis Ende dieses Jahres müssen die Arbeiten an der Renaturierung abgeschlossen und abgerechnet sein - „schlüsselfertig“ sozusagen. Denn die Arbeiten werden zum Großteil über Fördermittel finanziert, die (nach Verlängerung) noch bis Ende dieses Jahres genehmigt sind. Es wäre der Abschluss eines Naturprojektes, das seit dem ersten Spatenstich vor bald vier Jahren viele Tonnen Erde bewegt und dem Flusslauf der Lenne im Gewerbegebiet Lennetal auf rund 2,5 Kilometern Länge ein völlig neues Gesicht gegeben hat.

Mehr Themen aus Hohenlimburg