Hohenlimburg. Es ist das größte Öko-Projekt aller Zeiten in Hagen. Und jetzt sieht man das erste imposante Ergebnis. Und: Es geht noch weiter an der Lenne.
Nun ja, faktisch kommt das hin. Hagen ist eine Stadt mit vier Flüssen. Ruhr, Ennepe, Lenne und Volme. Aber macht sie etwas daraus? Stellt sie dieses besondere Merkmal mit Blick auf den Freizeit und Naturwert entscheidend genug heraus? Nein. Die Volme spielt in der Innenstadt so gut wie gar keine wahrnehmbare Rolle. Für ihren linken Nebenfluss, die Ennepe gilt das auch. Ihre Nähe zur Ruhr inszenieren benachbarte Städte viel besser als Hagen. An der Lenne allerdings hat die Stadt mit etwas begonnen, das nur ein Anfang sein soll und das für ein völlig neues Flusserlebnis sorgen kann. Der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen.
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Das große Luftbild zeigt auf imposante Weise, was das größte Öko-Projekt aller Zeiten in Hagen jetzt schon bewirkt hat. Es hat begonnen, eine Sünde aus den 70-er-Jahren zu korrigieren, als man die Lenne gefesselt und in einer nur 20 Meter breiten Rinne und einem zu tiefen Mutterbett am Gewerbegebiet Lennetal vorbeigeführt hat. „Dadurch war die Fließgeschwindigkeit der Lenne viel zu hoch, wodurch sich kein Kies mehr am Grund absetzen konnte. So kann hier zum Beispiel keine Forelle mehr laichen. Und die Lenne uferte erst viel zu spät aus. Jetzt, da wir die Uferbepflanzung radikal entfernt, das Flussbett bis um 70 Meter verbreitert und die Aue bis zu zwei Meter abgetragen haben, kann hier eine natürliche Auenlandschaft entstehen. Der Fluss regelt das jetzt“, sagt Gerald Fleischmann, Leiter des Fachbereich Grün beim Wirtschaftsbetrieb Hagen.
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An Ufern entsteht neue Vegetation
Nach Hochwassern im Winter wird in den feuchtgebliebenen Randbereichen neue Vegetation entstehen. Im rechten Bildbereich des großen Luftbildes sieht man den neu angelegten Rad- und Spazierweg, der an der künftigen Auenlandschaft vorbeiführt und über den der entfesselte Fluss naturnah erlebbar gemacht werden soll. In der Lenne selbst sind Kiesbänke angelegt worden. So entstehen Strömungen, Verwirbelungen, Nischen. „Jetzt ist es wieder ein naturnaher Mittelgebirgsfluss. Wer weiß, ob der Fluss die Kiesbänke überhaupt so belässt. Er wird das selber regeln.“
Warum der Schritt zurück? Warum die Renaturierung zunächst auf 2,5 Kilometern? Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibt vor, dass Gewässer in der EU bis allerspätestens 2027 in einem „guten ökologischen“ und „guten chemischen Zustand“ sein müssen. Schon jetzt ist klar: Hagen wird das mit Blick auf die anderen Flüsse in seinem Stadtgebiet nicht realisiert bekommen bis dahin. Das weiß auch Gerald Fleischmann. „Aber wir als Stadt sind angehalten, bis zu diesem Zeitpunkt alles nur Mögliche zu tun, um Verbesserungen hinzukriegen. Und an der Lenne ist das machbar, weil die meisten Flächen links und rechts daneben im städtischen Besitz sind“, sagt Fleischmann.
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Das sei beispielsweise mit Blick auf die Volme, die zwischen Stadthalle und Bahnhof ja auch auf längerer Strecke durch das Herz der Stadt fließt, ganz anders.
Was man auf dem Luftbild sieht, ist der fertiggestellte erste Bauabschnitt. Im oberen Bereich sieht man, wie die Lenne weiter in ihrem engen Bett fließt. Dieser Bereich ist als nächstes dran – bis Richtung Lennetalbrücke. Die Ausschreibungen für die Arbeiten, bei denen Tonnen an Boden aus dem Fluss gegraben werden, sind bereits erfolgt.
Und Fleischmann eröffnet noch eine Perspektive. „Die 2,5 Kilometer zwischen Henkhausen und Garenfeld sollen nicht das Ende sein. Wir möchten weiter gegen den Strom Richtung Hohenlimburg renaturieren.“ Dazu sollen wieder Förderanträge gestellt werden. Die jetzt zu renaturierenden 2,5 Kilometer kosten über sechs Millionen Euro.