Hohenlimburg. Drei Friedhöfe um Hohenlimburg sollen langfristig schließen - und die Gespräche über einen Begräbniswald am Schloss vertieft werden:
Die Friedhöfen in Holthausen, Berchum und Garenfeld sollen geschlossen werden. Mit diesem Vorstoß geht der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) in die Sitzung des Verwaltungsrates in der kommenden Woche. Darüber hinaus empfiehlt der WBH, die Gespräche mit dem Fürstenhaus für einen Begräbniswald am Schloss Hohenlimburg zu vertiefen.
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Zukunft der Friedhöfe
Es sind wichtige Wochen für die Zukunft der Friedhöfe im Stadtgebiet. Hinter dem sperrigen Wort „Friedhofsbedarfsplanung“ steckt eine richtungsweisende Debatte, wie es mit den zehn städtischen Friedhöfen im Stadtgebiet langfristig weitergeht. Grundlage der Friedhofsbedarfsplanung ist ein Gutachten, das der WBH in Auftrag gegeben hat und dessen Ergebnisse nun vorliegen. Wohlgemerkt: Darin geht es nur um die städtischen Friedhöfe. Darüber hinaus gibt es 16 konfessionelle Friedhöfe im Stadtgebiet, die von zehn verschiedenen Kirchen betrieben werden. Auch dort bleibt der Wandel in der Bestattungskultur nicht ohne Folgen.
Thema der Stadtgesellschaft
Entsprechend ist die vorgeschlagene Schließung der drei kleinen Friedhöfe um Hohenlimburg nur der erste Aufschlag eines Themas, das weit über die Grenzen des Bezirks hinaus ragt und vielmehr die Frage anspricht, mit welchem Angebot diese Stadtgesellschaft künftig ihren Verstorbenen die letzte Ruhe ermöglichen will. Die Stadtredaktion dieser Zeitung wird sich in den kommenden Wochen tiefer mit dieser Thematik und dem vorgelegten Gutachten zur Friedhofsbedarfsplanung befassen.
Schließung dauert Jahrzehnte
Der erste Kahlschlag soll die kleinsten kommunalen Friedhöfe in Holthausen (1,59 Hektar), Berchum (0,99 Hektar) und Garenfeld (0,86 Hektar) treffen. Für den Fall, dass die Absicht der Schließung zum 1. Januar 2025 wirksam würde, könnten Nutzungsberechtigte, deren Nutzungsrecht nach dem 1. Januar 2025 abläuft, noch bis zum 31. Dezember 2024 letztmalig eine gebührenpflichtige Verlängerung des Nutzungsrechts erhalten. Sollte es dann eine Nutzungsrechtsverlängerung geben und kurz vor deren Ablauf eine Bestattung stattfinden, muss eine Ruhefrist von weiteren 25 Jahren vor der Schließung und Entwidmung eines Friedhofs eingehalten werden. Wer bisher noch kein Grab auf einem der drei Friedhöfe besitzt, der könnte im Falle der Schließung noch bis Ende 2024 ein Nutzungsrecht erwerben.
„Die Schließungen passieren nicht ad hoc“, verweist WBH-Chef Hans-Joachim Bihs unter anderem auf die Möglichkeit von Angehörigen, das Nutzungsrecht für Gräber noch zu verlängern. „Das kann noch fünfzig Jahre dauern, bis der Friedhof geschlossen wird.“
Kaum Bestattungen
Was die Zahl der Bestattungen angeht, so liegen die kleinen Friedhöfe in Berchum, Garenfeld und Holthausen bereits heute abgeschlagen auf den letzten Plätzen unter den Ruhestätten im Stadtgebiet. In Zahlen: Nur 15 Beisetzungen gab es im Vorjahr auf dem Friedhof in Holthausen und zehn Beisetzungen in Berchum. Die Aufbewahrungs- und Abschiedsräume auf den Friedhöfen in Garenfeld und Holthausen wurden im Vorjahr gar nicht genutzt.
Millionen-Verluste für Pflege
Dass Mitarbeiter riesige Flächen und viele Wege pflegen, entlang derer sich niemand mehr beerdigen lässt, verursacht alljährlich Millionen-Verluste beim Wirtschaftsbetrieb. Ein Defizit von 1,88 Millionen Euro (im Mittel) steht für die Jahre 2017 bis 2022 für die zehn kommunalen Friedhöfe in den Büchern. Wo früher mal Erdgräber waren, in denen Menschen im Sarg ruhten, sind heute Grasflächen. Zudem gibt es deutlich zu viel Friedhofsfläche, gemessen an Größe und Einwohnerzahl der Stadt. „Wir halten gut 60 Hektar an Flächen vor, brauchen aber nur 10 Hektar“, sagt Bihs.
Altenhagen und Halden auf Prüfstand
Angesichts des riesigen Flächenüberhangs sind die vorgeschlagenen Schließungen der drei kleinsten Friedhöfe für Bihs nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir müssten eigentlich viel mehr Flächen schließen.“ Auch deshalb will der WBH zusätzlich die Friedhöfe in Altenhagen und Halden auf den Prüfstand stellen. Bis zum Endes des Jahres 2027 soll beobachtet werden, wie sich die Zahl der Beisetzungen entwickelt und wie oft die Andachtshallen und Abschiedsräume genutzt werden. Danach sol ldie Entscheidung folgen, ob ein Weiterbetrieb der beiden Friedhöfe sinnvoll ist oder nicht.
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Begräbniswald am Schloss?
Auf Hohenlimburg geblickt schlägt der WBH jedoch vor, die Gespräche für einen Begräbniswald am Schloss zu vertiefen. Seit Jahren hegt das Fürstenhaus den Plan, einen Begräbniswald im eigenen Forst nahe Schloss Hohenlimburg aufzubauen. Für den Betrieb braucht es aber die Stadt oder eine Kirchengemeinde als Träger. Der Wirtschaftsbetrieb soll in Gesprächen mit dem Fürstenhaus die Rahmenbedingungen ausloten, heißt es in der Vorlage für den Verwaltungsrat. Hier gingen die Ansichten auseinander, räumt Bihs ein, weil auf der anderen Seite ja schon jetzt zu viel Friedhofsfläche auf dem Hagener Markt ist.
Gespräche mit Fürstenhaus
Persönlich steht er der Idee eines Begräbniswaldes offen gegenüber. „Warum sollte man es nicht machen?“, meint der WBH-Chef. „Ein solches Angebot gibt es im Umfeld nicht, nur in Hagen mit dem Ruheforst.“ Das Einzugsgebiet werde sich zudem um Hohenlimburg und den Märkischen Kreis fokussieren. Schließlich wird dieses Angebot in erster Linie Hohenlimburger freuen und im nahen Umfeld Nachfrage generieren, so die Überlegung. „Es braucht dafür aber einen Businessplan.“ Ob WBH und Fürstenhaus hier bei den Rahmenbedingungen zusammenkommen, das sollen gemeinsame Gespräche ausloten.
Rat muss zustimmen
Der Vorstoß für die Schließung der drei Friedhöfe wird am 13. März in der Sitzung des WBH-Verwaltungsrates diskutiert und entschieden. Der Hagener Rat muss der Entscheidung zustimmen.