Hohenlimburg. Eine Hanfplantage mit 3800 Pflanzen haben drei Männer in einer alten Federnfabrik in Hohenlimburg betrieben. Wie war das möglich?
Während der Bundestag am Freitag über einen legalen Zugang zu Cannabis entscheidet, sorgte in Hohenlimburg zuletzt der illegale Anbau der berauschenden Pflanze für Aufsehen: Rund 3800 Cannabispflanzen fanden Ermittler vergangene Woche in einem leerstehenden Industriegebäude - einer der größten Drogenfunde in den vergangenen Jahren in Hagen. Wie konnten die Täter die illegale Hanfplantage betreiben - und welche Strafe droht ihnen nun?
Anwohner überrascht
Zur Mittagszeit ist wenig los am Kronenburgplatz. An der gleichnamigen Bushaltestelle hält ein Linienbus, ein paar Personen steigen aus. Auf der anderen Straßenseite erhebt sich das alte Backsteingebäude der einstigen Firma Dreyer Federn. In diesem Gebäude blühten bis vor einer Woche rund 3800 Cannabispflanzen, verteilt auf drei Etagen. Eine illegale Hanfplantage von riesigen Ausmaßen - unbemerkt von der Nachbarschaft.
„Wir waren geschockt - das hat uns völlig überrascht“, sagt Rula Tsirakidu, die unweit des Gebäudes wohnt. „Wer denkt schon daran, dass in einer geschlossenen Fabrik sowas passiert?“ Sie habe in den vergangenen Wochen auch niemanden beobachtet, der das Gebäude betreten oder verlassen hat. Ähnliche Töne von Anwohner Markus Budde, der von seiner Wohnung auf die ehemalige Federnfabrik schaut. „Ich habe von dem Polizeieinsatz mitbekommen“, sagt er. „Davor habe ich nichts Auffälliges an dem Gebäude bemerkt.“
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Drei Männer in Haft
Nach Informationen dieser Zeitung waren die Räume als Lager vermietet. Eine Anfrage an den Vermieter blieb bisher unbeantwortet. Zivilfahndern der Polizei war vor einer Woche aufgefallen, dass an dem Gebäude an der Unternahmerstraße irgendetwas faul ist. Sie bemerkten „ungewöhnliche Vorkommnisse“, wie die Polizei erklärte. Beim Zugriff konnten drei Männer (26, 34 und 39 Jahre alt) vorläufig festgenommen werden.
Illegal Strom bezogen
Damit sie in den leerstehenden Räumen Cannabispflanzen wachsen lassen konnten, brauchten sie viel Energie. Schließlich müssen die Pflanzen gut zwei Drittel des Tages mit starkem Licht beschienen werden, um zu wachsen, wie einschlägige Quellen im Internet berichten. Um die riesige Plantage in Hohenlimburg mit Energie zu versorgen, wurde ein illegaler Abzweig an einem 400-Volt-Hausanschluss erstellt, wie der Versorger Enervie auf Anfrage mitteilt.
„Die elektrische Anlage zur Versorgung der Zuchtplantage wurde durch einen Installateur im Auftrag der Polizei zurückgebaut“, so Andreas Köster, Sprecher Enervie. „Um den illegalen Anschluss am Hausanschluss zurückzubauen, hat unser Monteur den Anschluss vom Strom getrennt und den Abzweig demontiert.“
Strafantrag wegen Stromdiebstahls
Wie viel Kilowattstunden Strom die Anlage während des Stromdiebstahls verbraucht hat, dazu liegen dem Netzbetreiber keine validen Daten vor. „Die elektrische Arbeit (kWh) ist ein Produkt aus angeschlossener Leistung und Zeit. Über beide Faktoren hat Enervie-Vernetzt keine verlässlichen Informationen.“ Aufgrund des erheblichen technischen Aufwandes innerhalb des Gebäudes könne man aber davon ausgehen, dass über einen längeren Zeitraum illegal Energie aus dem Stromnetz in die Hanfplantage geflossen sei. Als geschädigter Stromversorger kündigt Enervie an, Strafantrag wegen „Stromdiebstahls“ in erheblichem Umfang zu stellen.
Ertrag auf dem Schwarzmarkt
Der enorme Aufwand für den Betrieb deutet bereits darauf hin, dass sich die drei Täter einen hohen Ertrag vom Verkauf erhofft haben. Pro Pflanze kommt laut Presseberichten eine durchschnittliche Ernte auf 20 bis 50 Gramm Cannabis. Bei früheren Razzien schätzte die Polizei den Wert auf dem Schwarzmarkt auf zirka 3000 Euro pro Kilogramm Cannabis. Gemessen an diesen Angaben lag der Wert der Hanfplantage in der leerstehenden Fabrik im hohen sechsstelligen Bereich.
Bandenmäßiges Handeltreiben
Gegen die drei Männer, die mutmaßlich die Plantage in der ehemaligen Federnfabrik betrieben haben, wurde Haftbefehl erlassen. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen wird bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen. „Hier sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren vor“. So die aktuelle Gesetzeslage. Inwieweit eine mögliche Cannabis-Legalisierung dieses Strafmaß verändern wird, ist noch offen.
Polizei sucht Zeugen
Derweil sucht die Polizei Hagen weiter nach Zeugen, um die Hintergründe der illegalen Hanfplantage aufzuklären. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, so Ramona Arnhold, Sprecherin Polizei Hagen.
Hinweise von Zeugen zu der illegalen Hanfplantage in der Unternahmer nimmt die Polizei weiter entgegen unter Tel. 02331 986 2066.