Hohenlimburg. Wegen der Wohncontainer für Geflüchtete am Kirchenberg in Hagen kamen rund 80 Bürger in die Bezirksvertretung. Hier zwölf Fragen und Antworten:

Applaus, Gejohle, Zwischenrufe: Selten in der jüngeren Vergangenheit war eine Einwohnerfragestunde in der Bezirksvertretung so hitzig wie an diesem Donnerstag. Rund 80 Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Rathaus Hohenlimburg versammelt, die meisten wegen des geplanten Containerdorfes für Geflüchtete am Kirchenberg. Viele machten keinen Hehl daraus, dass sie die Pläne ablehnen und sich um den Wertverlust ihrer Immobilien und die Sicherheit sorgen. Auch blieben Fragen von der Verwaltung unbeantwortet, sodass viele Bürger entäuscht die Sitzung verließen. Die Stadt hat eine eigene Bürgerveranstaltung angekündigt, sobald die Planung für das Containerdorf abgeschlossen ist.

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63 Geflüchtete in Turnhalle

Bis zum Ende der Sommerferien sollen die Geflüchteten aus der Turnhalle an der Kapellenstraße in Wohncontainer am Kirchenberg umziehen. Aktuell sind 63 geflüchtete Familien und Frauen in der Turnhalle untergebracht, davon 34 Kinder zwischen 0 und 16 Jahren.

Welche Fragen kamen in der Bezirksvertretung auf - und was sagte die Stadt? Ein Überblick:

Wie wird die Sicherheit gewährleistet?

„Wir regeln das über einen Sicherheitsdienst vor Ort“, erläuterte André Erpenbach, Krisenstab Hagen. Die Frage einer Dame, ob die Polizeiwache in Hohenlimburg personell aufgestockt werde, blieb im Plenum unbeantwortet. Wie viele Polizisten in den Wachen stationiert sind, mit solchen Angaben halte man sich aus Sicherheitsgründen generell zurück, sagt Tim Sendler, Polizei Hagen, auf Anfrage. „Wir werden die Unterbringung am Kirchenberg aber im Blick haben und bestreifen.“ Die Bezirksdienst stehe als Ansprechpartner zur Verfügung.

Was wird aus den Fahrschulen, die auf dem Parkplatz am Kirchenberg ihre Übungen machen?

„Die Verwaltung geht nicht von solchen Konflikten aus“, sagte André Erpenbach. Die Wohncontainer würden am Rande des Parkplatzes aufgestellt, sodass weiter eine zusammenhängende Parkfläche zur Verfügung steht. Das Containerdorf werde etwa 700 bis 800 Quadratmeter Fläche einnehmen. „Meines Wissens hat der gesamte Parkplatz rund 40.000 Quadratmetern.“

Warum werden die Geflüchteten nicht auf leerstehende Industrieflächen oder in leeren Gebäuden untergebracht - und warum gerade in Hohenlimburg?

Man habe verschiedene Fläche im Stadtgebiet abgewogen und überlegt, welcher Standort schnell realisiert werden könnte, so Erpenbach. „Im Endeffekt ist dieser Standort Hohenlimburg entschieden worden.“ Der Bezirksbürgermeister war in die Entscheidung nicht eingebunden.

Ist es nicht menschenunwürdig, Geflüchtete in Containern unterzubringen?

Mit den Wohncontainern werde man die Unterbringungssituation der Geflüchteten entscheidend verbessern, die bislang in Turnhallen auf Angler-Liegen leben müssen, so Erpenbach.

Sollten geflüchtete Frauen und Familien aus den Wohncontainern ausziehen, werden die freien Plätze mit alleinreisenden Männern aufgestockt?

Nein, sagt Natalia Keller von der Stadtverwaltung. Freie Plätze am Kirchenberg würden mit Familien und Frauen aufgefüllt. Es sei allerdings nicht davon auszugehen, dass Geflüchtete dort in kurzer Zeit ausziehen: Rund 36 Monate brauche das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Schnitt, um über einen Fall zu entscheiden. Die Personengruppe der „alleinreisenden Männer“, die in der Karl-Adam-Halle untergebracht ist, wolle man anderswo unterbringen, sagt André Erpenbach. „Im Moment gehen wir von einem zweiten Containerstandort aus und sind hierzu in der Abstimmung.“

Was kostet das Containerdorf am Kirchenberg den Hagener Steuerzahler?

Man befinde sich mit verschiedenen Anbietern im Gespräch befindet und könne diese Frage noch nicht beantworten. In der kommenden Woche soll die Entscheidung fallen, welcher Anbieter den Zuschlag bekommt.

Wann wird das Containerdorf aufgebaut?

Der Zeitraum reiche von zwölf Wochen bis zu acht Monaten, so Erpenbach. Allerdings müsste das Containerdorf bis zum 20. August stehen. Denn zum Ende der Sommerferien sollen die Geflüchteten aus den Turnhallen ausziehen, um wieder Platz für den Sportbetrieb der Schulen und Vereine zu haben. Das hat der Rat beschlossen.

Wird es für Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit geben, mit den Geflüchteten in Kontakt zu treten, um sie zu unterstützen?

„Ja, die gibt es und wird gerne angenommen“, sagt Martina Soddemann, Stadt Hagen. Koordiniert werde dies über die Sozialarbeiter vor Ort.

Wie lange soll das Containerdorf am Kirchenberg stehen bleiben?

Die Baugenehmigung werde auf drei Jahre befristet. Danach wird entschieden, ob der Zeitraum verlängert wird oder nicht.

Wo gehen die Kinder zur Schule und in die Kita?

Wer schon in Schule oder Kita ist, der wird mit dem Umzug zum Kirchenberg nicht wechseln. „Kinder werden entsprechend freier Schulplätze auf die Schulen verteilt“, so Natalia Keller, Stadt Hagen. Zwölf Kinder im Kita-Alter kämen bei voller Auslastung des Containerdorfes hinzu. „Nach Möglichkeit werden wir wohnortnah gucken, dass ein Kitaplatz zur verfügung gestellt wird.“ Eigene Schulbusse für die Geflüchteten werde es nicht geben, so die Stadt auf Anfrage. „Sie bekommen eine Fahrkarte und müssen den Bus nutzen.“

Warum wurden bereits Gasleitungen für die Wohncontainer zum Kirchenberg verlegt?

Die Bauarbeiten an der Gasleitung, die am Kirchenberg stattfanden, haben mit den geplanten Wohncontainern nichts zu tun. Netzbetreiber Enervie hatte die Arbeiten durchgeführt.

Wie werden die Container beheizt, wenn es keinen Gasanschluss gibt?

Die Container seien maximal autark ausgelegt, so die Stadt. „In den Containern wird mit Strom geheizt und Wasser erwärmt.“