Hagen. Zum jetzigen Zeitpunkt wollen die Grünen in Hagen dem Bau einer Grundschule am Märkischen Ring nicht zustimmen. Was sagen CDU und SPD?

Auf einer Extrasitzung hat sich die Fraktion der Grünen im Rat der Stadt Hagen gegen den Bau einer Grundschule auf dem Bettermanngelände ausgesprochen. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man dem Projekt nicht zustimmen, hieß es nach dem Treffen.

Auf dem Parkplatz am Märkischen Ring plant die Stadtverwaltung bekanntlich den einer Grundschule in Kombination mit einem Lebensmitteldiscounter der Firma Lidl.

Für den Bettermannparkplatz in Hagen existiert ein gültiger Bebauungsplan. Schon 2025 könnte die neue Schule eröffnet werden.
Für den Bettermannparkplatz in Hagen existiert ein gültiger Bebauungsplan. Schon 2025 könnte die neue Schule eröffnet werden. © WP | Michael Kleinrensing

Zu vielen Fragen, die das Vorhaben bisher aufgeworfen habe, gebe es bislang keine Antworten bzw. neue Erkenntnisse, so Nicole Pfefferer, Fraktionssprecherin der Grünen im Stadtrat und zudem Vorsitzende des Schulausschusses: „Die bisher vorgelegten Informationen lassen noch keine fundierte Entscheidung für die Bebauung des Bettermanngeländes mit einer Grundschule in Kombination mit einem Lebensmitteldiscounter zu.

Pfefferer fordert überzeugende Antworten

Es fehlten grundsätzliche Überlegungen aus diversen Bereichen, so Pfefferer. Bisher könnten keine berechtigten Fragen zu verkehrlichen Aspekten oder zum Klimaschutz ernsthaft beantwortet werden. „Noch und das ist am bedeutendsten: Ist dieser Standort aus schulfachlicher Sicht überhaupt geeignet?“

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Genau über diese Aspekte wurden von den Grünen intensiv diskutiert. Bei den Mitgliedern bestehen nach Auskunft von Fraktionsgeschäftsführerin Hannah Rosenbaum große Bedenken in Bezug auf die Frischluftzufuhr im Falle einer Bebauung sowie auf die Emissionsbelastung der Luft. Auch mikroklimatische Auswirkungen, wie das Entstehen von Hitzeinseln, seien kritisch diskutiert worden: „Weiterhin bleibt unklar, wie sich ein großer Lebensmitteldiscounter in die etablierte Versorgungsstruktur vor Ort einfügen soll, und wie an der Kreuzung eine Absicherung der Schulwege erfolgen könnte.“

Alternativer Standort im Volmepark?

Die zuständigen Ämter seien dringend gefordert nachzuarbeiten, forderte Nicole Pfefferer. Um weiterhin allen Kindern in der Hagener Innenstadt einen wohnortnahen Schulplatz garantieren zu können, brauche man jetzt schnellstmöglich Lösungen: „Daher sollte zusätzlich zu den Überlegungen rund um das Bettermanngelände weiterhin zügig und ernsthaft geprüft werden, ob dies wirklich der einzig mögliche Standort für eine innerstädtische Grundschule ist.“

Die Kommunalpolitiker in Hagen möchten vor allem wissen, wie die potenziellen Schulkinder sicher zur Schule gelangen können.
Die Kommunalpolitiker in Hagen möchten vor allem wissen, wie die potenziellen Schulkinder sicher zur Schule gelangen können. © Thesauros AG | Thesauros AG

SPD-Fraktionschef Claus Rudel hatte im Dezember als Standort für die geplante Schule den Volmepark ins Spiel gebracht. Zwischen Ricarda-Huch-Gymnasium/Kita St. Paula und dem Parkhaus in der Springmannstraße, ungefähr dort, wo sich derzeit ein Bolzplatz befindet, würde eine Grundschule der Stadt gut zu Gesicht stehen, so Rudel: „Das wäre eine echte Attraktivitätssteigerung für Hagen – ganz anders als eine Schule, die über einen Discounter gebaut wird.“

Explodierende Schülerzahlen in Hagen

Dem Vorschlag hatte Pfefferer seinerzeit zugestimmt: „Ricarda, Kita, Grundschule, Berufskolleg – das wäre eine echte Bildungsmeile.“ Seitens der Stadtverwaltung war der Standort jedoch abgelehnt worden. Schuldezernentin Martina Soddemann favorisiert den Bettermann-Parkplatz, weil im Einzugsbereich dieses Geländes mit Abstand die meisten Kinder wohnen und das dem Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ entsprechen würde. Außerdem könnte die neue Lehranstalt am Märkischen Ring bereits 2025 fertiggestellt sein und eröffnet werden, während für einen Schulneubau an anderer Stelle noch viele Jahre ins Land gehen würden.

Das weiß auch die SPD. Claus Rudel spricht denn auch von „zwei Herzen, die in meiner Brust schlagen“: „Auf der einen Seite der riesige Bedarf an Schulplätzen, der mit dem Bettermanngelände gedeckt werden könnte. Andererseits ist der Standort eben eine Kröte, die man schlucken müsste.“

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Die Sozialdemokraten haben deshalb einen Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz geschrieben, in dem sie auf die Beantwortung offener Fragen (z.B. Schadstoffbelastung, Schulwegsicherung, Anlieferverkehr, Lärmbelastung) drängen: „Wir würden uns wünschen, dass der OB bei diesem wichtigen Projekt persönlich Verantwortung übernimmt.“

Auch die Union will sich erst dann endgültig zu dem Schulneubau positionieren, wenn die zahlreichen, das Vorhaben begleitenden Fragen schlüssig beantwortet sind: „Wir werden nur dann grünes Licht geben, wenn alles geklärt ist“, betont Thomas Walter, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Die Präsentation des Projektes durch das von Lidl beauftragte Architekturbüro sei zwar höchst professionell gewesen, doch vor allem was die Sicherheit der potenziellen Grundschüler angehe, müsse noch Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Die Schülerzahlen in Hagen explodieren. In diesem Schuljahr mussten allein 140 Grundschüler aus der Ukraine zusätzlich untergebracht werden, von dem weiterhin anhaltenden Flüchtlingsstrom aus Südosteuropa, Afrika und Asien ganz abgesehen. Das Gros der zugewanderten Menschen lebt in der Innenstadt, wo schon jetzt nicht mehr ausreichend Schulplätze für die zahlreichen Kinder zur Verfügung stehen, so dass täglich Schüler in andere Bezirke, etwa zur Grundschule Volmetal in Dahl, transportiert werden.