Hagen. Unterricht in luftiger Höhe: Wenn Lidl auf dem Bettermann-Parkplatz in Hagen eine Filiale eröffnen will, dann nur in Kombination mit einer Schule

Auf der Suche nach dem so dringend benötigten Grundstück für eine neue Schule scheint die Stadt Hagen den gordischen Knoten durchschlagen zu haben: Auf dem Bettermann-Parkplatz am Märkischen Ring soll in Kombination mit einer Lidl-Filiale eine Grundschule entstehen. Wenn alles gut geht, könnte die neue Lehranstalt bereits 2025 eröffnet werden.

Die Idee zum Bau einer Schule an dieser Stelle sei von Lidl selbst an die Stadtverwaltung herangetragen worden, verriet am Dienstag Baudezernent Henning Keune: „Es gibt sogar schon eine Machbarkeitsstudie, die besagt, dass die bautechnischen Voraussetzungen gegeben sind.“

Schule im zweiten und dritten Stockwerk

Das Konzept ist ebenso ausgefallen wie einschneidend: Der gewaltige Baukörper überspannt, wie im Bebauungsplan vorgesehen, große Teile des bestehenden Parkplatzes. Das Erdgeschoss bleibt einem nach allen Seiten hin offenen Parkhaus vorbehalten, im ersten Stock wird Lidl seine Filiale eröffnen. Ins zweite und dritte Obergeschoss soll die neue Grundschule mit zwei Klassen pro Jahrgang einziehen: „Für Schulhöfe und eine Turnhalle ist ebenfalls Platz vorhanden“, so Keune.

Möglicherweise wird sogar ein viertes Stockwerk obendrauf gesetzt, was Platz für weitere vier Klassen bieten würde. Die Schule soll mit einer Fußgängerbrücke an den Kratzkopf angebunden werden, so dass die Öwen-Witt-Sporthalle und die Liselotte-Funcke-Sekundarschule problemlos zu erreichen wären.

Mangelnde Grundstücksalternativen und überbordende Schülerzahlen

Die Pläne zum Bau der Schule sollen am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung von Schul- und Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden. Dort dürfte es kritische Fragen geben, vor allem was die Nähe der Schule zu einem Discounter angeht: „Beide werden räumlich strikt voneinander getrennt sein“, kündigte Oberbürgermeister Erik O. Schulz an, der das bahnbrechende Projekt mit Blick auf mangelnde Grundstücksalternativen und überbordende Schülerzahlen verteidigte: „Wir haben die Innenstadt auf der Suche nach Grundstücken für einen Schulbau rauf- und runtergescannt. Es sind sonst keine Flächen verfügbar. In einer Situation, wie wir sie haben, müssen wir mutig und fortschrittlich denken.“

Schulz spielte damit auf die explodierenden Schülerzahlen an. In diesem Schuljahr mussten allein 140 Grundschüler aus der Ukraine zusätzlich untergebracht werden, von dem weiterhin anhaltenden Flüchtlingsstrom aus Südosteuropa, Afrika und Asien ganz abgesehen.

Zuwanderung nach Hagen reißt nicht ab

Das Gros der zugewanderten Menschen lebt in der Innenstadt, wo schon jetzt nicht mehr ausreichend Schulplätze für die zahlreichen Kinder zur Verfügung stehen, so dass schon jetzt täglich Schüler in andere Bezirke, etwa zur Grundschule Volmetal in Dahl, transportiert werden. „Und wir müssen davon ausgehen, dass die Zuwanderung weitergehen wird“, so Schuldezernentin Martina Soddemann: „Man kann gar nicht so schnell bauen, wie es notwendig wäre.“

Den Bettermann-Parkplatz hatte Lidl von einem Hagener Unternehmer erworben in der Absicht, seinen weltweit 12.000 Filialen eine weitere hinzuzufügen. Die Stadt hat dem Discountunternehmen jedoch zu verstehen geben, dass es allein für einen Supermarkt dort keine Genehmigung geben werde.

Daraufhin entwickelten die findigen Lidl-Manager, die über die schulischen Nöte in Hagen offenbar bestens informiert waren, die Idee zu dem kombinierten Discounter-/Schul-Neubau. Die Stadt würde die Schule als Mieter übernehmen, bereits in zweieinhalb Jahren – die zufriedenstellende Klärung noch offener Fragen sowie die Zustimmung des Stadtrates vorausgesetzt – könnten der Bau stehen und die ersten Kinder unterrichtet werden.