Hagen. Der Discounter Lidl will auf dem Bettermann-Gelände in Hagen bauen. Einen Supermarkt und obendrauf eine Schule. So soll das funktionieren.
Die „Lidl-Grundschule“ in Hagen nimmt immer konkretere Formen an. Der Investor hat jetzt erste Entwürfe gezeigt, die die Dimension eines Neubaus skizzieren, der auf dem Bettermann-Parkplatz in der Hagener Innenstadt entstehen könnte. Pläne, die nach anfänglicher Skepsis durchaus die Zustimmung der Politik finden.
Bezirksvertretung Mitte, Rathaus an der Volme, Raum A 202: Wer aufsteht, sich zur Seite wendet, kann durchaus über die Rathausstraße die Kreuzung erspähen, an dem ein wohl bundesweit nahezu einmaliges Bauprojekt umgesetzt werden könnte. Ein Discounter mitten an einer vielbefahrenen Kreuzung (Märkischer Ring/Rathausstraße), auf den quasi eine Grundschule aufgesattelt wird.
Die Dimension des neuen Bauwerks
Allein die Delegation, die in der politischen Sitzung vorsprach, mag ein Fingerzeig für die Bedeutung sein, die dieses Projekt auch für den Investor Lidl hat: mit Willi und Simon Michels gleich zwei Vorstände des Kölner Planungsbüros Thesauros, dessen lange Referenzliste auch zahlreiche Bundesministerien umfasst, sowie drei Vertreter des Discounters. Im ihrem Gepäck: eine Präsentation, die zum ersten Mal die Dimension des neuen Bauwerks zeigt, die weitere Details verrät und die anschaulich macht, wie sich das Gebäude an die Topographie anpasst.
Letztlich ein Konzept, das viel Lob und kaum Widerspruch erntete. Lediglich was die Verkehre und die möglicherweise davon ausgehenden Gefahren für die Grundschüler angeht, soll das Büro Thesauros noch einmal nachliefern.
Grundschule mit drei Klassen pro Jahrgang
Was sich nun abzeichnet: Neben und auf dem Discounter-Komplex kann ein Schulgebäude nebst Turnhalle, Pausenhof und Räumen für den offenen Ganztag entstehen, das sogar genug Platz für eine dreigliederige Grundschule bietet. Fünf Geschosse, die zum Teil stufenförmig angelegt sind, bieten in Summe den dafür benötigten Raum.
Von einer „kleinen Bildungslandschaft“ spricht da gar Simon Michels mit Blick auf die benachbarten Schulstandorte auf dem Remberg (Sekundarschule Funcke und Käthe-Kollwitz-Kolleg), die über eine bestehende Stiege schnell zu erreichen sind. Was übrigens auch den Schulteil des neuen Gebäudes miteinbezieht, der komplett vom Discounter getrennt ist.
Neben einem Eingang, der an der jetzt bereits bestehenden Zufahrt zum Bettermann-Gelände liegt und in dessen Nähe auch Elterntaxis so halten sollen, dass die Kinder die Fahrbahn nicht überqueren müssen, gibt es einen weiteren Eingang, der von der Stiege aus direkt erschlossen wird.
Discounter mit 1475 Quadratmetern
Bei dem Discounter handele es sich um eine sogenannte „Metropolfiliale“, erläutert Michels: „Minimaler Platz wird maximal ausgenutzt.“
Der Eingang zum Supermarkt liegt direkt an der Ecke Rathausstraße/Märkischer Ring. Durch ein Foyer und über eine Rolltreppe gelangen die Kunden von dort ins erste Obergeschoss, wo sich entlang des Innenstadtrings die eigentliche Verkaufsfläche (1475 Quadratmeter) befindet.
70 Parkplätze im Erdgeschoss
Parkplätze – 70 an der Zahl – entstehen im Erdgeschoss. Die Filiale wird quasi aufgeständert. „Das Thema Frischluftzufuhr spielt eine wichtige Rolle“, so Simon Michels. „Und auch der Hochwasserschutz. Das ist der Grund dafür, dass wir auf eine Tiefgarage verzichten.“
Beliefert wird die Filiale später in einem Einbahnstraßensystem. Die Lastwagen nutzen die bereits bestehende Zufahrt, fahren quasi hinter dem Gebäude her, um dann eine Garage zu erreichen, die sich in Richtung CVJM-Haus befindet. „Entladen wird bei geschlossenen Toren“, erklärt Simon Michels. Beliefert wird Lidl von täglich maximal drei Lastwagen, die nach Geschäftsschluss am Abend, nachts oder vor Eröffnung am Morgen kommen. Abgeleitet werden sie direkt über den Märkischen Ring.
Turnhalle über dem Lidl
Sowohl direkt an der Zufahrt als auch auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich im Erdgeschoss Räume, die die Schule nutzen kann. Gleiches gilt für die zweite Etage. Direkt über der Lidl-Filiale entstehen eine Turnhalle sowie drei weitere Geschosse, die ebenfalls der Grundschule zugeschlagen werden. „Wie genau diese genutzt werden, wo Raum für Verwaltung, OGS und die Klassen entsteht, werden die weiteren Planungen mit der Stadt ergeben“, so Simon Michels. Fest steht lediglich: Zum vielbefahrenen Ring hin wird nicht unterrichtet.
Die oberen Etagen wiederum schirmen den Schulhof hin zu den Straßen ab. 1200 Quadratmeter soll diese Fläche am Ende umfassen. Das ist ausreichend für rund 300 Schüler, die die neue Schule einmal besuchen könnten.
Grüner Puffer am Märkischen Ring
Dass am Ende gar weniger Fläche versiegelt sei als momentan, unterstreicht Michels: „Zum Märkischen Ring hin entsteht ein grüner Puffer. Die Dachflächen werden begrünt. Darauf wird eine Photovoltaikanlage installiert.“
Reichlich Lob gab es für den Entwurf von der Politik. „Ich habe selten einen so gut nachvollziehbaren Vortrag gehört“, erklärte Jörg Meier (SPD), selbst Architekt von Beruf. Eine Temporeduzierung auf 30 km/h sei rund um die Schule wichtig – und auch möglich, wie Baudezernent Hennig Keune erklärte.
Keine Frischluftschneise am Remberg
Wie genau es sich mit dem Frischluftsschutz verhalte, hakte Grünen-Vertreterin Elke Freund nach. Woraufhin Christoph Diepes, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung im Rathaus, erklärte, dass gutachterlich belegt sei, dass es keine relevante Frischluftschneise den Remberg hinab gebe: „Solche Schneisen finden sich parallel des Rings über der Volme. Ein Baukörper mit Begrünung wirkt sich deutlich positiver auf das Klima aus als eine Fläche, die so versiegelt ist wie jetzt.“
Dass es im Bezirk Mitte dringend eine weitere Schule braucht, unterstrich Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung: „Zahlreiche Schüler müssen derzeit in andere Stadtteile gefahren werden.“ Wenn es um die konkrete Ausgestaltung der Schule gehe, so werde er zwei Schulleitungen mit einbeziehen.
Schule kann frühesten 2026 starten
Einziger Wermutstropfen: Die so dringend benötigte neue Schule kann bei schneller Umsetzung frühestens zum Schuljahr 2026/27 an der Start gehen. Davor stehen die weiteren Planungen und Genehmigungen sowie mindestens zwei Jahre Bauzeit.