Ennepetal. . Die mehr als 100 Roma, die kürzlich aus Duisburg nach Hasperbach gezogen sind, verunsichern die Bevölkerung. Es mehren sich die Beschwerden über Müll und aggressives Betteln. Die Stadt Ennepetal versucht die Roma zu integrieren. Wir haben uns dort umgeschaut und umgehört.

Die mehr als 100 Roma, die seit knapp vier Wochen in Hasperbach wohnen, sorgen für immense Diskussionen in der Stadt Ennepetal. Dabei werden manchmal radikale Meinungen vorgebracht. Doch klar wird auch: So ganz genau weiß niemand, was rund um die ehemaligen Arbeiterwohnungen der Firma Carp und Hones passiert. Wir haben uns dort umgeschaut und umgehört.

Ordnungsamt täglich vor Ort

Niemand verhehlt: Die Roma bereiten Probleme. Sie verrichten ihre Notdurft auf dem hinter den Häusern verlaufendem Wanderweg. Sie betteln penetrant und aggressiv Passanten an oder klopfen an Firmen- und Privatfenster. Hunde, die in diesem Bereich Gassi geführt werden, werden mit Stöcken beworfen. Mädchen von jungen Männern aus Rumänien sehr offensiv angeflirtet. Müll häuft sich an. Strafrechtlich Relevantes ist allerdings nicht vorgefallen. „Wir wurden noch zu keinem Einsatz gerufen“, sagt Birte Bönisch, Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde. Täglicher Gast ist allerdings das Ennepetaler Ordnungsamt. Das zeigt: Hier liegt offensichtlich ein Problem in Bezug auf Benehmen und Hygiene vor, aber kein Kriminalitätsschwerpunkt.

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In erster Linie herrscht in Hasperbach Unsicherheit. Bei allem Ärger sind die Nachbarn sehr zurückhaltend, betonen, dass sie sich ein gutes Zusammenleben wünschen, dass die Situation auf keinen Fall Nährboden für rechtes Gedankengut bieten dürfe. Diese Geschichten hört Volker Rauleff mehrmals täglich. Das SPD-Ratsmitglied aus Hasperbach stellt klar: „Die Verwaltung kümmert sich intensiv um die Beschwerden. Klar ist aber auch: Wenn Menschen sich andere Jogging- und Radfahrwege suchen, weil sie hier Angst haben, muss etwas passieren. Und das ohne, dass sich hier jemand in die rechte Ecke stellt.“

Auflagen an den Vermieter

Das sieht auch die Witwe des ehemaligen Inhabers der Firma Schmolz und Bickenbach so. „Ich habe keine Probleme mit den Menschen, aber der Müll muss weg. Ich kann ja keinen Besuch mehr einladen, der daran vorbei muss.“ Auch hier hat die Verwaltung den Hebel angesetzt, dem Vermieter gegen Zahlungen die Auflage gegeben, den Müll zu entsorgen. Doch die Frau macht sich auch Sorgen um den Wert ihrer Immobilie.

Viele ziehen woanders hin

Das hat allerdings auch andere Gründe, wie ihre Nachbarin deutlich macht, als sie auf den Balkon tritt. Denn: Auch die Häuser, die direkt an das der Witwe angrenzen und die nicht dem Hagener Vermieter der Roma gehören, sind vollkommen heruntergekommen. „Wir ziehen nach 53 Jahren jetzt hier weg. Und wir sind nicht die einzigen. Bei uns ist das Dach undicht, die Vermieterin kümmert sich um gar nichts.“

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Eine Situation, die Volker Rauleff zusätzlich beunruhigt. „Die Roma sind sowieso schon sehr unter sich. Wenn dann auch in der Nachbarschaft kaum noch jemand wohnt, bilden wir hier ein Ghetto. Eine Integration wird aus meiner Sicht unglaublich schwer.“

Bleiben will Renate Otto. Sie wohnt etwa 50 Meter entfernt von den Roma-Häusern und ist stolz auf ihren Garten – „den wohl schönsten in Hasperbach“, wie Volker Rauleff sagt. Renate Otto fühlt sich nicht bedroht, sie fühlt sich gestört und verunsichert: „Die Probleme haben sich deutlich reduziert. Aber die Roma wissen nicht, was privat ist, und ich will keine fremden Menschen überall auf meinem Grundstück sitzen haben – egal wo sie herkommen.“

Verwaltung weiter in der Pflicht

Volker Rauleff ist regelmäßig selbst vor Ort. Vor ihm steht Ionel Calin – groß, stämmig, Kurzhaarschnitt. Er versichert, dass er allen Bescheid geben wird, dass die Kinder und Jugendlichen die Wanderer und Radfahrer nicht belästigen sollen. Versprechen solcher Art hat die Verwaltung zahlreiche Male gehört. Mal werden sie mehr, mal weniger eingehalten. Für Rauleff stehen die Rathaus-Mitarbeiter in der Pflicht, an der Sache dran zu bleiben. „Hier sollte niemand etwas schön reden. Wir haben ein Problem, das gelöst werden muss. Die Verwaltung tut alles dafür, die Roma zu integrieren aber auch, deutlich zu machen, was nicht geht.“