Ennepetal. Im Kindesmissbrauchs-Prozess gegen einen 67-jährigen Mann aus Ennepetal haben weitere Jungen vor dem Landgericht Hagen ausgesagt und den Angeklagten schwer belastet. Sie schilderten, wie er sie mit Geld und Geschenken köderte, um Vertrauen zu erwecken. Anschließend sollen die Jungen sexuell bedrängt worden sein.

Die Anschuldigungen wegen Kindesmissbrauchs gegen einen 67-Jährigen aus Ennepetal verdichten sich. Vor dem Landgericht haben weitere Jungen ausgesagt, die der Mann sexuell bedrängt haben soll. Der Angeklagte wird schwer belastet.

Manche der Jungen beschrieben den Mann als Erwachsenen, mit dem man „richtig gut reden“ konnte. Sie erzählten vor Gericht von einem gastfreundlichen Menschen, der immer die Jungen aus der Nachbarschaft und deren Freunde einlud. Sie genossen bei ihm so manche Freiheit, die zu Hause verboten war, wie Fernsehen.

Und sehr oft habe der Angeklagte auch seine Brieftasche geöffnet und Geld verteilt. Das sprach sich natürlich herum. Und so hatte er immer die Wohnung voller Jungen, die seine Enkel hätten sein können. Seine arglosen Besucher ahnten nicht, dass die Großzügigkeit des Ennepetalers offenbar auf etwas ganz anderes abzielte: nämlich sexuelle Beziehungen zu den durchweg Minderjährigen anzubahnen. Manche Jungen bekamen das früher zu spüren als andere.

13-Jähriger aus Gevelsberg sollte "Küsschen geben"

Ein heute 13-jähriger Schüler aus Gevelsberg berichtete im Zeugenstand, dass er sich mehrmals gegen den zudringlichen 67-Jährigen hätte wehren müssen. Der Junge spielte gern Schach. Und als der Angeklagte davon erfuhr, lud er ihn in seine Wohnung zum Schachspielen ein. Auch die Eltern, die beim ersten Treffen dabei waren, sahen keinen Grund, ihrem Sohn Besuche beim vertrauenserweckenden Angeklagten zu verbieten.

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Aber schon beim ersten Treffen ohne die Eltern habe der Angeklagte mit Annäherungsversuchen begonnen. „Er machte sexuelle Andeutungen, wollte, dass ich ihm Küsschen gebe“, schilderte der Junge die ihm sichtlich peinlichen Vorfälle an einem nicht näher bestimmbaren Nachmittag zu Beginn des Jahres. Er wusste sich nicht besser zu helfen, als sofort aufzuspringen und ins Bad zu flüchten.

Mit Kuscheleien angefangen

In den folgenden Wochen habe der Angeklagte ihn ständig mit Geld und kleinen Geschenken geködert. „Er hat es immer wieder versucht und hat dauernd mit Kuscheleien angefangen. Er schenkte mir DVDs, was zum Anziehen oder gab mir Geld“, berichtete der Junge weiter. „Er hat gesagt, er wollte, dass ich mir auch was kaufen könnte. Er würde mich lieben.“

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Einmal habe der Angeklagte ihn in ein Schuhgeschäft mit teuren Markenturnschuhen mitgenommen. Die habe er dem Jungen angeboten, wenn er „mit ihm die Dinge mache, die auch die anderen Jungs mit ihm machen“ würden. „Ich habe mich gegen die Turnschuhe entschieden. Danach bin ich nicht mehr hingegangen.“ Ein anderer, mittlerweile 19-jähriger junger Mann erzählte, wie der Angeklagte auch die Schwächen der Jugendlichen für seine Zwecke zu nutzen versuchte. „Er wusste, dass ich Drogen konsumiere und hat mir immer Geld dafür gegeben“, so der 19-jährige.

Scham und Ekel bei den Opfern

Über die Vorfälle schwiegen die Jungen – auch untereinander. Dazu wieder der 13-Jährige: „Er hat mich immer ermahnt, dass alles, was im Hause passiert, auch dort bleiben soll.“ Trotzdem ging schon bald das Gerücht um, dass der 67-jährige pädophil sei. Aber dagegen wehrte der Mann sich energisch und erzählte den Kindern, dass nicht stimme, was über ihn erzählt würde. Scham und Ekel bei den Jungen sorgten dafür, dass die mutmaßlichen Missbräuche bis Mai unentdeckt blieben. „Ich versuche, das zu verdrängen“, so der 13-jährige.