Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. . Die so genannten Loverboys sind zunehmend an Schulen in Gevelsberg, Ennepetal und Schwelm unterwegs. Sie verdrehen Mädchen zwischen elf und 18 Jahren die Augen und gaukeln ihnen die große Liebe vor. Später wird die Liebe zum Alptraum. Loverboys treiben ihre Opfer in die Abhängigkeit, im Extremfall bis zur Zwangsprostitution.
Die Mädchen sind zwischen elf und 18 Jahre alt. Wie fast alle Teenager träumen sie von der großen Liebe. Doch der Romeo mit dem vielen Geld und dem großen Auto verwandelt sich plötzlich zum Alptraum. Die Mädchen werden selbst in die Abhängigkeit getrieben, ihre Psyche wird ruiniert.
Der Berliner Verein „No Loverboys“, die Polizei und ihr Opferschutz, der Weiße Ring, sowie Pro Familia und die Diakonie Mark-Ruhr gehen gemeinsam gegen die steigende Zahl von Opfern und Verdachtsfällen vor, die sich durch alle Gesellschaftsschichten ziehen. „Vorwiegend kommen die Mädchen aber aus gefestigten Elternhäusern. Es sind überproportional viele Ärztetöchter unter ihnen, meist gehen sie auf das Gymnasium oder auf die Gesamtschule“, sagt Bärbel Kannemann, 1. Vorsitzende des Vereins „No Loverboys“, und zeichnet die perfide Masche der skrupellosen Täter nach.
Gezielt Mädchen mit Problemen im Visier
Die jungen Männer, meist zwischen 18 und 25 Jahre alt, suchen sich gezielt junge Mädchen, die sich in einer Lebenskrise befinden und zudem oftmals ein geringes Selbstwertgefühl haben. „Mit Komplimenten und Zuwendungen gelingt ihnen dann der Zugang zu ihnen“, erklärt Bärbel Kannemann. Die Mädchen würden mit den zunächst charmanten Jungs schlafen. „Dann sollen sie auch mit den Freunden des Mannes ins Bett gehen, weil dieser angeblich Schulden hat“, erläutert Kannemann weiter.
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Mit Alkohol und Drogen werden die Mädchen gefügig gemacht, haben Sex mit mehreren Männern und werden dabei gefilmt. Die Loverboys drohen damit, die Videos im Internet zu veröffentlichen oder auf dem Schulhof zu verbreiten, sollten die Mädchen nicht mit den Freiern verkehren. „Oft drohen die Täter auch, die jüngere Schwester zu holen oder der Familie etwas anzutun, sollten sie aussteigen“, sagt die ehemalige Kommissarin.
Für die Mädchen werden Wohnungen angemietet oder sie werden auf den Straßenstrich geschickt. „Sie bekommen keinen Cent. Die Opfer werden isoliert und leben fortan in einer Parallelwelt. Sie tauchen ein in eine Welt voller Gewalt, Drogen, Alkohol, Waffen und Prostitution“, sagt Kannemann.
Auch im EN-Südkreis steigende Verdachtsfälle
Margarete Kummer von der Diakonie Mark Ruhr bestätigt, dass auch im EN-Südkreis die Zahl der Verdachtsfälle steigt. „Wir treiben unsere Sensibilisierung bewusst in diesen Städten voran“, sagt sie. Die Täter – oft von geringer Bildung und zu 95 Prozent mit Migrationshintergrund – würden allerdings selten gefasst, weil die Mädchen sich schämen und oft schwer traumatisiert sind.