Neheim. Schülerinnen Mina, Gioia und Elisa aus Neheim sind stolz: Sie kommen in Hamminkeln mit NRW-Schulministerin Feller ins Gespräch.

„Man kann viel über Demokratie in Büchern lesen und im Schulunterricht besprechen. Aber Demokratie spielt sich in unserem täglichen Leben ab und genau das möchten den Kindern zeigen“, erklärt Meinolf Padberg. Der Lehrer nimmt mit den beiden Neheimer Schulen Agnes-Wenke-Sekundarschule und Grundschule „Rote Schule“ am bundesweiten Wettbewerb „Demokratisch Handeln“ teil.

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Unter 60 Bewerbungen allein aus Nordrhein-Westfalen gehörten die beiden Schulen nun zu den 30 auserwählten Schulen, die vom Verein „Demokratisch Handeln“ und vom Schulministerium NRW zur Veranstaltung „Demokratiegarten 2024“ in die Akademie Klausenhof nach Hamminkeln eingeladen wurden. Mina Sondermann, Schülerin des 6. Jahrgangs der Agnes-Wenke-Sekundarschule, vertrat ihre schulische AG „Agnes-Wenke-Schule vor Ort“ in Hamminkeln, und präsentierte auf ihrer Stellwand das Thema „Die Botschaften der Friedenstauben“.

NRW-Schulministerin Dorothee Feller kam am Stand der Schule mit Mina ins Gespräch. „Zuerst war ich sehr aufgeregt, weil ich so etwas noch nie gemacht habe, aber es waren alle sehr nett. Es hat Spaß gemacht, den Leuten und auch der Schulministerin unser Projekt vorzustellen, vor allem, weil sie sehr daran interessiert waren und viele Fragen gestellt haben“, berichtet die Elfjährige von ihren Erfahrungen.

Es hat Spaß gemacht, den Leuten und auch der Schulministerin unser Projekt vorzustellen, vor allem, weil sie sehr daran interessiert waren und viele Fragen gestellt haben.
Mina Sondermann - Schülerin der Agnes-Wenke-Schule Neheim

Vorausgegangen war dem Projekt die Reinigung von Grabsteinen auf dem Neheimer Möhnefriedhof durch ältere Sekundarschüler zusammen mit Schulleiter Andreas Schauerte und dem Heimatbund Neheim-Hüsten. Im April 2023 kam Mina Sondermann dann die Idee, diese Grabsteine der Opfer der Möhneflut mit bunten laminierten Friedenstauben zu schmücken und Friedensbotschaften der Mahnung und Hoffnung darauf zu schreiben. „Frieden ist schließlich bunt, bedeutet Leben und Hoffnung“, so Mina.

Mina Sondermann (links) aus Neheim erklärt der NRW-Schulministerin Dorothee Feller das Projekt der Agnes-Wenke-Schule.
Mina Sondermann (links) aus Neheim erklärt der NRW-Schulministerin Dorothee Feller das Projekt der Agnes-Wenke-Schule. © Meinolf Padberg | Meinolf Padberg

Pünktlich zum 80. Gedenktag an die Bombardierung des Möhnedamms und die dadurch ausgelöste Flutkatastrophe in Neheim am 17. Mai 2023 hatte Mina zusammen mit ihren Mitschülern aus der AG sowie mit Projektleiter Meinolf Padberg mehr als 200 Friedenstauben der Agnes-Wenke-Schule an den 11 Grabstellen der Flutopfer angebracht. Unterstützt wurde die Aktion vom Heimatbund Neheim-Hüsten, der als Kooperationspartner der Agnes-Wenke-Schule und der „Roten Schule“ agiert.

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Mit ihrem Projekt wollten die Schulkinder die „Würde der Verstorbenen“ bewahren und gleichzeitig ihre „Friedenssehnsucht“ zum Ausdruck bringen. Aufgrund des großen Interesses wurde die Kunstinstallation - zusammen mit dem Heimatbund - um eine Woche verlängert. Das Thema „Botschaften der bunten Friedenstauben“ wurde schließlich ausgewählt als Leitmotiv für die dreiwöchige Ausstellung des Heimatbundes Neheim-Hüsten zum 80. Gedenktag „Auf den Flügeln des Friedens“ in der Stadtbibliothek Neheim.

Neben der Agnes-Wenke-Schule hatte sich mit der Grundschule „Rote Schule“ noch eine zweite Neheimer Schule mit einer Aktion am Gedenktag zur Möhnekatastrophe beteiligt. Gioia Deluca und Elisa Berghoff aus dem 4. Jahrgang der Schule stellten an ihrem Stand die Annäherung der „Roten Schule“ mit einer Schule im englischen Scampton vor. In Scampton waren 1943 die sogenannten „Dambusters“ (Dammbrecher) der britischen Royal Air Force stationiert, die sich für die Bombardierung des Damms verantwortlich zeichneten. Beide Schulen arbeiten seit einem Jahr an einem gemeinsamen Friedensprojekt.

Das steckt hinter „Demokratisch Handeln“

1990 wurde der Bundeswettbewerb „Demokratisch Handeln“ ins Leben gerufen. Er ist ein Kinder- und Jugendwettbewerb zur Förderung der demokratischen Kultur und zeichnet Demokratieprojekte aller Art aus dem schulischen und außerschulischen Bereich aus. Mit diesem Wettbewerb soll auf die verschiedene Projekte hingewiesen und die Arbeit der Beteiligten, die die Projekte begleiten, gewürdigt werden.

„Demokratisch Handeln“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von den Kultusministerien in den Ländern unterstützt. Träger ist der Förderverein Demokratisch Handeln e. V.

Gioia und Elisa berichteten im Demokratiegarten in Hamminkeln anhand vieler Fotos von den Meilensteinen dieser Entwicklung, von ersten Videogrüßen aus dem Klassenraum, Briefen, Grußkarten, von einem zeitgleichen Friedenszug mit einer Live-Schaltung Neheim-Scampton, dem Verlesen von Friedensbotschaften und vielem mehr. Schulministerin Dorothee Feller nahm sich Zeit, informierte sich ausführlich über die Projekte beider Schulen, hörte den Schülerinnen interessiert zu, lobte immer wieder die durchgeführten Aktionen und ließ sogar Grüße an die britische Schule in Scampton ausrichten.

Ein Foto als Andenken an die persönlich Begegnung: oben links Mina Sonderman, oben rechts Dorothee Feller (Schulministerin), unten links: Gioia Deluca, unten rechts: Elisa Berghoff (Rote Schule).
Ein Foto als Andenken an die persönlich Begegnung: oben links Mina Sonderman, oben rechts Dorothee Feller (Schulministerin), unten links: Gioia Deluca, unten rechts: Elisa Berghoff (Rote Schule). © Meinolf Padberg | Meinolf Padberg

Sichtlich bewegt zeigten sich die beiden Schülerinnen der „Roten Schule“ von dem Gespräch mit der Schulministerin. So erklärt die zehnjährige Gioia beispielsweise: „Ich fand es toll, dass uns die Schulministerin vor der Begrüßung der Teilnehmer gefragt hat, ob wir mit ihr in der ersten Reihe sitzen wollen. Ich fühlte mich geehrt.“ Und Klassenkameradin Elisa ergänzt: „Es war für mich ein Abenteuer, als Grundschülerin unsere Schulministerin zu treffen. Sie war sehr nett und interessiert.“

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Nach der Vorstellungsrunde nahmen die drei Schülerinnen ihre Projekturkunden „Demokratisch Handeln“ entgegen für ihre schulischen Friedensbeispiele. Die Kinder hoffen nun darauf, zu den 50 bundesweiten Hauptgewinnern zu gehören, die im Juni zum Demokratie-Festival „Junify 2024“ nach Berlin eingeladen werden oder die einen der Sonderpreise für „Demokratie und Kunst“ bzw. für „Europäische Zusammenarbeit“ erhalten. „In den nächsten Wochen sollen die Bescheide veröffentlicht werden, welche Demokratieprojekte für Berlin ausgewählt wurden. Ganz gleich, ob wir dabei sind oder nicht, wir wollen die Projekte fortsetzen und noch weiter ausbauen“, verspricht Meinolf Padberg.