Neheim. Die Schüler der Agnes-Wenke-Sekundarschule in Neheim ehren die Verstorbenen der Möhnekatastrophe in Neheim und machen ihre Namen wieder sichtbar.

„Wir möchten die Toten ehren - den Menschen ihre Namen wiedergeben“, lautet die Intention der Schüler der Agnes-Wenke-Sekundarschule, sich bei mäßigem Wetter zum Möhnefriedhof in Neheim zu begeben, um dort Grabsteine und Friedhofsfläche in Ordnung zu bringen.

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Von Laub und kleinen Ästen bedeckt, teils verschlungen vom Moos zeigen sich die sechs Gräber, um die es diesmal geht. In ihnen wurden Menschen bestattet, die vor fast 80 Jahren den Folgen der Zerstörung der Möhnetalsperre durch die Operation Chastise der Royal Air Force zum Opfer fielen. Auf jedem dieser Grabsteine ist der Todestag mit dem 17.05.1943 bestimmt - kaum noch leserlich.

Schüler der AWS vor Ort in Neheim

Die Schüler der Arbeitsgemeinschaft „AWS vor Ort“ der neunten und zehnten Klasse haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, diese Grabmale nach und nach zu säubern und wieder lesbar zu machen - eben den verstorbenen Menschen Ehre zu erweisen und ihnen „ihre Namen zurückzugeben“. Mit „Hochdruckreiniger“, Schrubber, Besen und Rechen machen sich die Jugendlichen direkt ans Werk. Rund eineinhalb Stunden haben sie diesmal Zeit dafür, bevor die Schulzeit endet. Mit vor Ort der Schulleiter Andreas Schauerte, der AG-Lehrer Meinolf Padberg und Georg Eich als Projektleiter des Heimatbunds.

AWS vor Ort

Das Ziel der Kooperation besteht darin, die jungen Menschen an der Erforschung und Mitgestaltung ihrer Wohnorte, ihrer Lebensräume zu beteiligen und ihnen dabei außerschulisches Lernen vor Ort zu ermöglichen.

Damit soll eine wirklichkeitsnahe und handlungsorientierte Bildung gefördert werden.

Alle drei zeigen sich begeistert darüber, wie tatkräftig „die Jungs“ zum Werkzeug packen und loslegen. „Ich finde es absolut klasse, wie sich unsere Schülerinnen und Schüler für die AG einsetzen“, sagt Andreas Schauerte. Und Meinolf Padberg ergänzt: „Wir hatten schon einige Treffen mit dem Heimatbund - aber dies ist die erste Aktion zum Anpacken.“ Die pädagogische Vor- und Nachbereitung passe sowohl in die AGs selbst, aber auch fächerübergreifend beispielsweise in Gesellschaftslehre. Denn im Grunde geht es darum, sich „vor Ort“ einzubringen und die Heimat zu verstehen.

Die Heimat verstehen

Die Idee, sich in dieser Form für die Heimat einzusetzen, entsprang der erst kürzlich eingegangenen Kooperation mit dem Heimatbund Neheim-Hüsten (wir berichteten).

Der Grabstein der Neheimer Opfer im Jahr 1943 wird zunächst abgespült, bevor er in Handarbeit gereinigt wird.  
Der Grabstein der Neheimer Opfer im Jahr 1943 wird zunächst abgespült, bevor er in Handarbeit gereinigt wird.   © Thora Meißner

„Die Fünft- und Sechstklässler werden diese Aktion noch ergänzen“, sagt Meinolf Padberg, „sie fertigen Kunstinstallationen in Form von Friedenstauben an, die dann innerhalb der Kranzniederlegung am Jahrestag selbst aufgestellt werden sollen.“

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Die Kooperation „AWS/Heimatbund“ sieht noch viele weitere gemeinsame Ideen vor, um das demokratische Miteinander unter den Schülerinnen und Schülern zu erweitern - darunter zum Beispiel auch der Besuch der Ausstellung zum jüdischen Leben in der Neheimer Synagoge oder auch die Ausstellung anlässlich des 80. Gedenktages an die Flut infolge der Möhnekatastrophe mit Fokus auf Neheim.