Sundern. Sunderner Pfarrer machen klar, dass „Rassismus und Glaube nicht zusammengeht“. Sie bekennen sich zu Toleranz und Vielfalt.
Rückblick: Wir schreiben den 2. Februar 2024. Bei der Kundgebung für Vielfalt und Toleranz und gegen Rassismus finden sich mehr als 1000 Menschen aus Sundern auf dem Franz-Josef-Tigges-Platz in der Innenstadt zusammen. Gemeinsam protestieren sie für eine offene Gesellschaft ohne Ausgrenzungen. An diesem Tag richten zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft ihre Worte an die Bevölkerung. Darunter sind auch die beiden Sunderner Geistlichen Pfarrer Martin Vogt von der evangelischen Kirche und Pfarrer Stefan Siebert von der katholischen Kirche.
Bilder von der Kundgebung in Sundern
Die deutlichen Worte der beiden Kirchenvertreter wurden damals mit Applaus begrüßt. „Rassismus und Glauben passen nicht zusammen“, sagten beide und genau das möchten sie noch einmal unterstreichen. „Als Kirche schließen wir keine Menschen aus. Ganz gleich welcher Ethnie oder welchem Kulturkreis sie angehören, welches Geschlecht und welche Hautfarbe sie haben und auch die Religion ist keine Hemmschwelle. Wir begrüßen auch Menschen anderer Glaubensrichtungen in unserer Mitte. Deshalb haben wir uns gegen die Ausgrenzungen der AfD öffentlich ausgesprochen und stehen weiterhin zu unseren Worten“, sagt Pfarrer Stefan Siebert vom Pastoralen Raum Sundern.
„Wenn wir jemanden ausschließen, dann werden wir unserem Amt nicht gerecht. Das ist ein absolutes No Go!“, ergänzt Amtskollege Martin Vogt von der evangelischen Kirche. Mit den Aussagen auf der Kundgebung wollte er damals wachrütteln und öffentlich Farbe bekennen.
Kritikern, die beispielsweise der katholischen Kirche in dieser Debatte vorwerfen, Frauen in der Gemeinschaft nicht gleichberechtigt zu behandeln und daher mit zweierlei Maß zu messen, widerspricht Siebert. „Wir haben in Deutschland viele bischöflich beauftragte Wortgottesdienstleiterinnen. Sie sind speziell ausgebildet. Und bei uns in der Gemeinde gibt es auch Frauen, die Beerdigungen leiten“, so Siebert. Allerdings räumt der katholische Pfarrer ein, dass die katholische Kirche sakramental verfasst sei, weshalb es Frauen noch immer verwehrt sei, die Sakramente zu feiern.
Die Rolle der Kirche in einer Stadt wie Sundern und das Bild des Priesters hätten sich im Laufe der Zeit verändert. „Früher waren der Pfarrer, der Arzt und der Bürgermeister im Dorf unantastbare Autoritäten. Heutzutage ist das zum Glück längst überholt“, so Siebert. Und sein evangelischer Kollege Martin Vogt ergänzt: „In den Gesprächen mit den Gemeindegliedern animiere ich die Menschen, alles kritisch zu hinterfragen, auch meine eigenen Handlungen. Die Menschen begegnen uns aufgeklärter und differenzierter.“
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„Ich tue mich grundsätzlich schwer damit, wenn Parteien - und damit meine ich ausdrücklich nicht nur die AfD - von irgendwelchen christlichen Werten sprechen, die man glaube zu repräsentieren oder sogar vermeintlich zu verteidigen. Leider ergreifen oftmals die Menschen das Wort, die diese Begriffe selbst schwer mit Inhalt füllen können“, mahnt Martin Vogt.
Als Geistliche trage man in der Gesellschaft noch immer ein hohes Maß an Verantwortung, weshalb man sich auch dazu entschieden habe, deutliche Statements in Bezug auf Rassismus und Ausgrenzung zu tätigen. Man wolle „Duftmarken“ setzen. Das müsse nicht unbedingt nur am Sonntag von der Kanzel aus geschehen, sondern funktioniere auch in persönlichen Gesprächen und in den sozialen Netzwerken.
Umgekehrt dürfe man als Kirche auch nicht Gefahr laufen, das Kerngeschäft zu vernachlässigen. „Jesus hat als junger Mensch bereits Außenseitern der damaligen Gesellschaft geholfen - ganz gleich welcher Religion sie angehörten, wie sie aussagen und woher sie kamen. Da sind wir wieder beim Thema Vielfalt und Toleranz“, betont Siebert.
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Beide Gemeinden wollen mit neuen Formen von Gottesdiensten neue Gruppen ansprechen. „Damit können wir Menschen begegnen, die sonst vielleicht nicht in die Kirche kommen würden“, resümiert Martin Vogt. Als Geistlicher müsse man grundsätzlich hart im Nehmen sein. „Wir sind froh, wenn sich manche Menschen bei Hochzeit, Kommunion, Taufe oder Beerdigung an uns erinnern. Wir wollen zu diesen Festen das Bestmögliche anbieten und niemanden enttäuschen. Vielleicht findet am Ende doch der ein oder andere zurück in die Kirche und nimmt an der Gemeinschaft wieder häufiger teil“, so Stefan Siebert.
Die Geistlichen bleiben Teil des Netzwerkes für Toleranz und Vielfalt in Sundern sein und auch bei weiteren Aktionen gegen Ausgrenzung und Rechtsextremismus mitmachen. Im März ist das nächste Treffen geplant. Die Kundgebung von Anfang Februar soll kein einmaliges Bekenntnis bleiben, sondern der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen sein.