Sundern. Sunderner Pfarrer machen klar, dass „Rassismus und Glaube nicht zusammengeht“. Sie bekennen sich zu Toleranz und Vielfalt.

Rückblick: Wir schreiben den 2. Februar 2024. Bei der Kundgebung für Vielfalt und Toleranz und gegen Rassismus finden sich mehr als 1000 Menschen aus Sundern auf dem Franz-Josef-Tigges-Platz in der Innenstadt zusammen. Gemeinsam protestieren sie für eine offene Gesellschaft ohne Ausgrenzungen. An diesem Tag richten zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft ihre Worte an die Bevölkerung. Darunter sind auch die beiden Sunderner Geistlichen Pfarrer Martin Vogt von der evangelischen Kirche und Pfarrer Stefan Siebert von der katholischen Kirche.

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Bilder von der Kundgebung in Sundern

Klare Forderung in Sundern.
Klare Forderung in Sundern. © Arnsberg | Eric Claßen
Kurz vor 17 Uhr füllte sich der Franz-Josef-Tigges-Platz schlagartig.
Kurz vor 17 Uhr füllte sich der Franz-Josef-Tigges-Platz schlagartig. © Eric Claßen | Eric Claßen
Warten auf den Beginn der Veranstaltung.
Warten auf den Beginn der Veranstaltung. © Eric Claßen | Eric Claßen
Auch die Kirchen beteiligten sich an den Protesten.
Auch die Kirchen beteiligten sich an den Protesten. © Eric Claßen | Eric Claßen
Die Gruppe
Die Gruppe "Samba Piranha" stimmte das Publikum mit Trommeln ein. © Eric Claßen | Eric Claßen
Bis hinein in die angrenzende Fußgängerzone drängelten sich die Menschen.
Bis hinein in die angrenzende Fußgängerzone drängelten sich die Menschen. © Eric Claßen | Eric Claßen
Rund um die Bühne fanden sich die Sunderner ein.
Rund um die Bühne fanden sich die Sunderner ein. © Eric Claßen | Eric Claßen
Blick auf die Menschenmenge.
Blick auf die Menschenmenge. © Eric Claßen | Eric Claßen
Klare Forderung in Sundern
Klare Forderung in Sundern © Arnsberg | Eric Claßen
Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke spricht zu den Menschen.
Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke spricht zu den Menschen. © Arnsberg | Eric Claßen
Aufmerksam folgt das Publikum den Beiträgen auf der Bühne.
Aufmerksam folgt das Publikum den Beiträgen auf der Bühne. © Arnsberg | Eric Claßen
Klare Statements der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Klare Statements der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. © Eric Claßen | Eric Claßen
Mehr als 1000 Menschen sind auf den Franz-Josef-Tigges-Platz gekommen.
Mehr als 1000 Menschen sind auf den Franz-Josef-Tigges-Platz gekommen. © Arnsberg | Eric Claßen
Stefan Appelhans richtete als Vertreter der Sunderner Unternehmerschaft die Worte an die Bevölkerung.
Stefan Appelhans richtete als Vertreter der Sunderner Unternehmerschaft die Worte an die Bevölkerung. © Eric Claßen | Eric Claßen
Immer wieder wurden die Plakate hochgehalten.
Immer wieder wurden die Plakate hochgehalten. © Eric Claßen | Eric Claßen
Dicht an dicht standen die Menschen bei der Kundgebung.
Dicht an dicht standen die Menschen bei der Kundgebung. © Eric Claßen | Eric Claßen
Über Generationen hinweg hatten sich die Menschen versammelt, um für Demokratie zu kämpfen.
Über Generationen hinweg hatten sich die Menschen versammelt, um für Demokratie zu kämpfen. © Eric Claßen | Eric Claßen
Berühmte Zitate mit deutlichen Worten.
Berühmte Zitate mit deutlichen Worten. © Eric Claßen | Eric Claßen
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Die deutlichen Worte der beiden Kirchenvertreter wurden damals mit Applaus begrüßt. „Rassismus und Glauben passen nicht zusammen“, sagten beide und genau das möchten sie noch einmal unterstreichen. „Als Kirche schließen wir keine Menschen aus. Ganz gleich welcher Ethnie oder welchem Kulturkreis sie angehören, welches Geschlecht und welche Hautfarbe sie haben und auch die Religion ist keine Hemmschwelle. Wir begrüßen auch Menschen anderer Glaubensrichtungen in unserer Mitte. Deshalb haben wir uns gegen die Ausgrenzungen der AfD öffentlich ausgesprochen und stehen weiterhin zu unseren Worten“, sagt Pfarrer Stefan Siebert vom Pastoralen Raum Sundern.

Wenn wir jemanden ausschließen, dann werden wir unserem Amt nicht gerecht. Das ist ein absolutes No Go!“
Martin Vogt - Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Sundern

„Wenn wir jemanden ausschließen, dann werden wir unserem Amt nicht gerecht. Das ist ein absolutes No Go!“, ergänzt Amtskollege Martin Vogt von der evangelischen Kirche. Mit den Aussagen auf der Kundgebung wollte er damals wachrütteln und öffentlich Farbe bekennen.

Kritikern, die beispielsweise der katholischen Kirche in dieser Debatte vorwerfen, Frauen in der Gemeinschaft nicht gleichberechtigt zu behandeln und daher mit zweierlei Maß zu messen, widerspricht Siebert. „Wir haben in Deutschland viele bischöflich beauftragte Wortgottesdienstleiterinnen. Sie sind speziell ausgebildet. Und bei uns in der Gemeinde gibt es auch Frauen, die Beerdigungen leiten“, so Siebert. Allerdings räumt der katholische Pfarrer ein, dass die katholische Kirche sakramental verfasst sei, weshalb es Frauen noch immer verwehrt sei, die Sakramente zu feiern.

Die Rolle der Kirche in einer Stadt wie Sundern und das Bild des Priesters hätten sich im Laufe der Zeit verändert. „Früher waren der Pfarrer, der Arzt und der Bürgermeister im Dorf unantastbare Autoritäten. Heutzutage ist das zum Glück längst überholt“, so Siebert. Und sein evangelischer Kollege Martin Vogt ergänzt: „In den Gesprächen mit den Gemeindegliedern animiere ich die Menschen, alles kritisch zu hinterfragen, auch meine eigenen Handlungen. Die Menschen begegnen uns aufgeklärter und differenzierter.“

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„Ich tue mich grundsätzlich schwer damit, wenn Parteien - und damit meine ich ausdrücklich nicht nur die AfD - von irgendwelchen christlichen Werten sprechen, die man glaube zu repräsentieren oder sogar vermeintlich zu verteidigen. Leider ergreifen oftmals die Menschen das Wort, die diese Begriffe selbst schwer mit Inhalt füllen können“, mahnt Martin Vogt.

Die Demo für Demokratie und Vielfaltfand in Sundern am 2.Febr. 2024 auf dem Franz-Josef-Tigges-Platz statt.
Die Demo für Demokratie und Vielfaltfand in Sundern am 2.Febr. 2024 auf dem Franz-Josef-Tigges-Platz statt. © Ralf Litera | Ralf Litera

Als Geistliche trage man in der Gesellschaft noch immer ein hohes Maß an Verantwortung, weshalb man sich auch dazu entschieden habe, deutliche Statements in Bezug auf Rassismus und Ausgrenzung zu tätigen. Man wolle „Duftmarken“ setzen. Das müsse nicht unbedingt nur am Sonntag von der Kanzel aus geschehen, sondern funktioniere auch in persönlichen Gesprächen und in den sozialen Netzwerken.

Jesus hat als junger Mensch bereits Außenseitern der damaligen Gesellschaft geholfen - ganz gleich welcher Religion sie angehörten, wie sie aussahen und woher sie kamen.
Stefan Siebert - Pfarrer im Pastoralen Raum Sundern

Umgekehrt dürfe man als Kirche auch nicht Gefahr laufen, das Kerngeschäft zu vernachlässigen. „Jesus hat als junger Mensch bereits Außenseitern der damaligen Gesellschaft geholfen - ganz gleich welcher Religion sie angehörten, wie sie aussagen und woher sie kamen. Da sind wir wieder beim Thema Vielfalt und Toleranz“, betont Siebert.

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Beide Gemeinden wollen mit neuen Formen von Gottesdiensten neue Gruppen ansprechen. „Damit können wir Menschen begegnen, die sonst vielleicht nicht in die Kirche kommen würden“, resümiert Martin Vogt. Als Geistlicher müsse man grundsätzlich hart im Nehmen sein. „Wir sind froh, wenn sich manche Menschen bei Hochzeit, Kommunion, Taufe oder Beerdigung an uns erinnern. Wir wollen zu diesen Festen das Bestmögliche anbieten und niemanden enttäuschen. Vielleicht findet am Ende doch der ein oder andere zurück in die Kirche und nimmt an der Gemeinschaft wieder häufiger teil“, so Stefan Siebert.

Die Geistlichen bleiben Teil des Netzwerkes für Toleranz und Vielfalt in Sundern sein und auch bei weiteren Aktionen gegen Ausgrenzung und Rechtsextremismus mitmachen. Im März ist das nächste Treffen geplant. Die Kundgebung von Anfang Februar soll kein einmaliges Bekenntnis bleiben, sondern der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen sein.