Bruchhausen. Das schwedische Chemieunternehmen schafft mit einer neuen Messwarte bessere Arbeitsbedingungen und stärkte den Standort Bruchhausen

Acht Stunden dauert die Schicht von Avni Meta. Und nahezu die meiste Zeit seines Arbeitstages blickt der Mann aus Niedereimer auf große und kleine Monitore. Er sieht bunte Bilder und jede Menge Zahlen, die Laien nicht verstehen. Der gelernte Maschinen- und Anlagenführer arbeitet seit sechs Monaten bei der Perstorp Chemicals GmbH in Bruchhausen. Sein Arbeitsplatz ist die Messwarte. Gemeinsam mit vier Kollegen ist Avni Meta während einer Schicht in der Messwarte tätig.

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„Ich trage eine große Verantwortung, denn ich bin vornehmlich für die Kontrolle unseres Kraftwerks zuständig. Und ohne Energie können wir nicht produzieren“, sagt Meta. Das Werk in Bruchhausen ist das einzige der Firmengruppe in Deutschland. Es gehört zum schwedischen Chemieunternehmen Perstorp, das wiederum 2022 vom malaysischen Großkonzern Petronas übernommen wurde. In Bruchhausen wird sogenanntes Pentaerythrit hergestellt. Diese Substanz ist zum Beispiel in Weichmachern und Emulgatoren zu finden, auch einige Sprengstoffe enthalten Pentaerythrit.

Den aufmerksamen Blicken von Avni Meta entgeht nichts. Der Maschinen- und Anlagenführer kontrolliert die Produktion bei Perstorp. 
Den aufmerksamen Blicken von Avni Meta entgeht nichts. Der Maschinen- und Anlagenführer kontrolliert die Produktion bei Perstorp.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Damit die Produktion im Bruchhausener Perstorp-Werk vernünftig überwacht und kontrolliert werden kann, ist die Messwarte nach einjähriger Planung und Bauzeit komplett erneuert worden. Mehrere Mitarbeiter waren in die Planungen involviert und konnten ihre Erfahrungen einfließen lassen. „Zuvor hatten wir zwei Messwarten, die jeweils an verschiedenen Standorten auf dem Werksgelände angesiedelt waren. Nun haben wir beide Messwarten in der Nähe des Haupteingangs in einem modernen Bau kombiniert“, erklärt Betriebsleiter Andre Hoh.

In dem Gebäude befindet sich ein Bereich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in dem sie sich umziehen können. Die Messwarte selbst ist durch ein Chipsystem elektronisch gesichert. Nur autorisierte Personen erhalten Zutritt zu der Warte. „Wir wollen vermeiden, dass Personen einfach nur auf ein Schwätzchen in die Warte kommen und die Mitarbeiter ablenken. Gleichzeitig geht es aber auch um die Sicherheit der Mitarbeiter und der Produktion“, betont Hoh.

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In der Messwarte befindet sich eine Küche mit Essbereich. Dort können sich die sogenannten Operatoren - so werden die Überwacher der Messwarte genannt - ihr Essen zubereiten. Große Glasfenster ermöglichen auch von der Küche aus den Blick auf die Monitore. „Die Mitarbeiter sollen sich hier wohlfühlen, damit sie gerne zur Arbeit kommen und sich auch konzentrieren können“, unterstreicht der Betriebsleiter.

Operator Avni Meta überwacht die Vorgänge im Kraftwerk in der neuen Messwarte.
Operator Avni Meta überwacht die Vorgänge im Kraftwerk in der neuen Messwarte. © Eric Claßen | Eric Claßen

Begeistert zeigt sich Avni Meta von den Arbeitsstühlen, die genauso ergonomisch konzipiert sind wie die höhenverstellbaren Tische. Sogar das Licht in der Messwarte kann je nach Wunsch verändert werden. „Die Stühle sind sehr angenehm. Schließlich sitzen wir die meiste Zeit des Arbeitstages darauf. Wir können hier ruhig und in entspannter Atmosphäre arbeiten“, freut sich Avni Meta.

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Die Messwarte muss rund um die Uhr besetzt sein und das auch das ganze Jahr über. „Wir produzieren permanent“, so Andre Hoh. Alle acht Stunden wechsle die Schicht in der Warte, damit die Aufmerksamkeit hoch bleibe. Gibt es einmal eine Alarmmeldung, dann gibt es nicht wie in manchem Kinofilm ein lautes Hupen und Hektik. „Wir haben eine Lichtleiste unterhalb der Monitore installiert. Durch die jeweilige Farbe wissen wir Bescheid, was gerade passiert ist“, sagt Avni Meta. Neben ihm gehören zum Team der Operatoren gelernte Chemikanten, Industriemechaniker und Elektriker.

Im betriebseigenen Kraftwerk wird Energie für die Herstellung von Pentaerythrit produziert.
Im betriebseigenen Kraftwerk wird Energie für die Herstellung von Pentaerythrit produziert. © Eric Claßen | Eric Claßen

Durch die Zusammenlegung der beiden bisherigen Messwarten zur neuen Messwarte sei die Kommunikation deutlich einfacher geworden. „Vorher musste ich telefonieren, um mich mit den Kollegen abzustimmen, jetzt drehe ich mich einfach um und wir besprechen alles hier im Raum“, deutet Avni Meta an. In einem großen Besprechungsraum finden außerdem täglich die Produktionsbesprechungen statt, an denen auch Andre Hoh als Betriebsleiter teilnimmt.

Dr. Ines Rhotert, Geschäftsführerin des Bruchhausener Perstorp-Werks, erklärt: „Schichtarbeit ist anstrengend. Deshalb bin ich froh, dass wir die Arbeitsbedingungen für unserer Mitarbeiter durch die neue Messwarte verbessern konnten. Das soll das bisherige Personal motivieren und gleichzeitig ein wichtiges Argument bei der Akquise neuer Fachkräfte sein. Zugleich ist diese Investition auch ein Bekenntnis in den Standort hier in Bruchhausen. Die Abläufe werden reibungsloser und wir rüsten uns für die Zukunft.“